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Wie bekomme ich Fernseher, Stühle und andere Dinge, die für den herkömmlichen Paketversand zu groß sind, am günstigsten von A nach B geliefert? Die Antwort gibt Muvn, das Mitfahrgelegenheiten für Gegenstände vermittelt. Hinter dem Startup steckt ein Gründungsteam mit reichlich Erfahrung, was ihm von Beginn an viel Unterstützung einbrachte. Die treibende Kraft des Unternehmens ist CEO Katharina Kreutzer.

© Muvn: Katharina Kreutzer

Eine Gründerin aus einer Unternehmerfamilie

Gibt es so etwas wie Unternehmer-Gene, über die ein besonderes Talent für Entrepreneurship vererbt wird? Diese These haben Forschende vor einigen Jahren aufgestellt. Sie ist umstritten, aber für die gebürtige Regensburgerin Katharina Kreutzer könnte sie tatsächlich zutreffen. Beide Elternteile betrieben unabhängig voneinander mehrere Betriebe in der Hotellerie, Gastronomie und im Fleischhandel. So erfuhr sie schon früh und ganz nebenbei am Küchentisch, was eine GmbH ist und wie Unternehmen aufgebaut sind. Das half ihr beim Besuch der Wirtschaftsschule, wo sie hervorragende Noten erhielt, obwohl sich selbst nicht als Musterschülerin bezeichnet.

Früh lernte sie auch das Arbeitsleben kennen. Bereits im Alter von acht Jahren übernahm sie kleine Aufgaben in den Familienbetrieben, im Laufe der Jahre wuchs ihre Verantwortung und sie sammelte Erfahrungen, die ihr bis heute nützen. Nach der Schule machte Katharina eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau, arbeitete dann für einen großen Handelskonzern im Einkauf und absolvierte parallel ihren Bachelor of Science in Business- und Retailmanagement. Bei ihrem Arbeitgeber stand sie kurz vor der Beförderung, als sie bei einer Online-Recherche zum Thema E-Commerce und Verpackungslösungen zufällig auf die Webseite von founderio stieß.

© Boomerang: das Gründungstrio Marc Engelmann, Katharina Kreutzer und Christan Putz

Wegen Boomerang nach Hamburg und nicht zurück

founderio ist eine Plattform, über die angehende Startup-Unternehmer:innen Mitgründer:innen suchen. 2021 stellte Marc Engelmann dort sein Projekt vor, ein Mehrwegsystem für Versandtaschen. Katharina war sofort begeistert und machte sich zum Kennenlerngespräch auf nach Hamburg, genau wie Christian Putz, der seine Wurzeln ebenfalls in Bayern hat. Nach dem Treffen der drei stand fest: Hier hatte sich das Trio für die offizielle Gründung des Startups Boomerang gefunden. Katharina Kreuzer kündigte ihren Job, machten den Sprung von Süd nach Nord und wurde Teil einer Erfolgsgeschichte, die 2022 begann. Boomerang konnte mehrere Preise gewinnen, Kooperationen mit namhaften Partnern eingehen und Finanzierungsrunden in Millionenhöhe eingehen.

Anfang 2024 zog sich Katharina trotzdem aus dem operativen Geschäft bei Boomerang zurück. Sie war als CPO für die Produktentwicklung zuständig gewesen, was eigentlich nicht ihre Domäne ist. Durch die Einstellung eines Verpackungsexperten hat sie sich quasi selbst wegrationalisiert. Nach dem Teilausstieg – im Advisory Board ist sie nach wie vor mit dem Startup verbunden – wollte sie sich erstmal eine Auszeit und eine ausgiebige Asienreise gönnen. Daraus wurde allerdings nichts, denn eine Erfahrung, die noch aus der Zeit ihres Umzugs von Regensburg nach Hamburg stammte, wurde zur Grundlage einer neuen Geschäftsidee.

© Muvn: das Gründungsteam Massimo Sabatino, Emre Aydin, Katharina Kreutzer und Rene Schröder

Muvn hat ein erfahrenes Gründungsteam mit klaren Kompetenzen

Damals war ihr klar geworden, wie umständlich und teuer der Transport vor allem kleinerer Gegenstände sein kann. Da müsste es so etwas wie Mitfahrgelegenheiten für Sachen geben, war ein Gedanke, den sie zunächst nicht weiterverfolgte. 2024 sprach sie Massimo Sabatino, ein Bekannter aus ihrer Startup-Community darauf an, und in Minutenschnelle war ihnen klar, dass daraus ein erfolgversprechendes Startup werden könnte. Für die Gründung holten sie sich mit Emre Aydin und Rene Schröder zwei weitere Mitgründer aus ihrem Bekanntenkreis an Bord.

Muvn war geboren und verfügte von Beginn an über ein Quartett mit großer Erfahrung und Expertise. Massimo hatte mehrfach gegründet und ist der Finanzexperte im Team. Emre und Rene waren schon mit ihrem Startup Orderfy erfolgreich, das eine Bestell- und Bezahllösung für die Gastronomie entwickelt hat. Somit war bereits reichlich Startup-Basiswissen vorhanden, wodurch sich Prozesse beschleunigen und Fehler vermeiden ließen. Zudem war von Anfang an für eine klare Aufgabenverteilung gesorgt. Emre kümmert sich um die Produktentwicklung, Rene um das Marketing und Katharina gibt als CEO die Strategie vor.

Zudem ist sie auch das Gesicht von Muvn, tritt bei Pitches und Messen auf und teilt ihr Wissen regelmäßig bei LinkedIn. Dadurch ist sie so etwas wie eine Personenmarke geworden, wobei Selbstdarstellung nicht ihr Ziel ist. Vielmehr geht es ihr darum, die vielen Seiten des Unternehmertums zu beschreiben und zu zeigen, dass sich eine Frau in einer von Männern dominierten Branche wie der Logistik durchsetzen kann.

© Muvn: beim Gewinn des MarkenSlam 2024

Erfolgreich schon vor dem eigentlichen Start

Über mangelnde Aufmerksamkeit kann sich Muvn jedenfalls nicht beklagen. Schon zum Start im Sommer 2024 und lange vor dem eigentlichen Markteintritt hatten bereits mehrere Business Angels einen sechsstelligen Betrag investiert, unter ihnen Daniel Beutler, ehemaliger CEO der Reiseplattform Trainline. Außerdem holte sich Muvn einen der sechs Finalplätze beim Digital Logistics Award 2024 und gewann im vergangenen November den 7. MarkenSlam in Hamburg. Schließlich gab es Ende 2024 noch eine Förderung durch das InnoFintech-Programm der IFB Innovationsstarter GmbH. Auch 2025 setzte sich die Erfolgsserie fort: Im März sicherte sich das Startup 50.000 Euro von EcoVerse Ventures bei der Zebra Investment Night. Danach stieg auch der Unternehmer Benjamin Otto als Investor ein. Und im April kam der Sieg beim Technology for Future Award 2025 hinzu.

Da war die App von Muvn gerade gestartet. Inzwischen hat sie über 7.000 Downloads erreicht und schon vielfach ihre Aufgabe erfüllt: die Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten von Gegenständen. Das Prinzip ist denkbar einfach und orientiert sich an dem Geschäftsmodell des französischen Erfolgsunternehmens BlaBlaCar. Das wurde 2006 mit dem Ziel gegründet, ein europaweites Netz aus Mitfahrzentralen aufzubauen. Hintergrund ist die Tatsache, dass bei vielen Autofahrten die Plätze nur spärlich besetzt sind. Das Bundesverkehrsministerium hat einmal ermittelt, dass im Durchschnitt lediglich 1,4 Personen pro Pkw unterwegs sind; im Berufsverkehr sind es sogar nur 1,1 Personen.

© Muvn: die App

Muvn schließt eine Lücke in der Logistikbranche

Platz genug für Mitfahrende wäre also genug, nur wollen viele Autofahrer:innen keine fremde menschliche Begleitung haben, die zu viel redet oder andere unangenehme Verhaltensweisen an den Tag legt. Gegenstände machen dagegen garantiert keinen Ärger und haben nicht nur auf den Sitzen Platz, sondern auch im Kofferraum. So werden aus normalen Fahrer:innen schnell Transport:unternehmer:innen für einen Tag. Die Nutzer:innen der App geben auf der einen Seite ihre Fahrtroute ein und auf der anderen Seite den Gegenstand und von wo nach wo er transportiert werden soll. Den gewünschten Preis geben die Fahrer:innen vor, Muvn berechnet noch eine zusätzliche Gebühr. Ein Matchmaking-Algorithmus findet dann die passende Kombination heraus und ermöglicht im Idealfall eine Ersparnis von 80 % im Vergleich zu herkömmlichen Logistikern. Die sehen das Startup aber nicht als lästige Konkurrenz, sondern als willkommene Ergänzung zu ihrem Angebot. Branchenintern fällt im Zusammenhang mit Stückgut gelegentlich der Begriff „Unkraut“, bei dem Aufwand und Ertrag in einem schlechten Verhältnis stehen.

Muvns Angebot beschränkt sich nicht auf die reine Transportvermittlung. Auf Wunsch können Kund:innen die Gegenstände auch versichern lassen. Das Startup fungiert dann als produktakzessorischer Versicherungsvermittler, wie es im schönsten Bürokratiedeutsch heißt. Zum Service gehört zudem eine Chatfunktion, über die sich beide Parteien schon im Vorfeld austauschen können. Das wird von potenziellen Nutzer:innen ausdrücklich gewünscht, während ein GPS-Tracking der Fracht als weniger wichtig gesehen wird. Beides sind Ergebnisse von Kundenbefragungen, die bei der Entwicklung der App von Beginn an eine wesentliche Rolle gespielt haben. Als Zielgruppe peilt Muvn in erster Linie jüngere, technikaffine Leute an, aber im Prinzip sollen sich alle angesprochen fühlen, die etwas von A nach B transportieren möchten.

Muvn ist ein Hamburger Startup, auch wenn es vergangenes Jahr seinen Firmensitz wegen einer Förderung der House of Logistics and Mobility (HOLM) GmbH aus Frankfurt vorübergehend nach Hessen verlegt hatte. Das Kernteam besteht zurzeit aus acht Personen, hinzu kommt vielfältige Unterstützung aus dem Netzwerk. Die drei Co-Founder Massimo, Emre und Rene haben ihren Lebensmittelpunkt noch in Nordrhein-Westfalen, was sich aber durchaus ändern könnte, sollte die Erfolgsgeschichte von Muvn weitergehen wie bisher. In der Hamburger Startup-Community waren sie sicherlich willkommen. Sie ist es auch, die die Regensburgerin Katharina besonders hervorhebt:

„Ich habe mich in Hamburg sehr gut eingelebt und merke, dass in der Community die Unterstützung und die Zusammenarbeit besonders stark sind. Alle halten zusammen, um das Ökosystem nach vorne zu bringen. Ich freue mich auch auf kommende Kooperationen mit der Stadt Hamburg, um neue Mobilitätskonzepte gerade auch für den urbanen Lieferverkehr zu entwickeln, ganz nach dem Motto „Hamburg, neu gedacht“.“
Katharina Kreutzer, Gründerin und CEO von Muvn

Autor

Startup City Hamburg

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