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Pflanzliche Alternativen zu tierischen Lebensmitteln stoßen auf stetig wachsendes Verbraucherinteresse. Dabei stellt vor allem Käse für die Produzenten eine echte qualitative Herausforderung dar. Auf einem guten Weg ist da das Startup Vanozza. Seine Erfolgsgeschichte ist eng verbunden mit dem Engagement einer Reihe von Hamburger Förderprogrammen und Institutionen.

© Vanozza: das Team von 2023 Cindy Ta, Nico Hansen und Marie Tauber

Es begann in der ersten veganen Pizzeria

Bramfeld ist eines dieser Hamburger Stadtviertel, in dem es sich gut leben lässt, das aber nicht unbedingt als Geburtsstätte kreativer und innovativer Ideen gilt. Ungeachtet dessen beginnt hier 2015 die Geschichte eines der vielversprechendsten neuen Food-Startups. Nach seinem Abitur wollte Nico Hansen kein Studium beginnen, sondern ein Restaurant eröffnen. Inspiriert von seiner italienischen Tante und seiner kleinen Schwester, die ihn zum Veganismus gebracht hatte, sollte es eine vegane Pizzeria sein. Im Kulturzentrum BRAKULA fand er den geeigneten Standort für sein Vistro.

Die Eröffnung einer veganen Pizzeria war damals zumindest in Deutschland eine echte Pionierleistung. Dementsprechend gab es auch kaum geeignete Zutaten, die Nicos Qualitätsvorstellungen entsprachen. Eine besondere Herausforderung bei der Entwicklung pflanzlicher Alternativen zu tierischen Produkten stellt seit jeher Käse dar. Hier kommt es auf eine Reihe von Kriterien an: Geschmack, Textur, Aussehen und nicht zuletzt Schmelzfähigkeit. Da der Markt 2015 nichts hergab, was in allen Kategorien befriedigende Ergebnisse erzielte, fing Nico selbst zu experimentieren an. Als Hauptzutat wählte er Cashew, hinzu kamen Flohsamenschalen und Kokosfett.

© Vanozza: die klassische Kombination Tomate-Mozzarella, neu definiert

An die Uni und zurück in die Versuchsküche

Es brauchte eine Reihe von Versuchen, bis der Käse-, genauer gesagt, Mozarella-Ersatz, Ähnlichkeit mit dem Vorbild aus Büffelmilch bekam, doch das Ergebnis konnte sich dann durchaus sehen und schmecken lassen. Die Gäste des Vistro waren jedenfalls sehr zufrieden, einige wurden wegen der veganen Pizza zu Stammkunden. Einer von ihnen war Patrick Alpoim, der eine Ausbildung zum Systemgastronom absolviert hatte und das Restaurant übernahm, als Nico 2019 ein Studium der Sozialökonomie begann, das er inzwischen abgeschlossen hat.

Die Idee, vegane Käsealternativen im größeren Stil zu produzieren, blieb aber im Hinterkopf. Schon 2020, nach Ausbruch der Covid-Pandemie, trat sie wieder in den Vordergrund. Restaurants mussten vorübergehend schließen und das Studium lief nur online ab. So ergab sich die Gelegenheit, weiter an der Rezeptur und unter anderem an der Haltbarkeit und dem „Fadenzug“ zu arbeiten. Irgendwann war der Zeitpunkt erreicht, wo die Restaurantküche mit ihrer Ausstattung für die geplanten Produktionsmengen nicht mehr ausreichte, eine dafür geeignete Maschine wurde gebraucht gekauft.

© Mathias Jäger/Hamburg Startups: so sieht die Verpackung aus

2021 ist das offizielle Gründungsjahr von Vanozza

2021 fiel dann der offizielle Startschuss für das Startup Vanozza. Bei dem Schritt in Richtung Professionalisierung half nicht zuletzt die Aufnahme in das Accelerator-Programm des foodlab. Das foodlab ist eine Kombination aus Coworking Space, Versuchsküche, Pop-up-Restaurant und Veranstaltungsort und somit ein hervorragender Platz für Food-Startups, um sich auszuprobieren und zu wachsen. Mit seinem Accelerator bietet es zudem fachliche Unterstützung und Zugang zu einem umfangreichen Netzwerk. Vanozza konnte sich gleich zweimal für das Programm qualifizieren.

Auch eine Reihe von Kunden konnte Vanozza im Startjahr 2021 bereits von sich überzeugen, vor allem Pizzerien, die die stetig steigende Nachfrage nach veganen Gerichten befriedigen wollten. Damit war schnell klar, das Vanozza ein geschäftlicher Erfolg werden könnte. Um den tatsächlich zu erreichen, mussten aber mehr potenzielle Abnehmer als nur lokale Gastronomen auf das aufstrebende Food-Startup aufmerksam werden.

© Mathias Jäger/Hamburg Startups: Nico Hansen, Gründer von Vanozza, ist der Gewinner vom FIC 2022 FOOD AWARD

Der FIC FOOD AWARD und zwei Förderprogramme als Wachstumsbeschleuniger

Eine Möglichkeit bot der von Hamburg Startups initiierte FIC FOOD AWARD. 2022 bewarb sich Vanozza für diesen Wettbewerb, der sich an Startups aus ganz Europa richtet. Das Finale fand im Oktober im foodlab statt und Vanozza sicherte sich den ersten Platz. Der Gewinn beinhaltete unter anderem Listinggespräche mit dem Gastronomiegroßhändler CHEFS CULINAR und der Supermarktkette REWE, die sehr erfolgreich verlaufen sollten.

Das Jahr 2023 begann aber zunächst mit der Aufnahme in zwei weitere Förderprogramme, die zeigten wie vielseitig Vanozza inzwischen wahrgenommen wurde. Der Next Commerce Accelerator (NCA) investiert in der Regel in Startups, die dem E-Commerce zuzuordnen sind und für diesen Bereich digitale Lösungen anbieten. Das Engagement für ein Food-Produkt ist da eine absolute Ausnahme. Das gilt erst recht für das InnoFounder-Programm der IFB Innovationsstarter GmbH. Hier liegt der Fokus auf technischen Innovationen und Vanozza erhielt als erstes Food-Startup überhaupt den Zuschlag, weil sein Produktionsverfahren eine solche Innovation darstellt.

© Mathias Jäger / Hamburg Startups: Cindy Ta, Nico Hansen und Marie Tauber feiern den Start in den Einzelhandel

Der Einstieg in den Lebensmitteleinzelhandel

Patrick, einer der beiden Gründer, ist längst wieder ausgestiegen, dafür unterstützen Cindy Ta und Marie Tauber beim Wachstum seines Startups. Die beiden sind hauptsächlich für Marketing und Kommunikation zuständig. Die Produktion hat inzwischen ein Hamburger Unternehmen übernommen, das die erforderlichen Mengen in hoher Qualität liefern kann. Bei CHEFS CULINAR ist die Nachfrage nämlich im Laufe des Jahres stetig gestiegen und auch im Lebensmitteleinzelhandel läuft es seit einigen Wochen gut.

In mehreren Hundert Filialen der REWE Nord ist Vanozza mittlerweile erhältlich. Gerade hat das Team eine Verkostungstour durch zehn Supermärkte abgeschlossen. Dabei ist es auf fast durchgehend positive Resonanz gestoßen, die Akzeptanz für den veganen Käse-Ersatz war größer als erwartet. Eine schöne Belohnung für eine lange Vorbereitungszeit, denn bevor im September der Verkauf im Einzelhandel beginnen konnte, mussten noch viele Details geklärt werden. Dazu gehörten unter anderem die Verpackung, die Konfektionierung und auch das Produktdesign, das im Großhandel nur eine untergeordnete Rolle spielt aber wichtig bei der Konsumentenansprache ist.

© Vanozza: Gründer Nico Hansen

Kooperationen und Netzwerke für den Erfolg

Der Einstieg in den Einzelhandel ist für die meisten Food-Startups schon ein gewaltiger Schritt, die noch größere Herausforderung ist es, sich dort auch dauerhaft zu etablieren. Ob das gelingt, wird sich zeigen, weitere Produkte hat Vanozza auf jeden Fall in der Entwicklung. Einen Parmesan-Ersatz gibt es bereits, in Planung sind Alternativen zu Feta und Mozzarella-Sticks, die in Zusammenarbeit mit Veggie Crumbz entstehen, einem anderen Hamburger Food-Startup. Für die Lieferung der Cashew-Nüsse konnte Vanozza mit Korosho ein Startup gewinnen, das faire Anbaubedingungen garantiert, den Vertrieb übernimmt die ooha Food Company, die besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legt.

Im Laufe seiner Startup-Karriere hat Nico immer wieder festgestellt, wie wichtig ein breites Netzwerk für den Erfolg ist und das Hamburg dort ausgezeichnete Möglichkeiten bietet.

„Aus meiner Food-Startup-Sicht gesprochen ist Hamburg als Standort ein Schmelztiegel für kreative Ideen und Innovationen. Gerade ist das Food Cluster entstanden, das dem Standort nochmal einen Push geben wird. Es gibt außerdem zahlreiche Vernetzungsplattformen und Förderprogramme - wir konnten stark durch das Accelerator Programm des foodlabs sowie durch das InnoFounder-Programm der IFB Hamburg profitieren.“
Nico Hansen, founder of Vanozza

Autor

Startup City Hamburg

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