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Ein erfolgreiches Startup aufzubauen, ist ein gewaltiger Kraftakt – und irgendwann stellt sich für viele Gründer:innen die Frage: Wann ist der richtige Zeitpunkt, um sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen oder sogar komplett auszusteigen?

Ein sogenannter Exit ist ein entscheidender Meilenstein, der für alle Beteiligten sorgfältig geplant und durchdacht sein sollte. Das Hauptziel von Gründer:innen liegt bei einem Exit darin, durch den Verkaufspreis mindestens die eigene finanzielle Investition wieder hereinzuholen und maximal so viel Gewinn wie möglich zu machen. Dazwischen gibt es noch vielfältige und individuelle Optionen, wie zum Beispiel Anteilsverkäufe und mögliche Beteiligungen, den Behalt der Geschäftsführung und mehr.

Welche Exit-Optionen gibt es? Wie erkennst du den passenden Zeitpunkt für einen Verkauf oder Rückzug? Welche Fallstricke lauern jeweils dabei? Wir erklären es dir Schritt für Schritt und geben dir wertvolle Tipps an die Hand.

Trade Sale eines Startups

Beim Trade Sale übernimmt ein anderes Unternehmen bzw. eine Investorin oder ein Investor dein Startup teilweise oder vollständig. Oft handelt es sich dabei um größere Player der Branche, die durch den Kauf Marktanteile, Technologien oder Talente gewinnen möchten. Dabei vorteilhaft kann eine schnelle und sichere Abwicklung sein, denn die Käuferin oder der Käufer verfügt in der Regel über ausreichend finanzielle Mittel. Weil strategisch handelnde Käufer:innen in Erwartung positiver Synergien ein großes Interesse an der Übernahme deines Startups haben, kann hier der Kaufpreis verhältnismäßig hoch ausfallen. Doch natürlich musst du beim Verkauf deines Startups auch Opfer bringen: Du gibst dein „Baby“ ab und damit auch deine Kontrolle über das Unternehmen – du hast nach dem Verkauf keine oder keine alleinige Entscheidungsmacht mehr. Das kann obendrein auch bedeuten, dass nach dem Verkauf Mitarbeitende entlassen oder dir persönlich wichtige Produkte oder Unternehmensdienstleistungen von der neuen Unternehmensführung aus strategischen Gründen gestrichen werden.
Beispiel: Das Hamburger FinTech Figo entwickelte einen Banking Service Provider und wurde 2019 von Finleap, einem Berliner FinTech-Ökosystem, übernommen. Für Figo bedeutete dies eine Integration in ein größeres Netzwerk – ein Vorteil für die Skalierung der Technologien.

Verkauf des Startups an Private-Equity-Gesellschaften

Private Equity-Gesellschaften bzw. Beteiligungsgesellschaften sammeln Geld in einem Fonds, über den Anteile an verschiedenen Unternehmen gekauft werden. Zwar wird in diesem Fall dein Startup nicht komplett von einem anderen Unternehmen übernommen, jedoch musst du Entscheidungs- und Mitspracherechte an die Investor:innen abgeben. Deshalb ist es für dich sehr wichtig, dich vor dem Verkauf genau über die Ziele und die Strategie der Fondsgesellschaft zu informieren, um sicherzustellen, dass diese zu deinen Vorstellungen passen und sich dein Startup durch den Einfluss dieser Investor:innen positiv entwickelt. Umgekehrt muss sich aber auch dein Startup als des Investments würdig beweisen und zwar durch ein innovatives Konzept mit klarer Abgrenzung vom Wettbewerb und entsprechenden Zahlen, Daten und Fakten. Private-Equity-Firmen bringen oft zusätzliches Kapital für Wachstum ein und verfügen über Expertise, die dein Unternehmen stärken kann. Der Fokus dieser Gesellschaften liegt allerdings auf schnellem Gewinn und nicht auf langfristigem Wachstum – daher wird für dich sicherlich ein hoher Erfolgsdruck spürbar werden.

© Good Faces, Unsplash

Liquidation: Verkauf eines Startups

Ein adäquater Grund für einen Exit kann natürlich auch sein, dass sich dein Startup nicht so entwickelt, wie du es dir vorgestellt hast oder dich externe Faktoren zur Abwicklung deines Unternehmens zwingen. Bei der Liquidation werden sämtliche Vermögenswerte deines Startups verkauft – und das in der Regel zu sehr günstigen Preisen. Daher ist diese Exit-Form nicht dazu geeignet, am Ende mit Gewinn dazustehen. Der Vorteil ist jedoch, dass dieser Prozess im Vergleich zu Übernahme und Verkauf deutlich schneller und unkomplizierter umgesetzt werden kann.

© Mediaserver Hamburg / www.leemaas.de

Börsengang eines Startups

Beim Börsengang – auch IPO (Initial Public Offering) genannt – wird dein Startup unter bestimmten Voraussetzungen (Bestandsdauer, Volumen des Eigenkapitals etc.) an der Börse gelistet und Anteile können von der Öffentlichkeit in Form von Aktien gekauft werden. Dadurch kann das Image und die Glaubwürdigkeit deines Unternehmens gesteigert werden und es fließt frisches Kapital hinein. Bis zu einem Exit ist es hierbei jedoch ein recht langer Weg, denn nachdem dein Unternehmen unter bestimmten Voraussetzungen an der Börse gelistet ist, müssen erst einmal alle Firmenaktien verkauft sein. Das bedeutet andererseits aber auch, dass bei dieser Verkaufsvariante auch nur ein teilweiser Exit möglich ist, indem du als Gründer:in Aktienanteile behältst und nach Bedarf erst später verkaufst. Von Nachteil ist hierbei, dass mit einem Börsengang hohe Kosten für die Banken, die Börse, die Kommunikation mit den Aktionären und die damit beschäftigten Mitarbeitenden einhergeht.

Fusion: Startup und Corporate gehen zusammen (Merger)

Bei einer Fusion verschmelzen zwei Unternehmen zu einer neuen Einheit. Diese Option kommt oft bei Startups zum Einsatz, die sich in denselben Märkten bewegen und von gemeinsamen Stärken und Synergieeffekten profitieren wollen. Ein strategisch cleverer Zusammenschluss kann die Machtposition des dann vergrößerten Unternehmens am Markt erhöhen. Auch diese Variante muss gut vorbereitet werden, denn Fusionen sind sowohl rechtlich als auch organisatorisch ziemlich aufwendig. Außerdem können unterschiedliche Unternehmenskulturen Probleme verursachen, zum Beispiel durch unflexible Belegschaft, interne Kommunikationsprobleme und unterschiedliche Führungsstile.

Management-Buyout (MBO) eines Startups

Beim Management Buyout kauft das bestehende Management das Unternehmen. Dabei bleiben der Stab an Mitarbeitenden und das Geschäftsmodell oft unverändert. Auch die Umsetzung lässt sich verhältnismäßig schnell durchführen, denn das Management kennt das Unternehmen bereits. Natürlich ist dieser Schritt nur machbar, wenn alle Personen aus dem Management den Kaufpreis aufbringen können. Um das Unternehmen weiter auszubauen und wachsen zu lassen, könnte es bei dieser Variante an Kapital fehlen.

Wann ist dein Startup reif für einen Exit?

Nicht jede Gründung ist bereit für den großen Sprung. Indikatoren für einen erfolgreichen Exit sind:

  • Starkes Wachstum: Dein Unternehmen zeigt konstante Umsatzsteigerungen.

  • Skalierbares Geschäftsmodell: Der Umsatz deines Startups könnte ohne großen Mehraufwand gesteigert werden.

  • Attraktiver Markt: In deiner Branche besteht ein großes Wachstumspotenzial.

  • Klare Marktposition: Dein Startup ist bereits ein etablierter Player in seinem Segment.

  • Attraktive Technologie: Du bietest ein einzigartiges innovatives Produkt oder eine schwer imitierbare Lösung an.

  • Interesse von Investor:innen: Du erhältst Anfragen von mehreren strategischen Käufer:innen oder Venture Capital Gesellschaften.

  • Strategische Vorbereitung: Definiere klare Ziele für den Verkauf. Was soll erreicht werden? Maximierung des Verkaufspreises, langfristige Sicherheit für Mitarbeitende oder dein persönlicher gewinnbringender Ausstieg?

  • Professionelle Bewertung: Eine realistische Unternehmensbewertung durch unabhängige Expert:innen ist für jede Exit-Verhandlung essenziell.

  • Passende Käufer finden: Netzwerke und Berater:innen können dich dabei unterstützen, die optimale Käuferin oder den optimalen Käufer zu identifizieren.

  • Juristische Absicherung: Verträge und Finanzen müssen für potenzielle Käufer:innen absolut transparent und nachvollziehbar sein und umfassenden Due-Diligence-Prozessen standhalten. Das stärkt das Vertrauen und reduziert mögliche Unternehmensrisiken.

Ein unerwartetes Kaufangebot eines Unternehmens oder einer Private Equity Gesellschaft ist schmeichelhaft, kann dich aber natürlich auch vollkommen überrumpeln. Die richtige Strategie:

  1. Ruhe bewahren: Nicht sofort zusagen oder ablehnen. Die potenzielle Käuferin oder der Käufer mag es eilig haben, du aber nicht. Daher nimm dir ausreichend Zeit, um zunächst einmal den Marktwert deines Startups professionell zu ermitteln und dementsprechend das Angebot zu überprüfen. Dabei spielen unternehmerische Faktoren wie Alleinstellungsmerkmal, Positionierung und Wachstumspotenzial maßgebliche Rollen.

  2. Berater:innen einbinden: Du musst nichts allein entscheiden! Für Verhandlungen und Finanzen kannst du dir von darauf spezialisierten Unternehmensberater:innen und Anwält:innen helfen lassen. Falls dein Startup einen Investorenpool hat, kann dieser mit Expertise, Beratung und Netzwerk helfen. Sinnvoll ist es auch, sich alternative Kaufangebote einzuholen, indem du gezielt VC-Gesellschaften und Family-Offices ansprichst. Tipps und Unterstützung erhältst du in Hamburg auch bei der Startup-Unit von Hamburg Invest.

  3. Langfristig denken: Wie passt der Verkauf zu deinen persönlichen und unternehmerischen Zielen? Werde dir darüber klar, was für dich auf lange Sicht wichtiger ist: das Geld für deine Absicherung und mögliche neue Projekte oder die Weiterführung der unternehmerischen Reise mit deinem Startup.

© Unsplash

Was tun, wenn einer der Gründer:innen geht

Wenn nur eine Person aus dem Gründer:innenteam aussteigt, während die anderen in der Firma bleiben, sind folgende Punkte zu klären:

  • Anteile: Wird der Anteil der aussteigenden Person verkauft oder verbleibt er im Unternehmen? Können die verbleibenden Gründer:innen den Anteil übernehmen und haben sie ausreichend finanzielle Mittel, um die ausscheidende Person angemessen auszuzahlen?

  • Rollenverteilung: Wer übernimmt die Managementaufgaben der aussteigenden Person?

  • Vertragliche Regelungen: In Gründer:innenverträgen sollten denkbare unternehmerische Szenarien, wie der Ausstieg einer Partnerin oder eines Partners, vorab geregelt sein.

© Austin Distel, Unsplash

Typische Fehler bei einem Exit und wie sie vermieden werden können

  1. Emotionale Entscheidungen: Ein Exit ist ein rationaler unternehmerischer Prozess. Deine persönlichen Befindlichkeiten sollten dabei keine zentrale Rolle spielen. Deshalb ist dabei die Unterstützung von neutralen Berater:innen äußerst hilfreich.

  2. Fehlende Vorbereitung: Ohne klare Strukturen, realistische Bewertungen und juristische Absicherung kann ein Exit scheitern. Hol dir unbedingt den Rat von Expert:innen.

  3. Unklare Kommunikation: Mitarbeitende und Geschäftspartner:innen sollten rechtzeitig über anstehende Veränderungen informiert werden.

Fazit: Ein Exit ist eine komplexe, aber auch spannende Phase im Leben eines Startups. Mit sorgfältiger Planung, professioneller Beratung und klaren Zielen kann er zu einem erfolgreichen Abschluss führen – und einen Meilenstein für die persönliche und unternehmerische Zukunft setzen.


Autor

Startup City Hamburg

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