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Windkraftanlagen können noch viel effizienter werden. Wenn der Verschleiß von Bauteilen frühzeitig erkannt wird, werden die Ausfallzeiten seltener und die Wartungskosten lassen sich um bis zu 50 Prozent reduzieren. Das Hamburger Startup Annea hat dafür ein KI-basiertes Verfahren entwickelt, mit dem die Stromproduktion von Windturbinen im Jahresdurchschnitt um fünf bis fünfzehn Prozent gesteigert werden soll.

Annea trifft mit seinem Produkt genau den Trend der Zeit. Durch den Klimawandel und das weltweite Bemühen um eine Reduktion der C02-Emissionen sowie den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien ist die Windkraft gefragt wie noch nie. Effizientere Windparks, weniger Stillstand und ein reibungsarmer Betrieb bringen mehr grünen Strom in die Netze und steigern auch die Gewinne der Betreiber. Die Technologie des Hamburger Startups lässt auf hohes Potenzial hoffen. Daran glauben zumindest die Investoren. Bei der Seed-Finanzierungsrunde im Dezember vergangenen Jahres sammelte Annea 2,75 Millionen Euro ein. An der von Voyager Ventures angeführten Runde haben sich auch die früheren Investoren Faber Ventures und Innoport beteiligt. Die beiden Investoren hatten bereits in 2022 die Pre-Seed Finanzierung auf den Weg gebracht. Ende dieses Jahres bis Anfang kommenden Jahres strebt Annea seine Serie-A Finanzierung an. In der Anfangsphase hat Annea auch Mittel aus dem Förderprogramm InnoRampUp der IFB Innovationsstarter GmbH erhalten.                                                                 

© Annea: die Gründer Maik Reder und Marcel Frenzel

Gründer-Duo mit langjähriger Expertise

Die Gründer Dr. Maik Reder (CEO) und Marcel Frenzel (CCO) kommen beide aus dem Energie- und IT-Sektor. Reder hat seine Doktorarbeit über künstliche Intelligenz zur Optimierung von erneuerbaren Energien geschrieben und über zehn Jahre in der Forschung sowie bei europäischen Energieunternehmen gearbeitet. Frenzel hat über 15 Jahre Erfahrung als Management Consultant, Geschäftsführer und Entrepreneur gesammelt. Das Problem, wie Windkraftanlagen vorausschauend überwacht und gewartet werden können, hat die beiden 2019 auf die Idee gebracht, ein Startup zu gründen und alles viel besser zu machen:     

„Basierend auf meiner Forschung und einer gründlichen Analyse der bestehenden und unzureichenden Predictive Maintenance-Lösungen auf dem Markt haben wir die nächste Generation von Predictive Maintenance- und Ertragsoptimierungs-Lösungen entwickelt“, erinnert sich Reder. Inzwischen haben die beiden Gründer und ihr 30-köpfiges Team 16 Kunden in Europa, Nordamerika und Südostasien überzeugen können. Das Angebot von Annea ist eine Software-Plattform, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz den Betriebs- und Qualitätszustand der Maschinen und ihrer Komponenten prognostiziert und damit erhebliche Optimierungspotentiale bieten soll. 

© Annea: Screenshots der Web-Anwendung

Annea sagt voraus, was zwölf Monate später kaputtgeht

Der Hintergrund ist, dass Windparks mit zahlreichen Turbinen ein kaum überschaubares System darstellen. Wenn sich im Turbinengehäuse in über 100 Metern Höhe eine Schraube lockert oder an den Rotorblättern ein feiner Riss entsteht, ist das für das Wartungspersonal zunächst nur schwer erkennbar. Deshalb sind moderne Windkraftanlagen mit bis zu 200 Sensoren ausgestattet, mit denen die Bauteile überwacht werden. Um mit den gesammelten Daten eine vorausschauende Wartung zu steuern, ist laut Reder bei den bisherigen Systemen eine langwierige manuelle Bearbeitung durch hochqualifiziertes Personal erforderlich. Die Annea-Plattform hingegen habe als derzeit einzige auf dem Markt diese komplexen Schritte automatisiert.

„Mit maschinellem Lernen und physikalischer Modellierung erstellen wir digitale Zwillinge der Anlage, die es uns ermöglichen, den Gesundheitszustand der einzelnen Komponenten bis zu zwölf Monate vorherzusagen und die Leistung der Maschinen zu optimieren“, erläutert Reder. Annea verfüge bereits über Erfahrungswerte an über 10.000 Windturbinen. „Damit steht dem Unternehmen eine umfangreiche und wachsende Datenbank zur Validierung ihrer Lösung zur Verfügung“, konstatiert der Gründer. 

Die Windenergie soll erst der Anfang des gesamten Konzepts sein. Annea will noch höher hinaus und „eine entscheidende Rolle innerhalb der Energiewende einnehmen“, kündigt Reder an. Auch auf Photovoltaik- und Wasserkraftanlagen könne das Wartungssystem von Annea übertragen werden. Erste Pilotprojekte seien mit „namhaften Energiebetreibern“ bereits abgeschlossen worden. Auch auf globaler Ebene streben Reder und sein Team weitere Expansionen an. Die Präsenz auf dem US-amerikanischen Markt soll ausgebaut werden. In Südostasien will Annea seine Stellung stärken und auch in Europa einen Schritt zulegen. „Außerdem haben wir uns zum Ziel gesetzt, jährlich 70 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent aus der Produktion erneuerbarer Energien zu eliminieren“, erklärt Reder seine ehrgeizigen Ambitionen.

© Pixabay

Offshore-Windkraft wird in Hamburg entwickelt und gesteuert

Neben dem Hauptsitz in der Hamburger Thadenstraße im Stadtteil St. Pauli unterhält Annea bereits ein Büro in Lissabon. Das junge Team aus zwölf Nationen und mit elf Sprachen scheint für die globalen Ziele des Unternehmens einiges im Gepäck zu haben. Der Standort im Hamburger Szeneviertel bietet ein quirliges und kreatives Umfeld. Die Windenergie hat in der Hansestadt bereits Tradition und wird nach den Plänen des Senats weiter ausgebaut. Vor allem ihre Nähe zur Küste macht die Stadt Hamburg zur Metropole der Windkraft. „Offshore-Projekte wie beispielsweise Arkona, Dan Tysk, Global Tech I, Gode Wind I bis III und Sandbank wurden von Hamburg aus gesteuert und entwickelt,“ bilanziert die Clusteragentur Erneuerbare Energien Hamburg. „Insgesamt wurde hier die Vorarbeit für etwa 65 Prozent aller deutschen Offshore-Projekte geleistet. In der deutschen Nord- und Ostsee stehen aktuell 27 Offshore-Windparks.“                

„Hamburg ist Deutschlands Windenergie-Stadt. Viele Windkraftanlagenhersteller und Betreiber sind in Hamburg ansässig und die größten Windkraftmessen und -veranstaltungen finden in und um Hamburg statt. Zudem verfügt Hamburg über eine stetig wachsende Startup-Szene und wird somit immer attraktiver für junge Unternehmen.“
Maik Reder, CEO von Annea

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