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Wenn es um die Förderung von Startups geht, die ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehen, gilt Hamburg als vorbildlich. Vor allem die Zuschussprogramme der IFB Hamburg und ihrer Tochter IFB Innovationsstarter GmbH leisten hier wertvolle Dienste. Schwieriger wird es dann in späteren Unternehmensphasen – doch auch hier gibt es für Seed- und Serie-A-Finanzierungsrunden passende Angebote. Dörte Bunge von der IFB Innovationsstarter GmbH erklärt uns im Interview, welche das sind und wie Startups davon profitieren können.

© IFB: Dörte Bunge, Principal bei IFB Innovationsstarter GmbH

Liebe Dörte, vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns nimmst!

Erzähle uns bitte zunächst einmal, wie es mit den Förderprogrammen der IFB Innovationsstarter GmbH angefangen hat.

Gern! Los ging es im Jahr 2011. Der heutige Erste Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher war gerade zum Finanzsenator ernannt worden. Damals wurde der erste Innovationsstarter Fonds aufgelegt. Die Stadt wollte darüber vielversprechende Startups fördern. Das Volumen lag bei 12 Millionen Euro und uns war nicht klar, ob in dieser Größenordnung überhaupt Bedarf bestand. Da wurden wir schnell eines Besseren belehrt!

Welche Voraussetzungen muss ein Startup erfüllen, um für den Innovationsstarter Fonds in Frage zu kommen?

Wichtig ist ein Konzept mit einem hohen Innovationsgrad und einem klaren Alleinstellungsmerkmal. Zudem sollte das Geschäftsmodell skalierbar sein und idealerweise am Markt schon erste Erfolge nachweisen können. Ein weiterer Faktor ist das Team: Es sollte komplementär aufgestellt sein und mit den Widerständen umgehen können, die in der Startup-Welt unvermeidlich sind. Solopreneur:innen sind für das Programm eher nicht geeignet. Hinzu kommen formale Kriterien wie der Unternehmenssitz oder die Betriebsstätte in Hamburg und ein Höchstalter von unter fünf Jahren.

Sollte ein Startup den Exit anstreben?

Ja, auf jeden Fall. Wir fungieren als Wagniskapitalgeber, da ist das übliche Ziel ein Exit, also, verkürzt gesagt, der gewinnbringende Verkauf des Unternehmens, im Zuge dessen wir unsere Beteiligung wieder beenden. Wer das von vornherein ausschließt und mit seiner Gründung alt werden möchte, sollte sich eher geeignetere Finanzierungsalternativen suchen.

Du definierst euer Engagement als Seed-Investment. Heißt das, ein Startup muss bereits eine Pre-Seed-Runde abgeschlossen haben?

Nicht unbedingt. Wir akzeptieren auch Startups, die sich bisher selbst finanziert oder nur kleinere Tickets von Business Angels erhalten haben. Es ist sogar ein Vorteil, wenn bisher nicht allzu viele Investoren beteiligt sind. Es sollten nämlich noch über 50 % der Unternehmensanteile beim Gründerteam liegen. In der Regel sind wir der erste institutionelle Investor.

© IFB: das Team der IFB Innovationsstarter GmbH

Wie viele Unternehmensanteile muss ich abgeben und was bekomme ich dafür?

Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich und hängt natürlich auch von der aktuellen Unternehmensbewertung und der Größe der Finanzierungsrunde ab. Im Normalfall sollte ein Startup von 15 bis 20 % ausgehen. Wir investieren bevorzugt gemeinsam mit anderen Investoren. Insgesamt stehen unsererseits bis zu 1,5 Millionen Euro pro Startup zur Verfügung. Zu einer Runde steuern wir im Durchschnitt 500.000 Euro bei. Im Höchstfall auch mal 800.000 Euro, wie zum Beispiel bei BLUU Seafood, das mit seinem kultivierten Fisch aus Zellkulturen ein besonders überzeugendes Geschäftsmodell vorgestellt hat.

Du sagtest, ihr beteiligt euch nur im Verbund mit anderen Investoren. Könnt ihr den Startups bei der Suche helfen?

Idealerweise hat das Startup schon vielversprechende Kontakte geknüpft, wenn es sich bei uns bewirbt. Wir können im Einzelfall aber über unser umfangreiches Netzwerk die Fühler etwas ausstrecken und über ein Term Sheet eine Art Empfehlungsschreiben ausstellen.

Wie viel Zeit vergeht in der Regel von der ersten Beantragung bis zur Ausschüttung der Förderung?

Das hängt davon ab, wie tief wir in die Due Diligence einsteigen müssen, also der Prüfung aller relevanten Daten und Fakten. Mit drei Monaten sollte man schon mindestens rechnen. Es gibt aber eine Abkürzung: Beim sogenannten Fast Track investieren wir zwar nur bis zu 250.000 Euro, dafür dauert der Prozess auch nur sechs bis acht Wochen.

An welchem Punkt seit ihr aktuell beim Innovationsstarter Fonds?

Momentan investieren wir aus dem dritten Fonds. Selbiger sollte bis Ende 2027 ausfinanziert sein, es ist also noch ein guter Zeitpunkt für eine Bewerbung. Wir beteiligen uns an bis zu fünf Startups pro Jahr. Der aktuelle Fonds hat ein Gesamtvolumen von 15 Millionen Euro. 60% davon kommen von der Stadt Hamburg, 40% vom Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE). Insgesamt haben wir uns mit unseren Innovationsstarter Fonds an mehr als 50 Startups beteiligt.

©awork: Nils Czernig, Tobias Hagenau und Lucas Bauche, Gründer von awork

Du sagtest vorhin, das Ziel sei ein Exit. Da gibt es doch sicher schon einige erfolgreiche Beispiele.

Natürlich klappt das aus verschiedenen Gründen nicht immer, aber tatsächlich konnten wir da schon einige schöne Erfolgsgeschichten schreiben. Spontan fällt mir da CUSTOMCELLS ein, ein Startup, das als Ausgründung des Fraunhofer-Instituts begonnen hat und individuelle Lithium-Ionen-Batteriezellen mit hohen Effizienzen produziert. Ein weiteres gutes Beispiel ist HQLabs, das mit einer Agentursoftware überzeugen konnte. Ein Teil des ursprünglichen Teams um Gründer Tobias Hagenau ist mit dem neuen Startup awork schon wieder auf einem guten Weg.

Der Innovationsstarter Fonds kann also schon auf viele erfolgreiche Jahre zurückblicken. Bisher fehlte aber ein Programm zur Unterstützung von größeren Finanzierungsrunden im Millionenbereich. Seit knapp einem halben Jahr ist das anders, da wurde der InnoVentureFonds eingeführt. 

Richtig. Der InnoVentureFonds ist gedacht für Startups, die die Seed-Phase bereits erfolgreich hinter sich gelassen haben und nun eine Serie-A-Finanzierungsrunde anstreben. Im Prinzip gelten hier ähnliche Bewerbungskriterien wie beim Innovationsstarter Fonds, nur noch etwas strikter. So ist eine bereits erfolgreiche Marktpräsenz Voraussetzung, idealerweise kommt noch ein Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen hinzu. Startups aus kapitalintensiven Bereichen wie BioTech oder Quantencomputing müssen natürlich noch nicht erfolgreich im Markt sein. Insgesamt stehen 60 Millionen Euro zur Verfügung. Bis zu sieben Millionen Euro kann ein Startup aus dem Fonds erhalten, mindestens aber zwei Millionen Euro. Wir freuen uns, Startups nun auch nach der Seed-Phase begleiten zu können.

Müssen auch hier wieder weitere Investoren mit an Bord sein?

Ja, ideal ist ein Verhältnis von mindestens 50:50. Das heißt, wenn wir zwei Millionen Euro investieren, dann sollten aus anderen Quellen ebenfalls mindestens zwei Millionen hinzukommen. Gegenüber Bestandsinvestoren bevorzugen wir neue Mitstreiter, die zu den gleichen Bedingungen einsteigen wie wir.

Mit welchem Zeitaufwand ist zu rechnen?

Da hier die Prüfung noch umfangreicher ausfällt als beim Innovationsstarter Fonds, sollte man mit mindestens sechs Monaten kalkulieren.

© Sympatient: die Gründer Christian Angern, Julian Angern und Benedikt Reinke

Vier Startups haben die neue Förderung bereits erhalten. Gibt es da ein besonders schönes Beispiel?

Da möchte ich Sympatient nennen, das eine digitale Therapie gegen Angststörungen entwickelt hat. Auf dieses Startup sind wir schon ein wenig stolz, da es sich für mehrere unserer Programme qualifiziert hat, zunächst InnoRampUp, dann den Innovationsstarter Fonds und jetzt eben InnoVentureFonds. Wir konnten die Entwicklung von Sympatient also über viele Jahre beobachten, das erleichtert den Entscheidungsprozess und zeigt exemplarisch, wie unsere Fördervehikel ineinandergreifen und ein Startup über eine längere Zeit von der Gründung bis zum Wachstum unterstützen können.

Ist das eine Voraussetzung für eine Bewerbung?

Nein, natürlich können sich auch Startups bewerben, mit denen wir bisher nichts zu tun hatten. Und wenn sich das von ihnen angestrebte Förderprogramm nicht eignet, können wir oft eine Alternative nennen. Schließlich sind wir bei der IFB Innovationsstarter GmbH breit aufgestellt, da ergeben sich viele Chancen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Autor

Startup City Hamburg

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