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Hohe Stromrechnungen trotz fallender Preise an der Strombörse. Darüber ärgern sich viele, denn die üblichen Stromanbieter geben die Ersparnisse nicht oder nur sehr schleppend an die Endkund:innen weiter. Das Hamburger Startup Rabot Charge bietet seinen Nutzer:innen Ökostrom zu wechselnden Preisen, die sich an den Kursen an der Leipziger Strombörse orientieren und damit nach den Zahlen des Unternehmens günstiger sind als die festen Tarife der regionalen Grundversorger. 

© Wechselpilot: Jan Rabe und Maximilian Both, Gründer von Rabot Charge

Investoren setzen auf ein erfahrenes Team

Rabot Charge hat seit seiner Gründung in 2021 bislang rund 35.000 Stromkund:innen bundesweit von seinem dynamischen Angebot überzeugen können. Auch Investoren sind begeistert. Erst im Januar hat das Startup bei seiner Serie-A-Finanzierungsrunde 17,5 Millionen Euro eingesammelt. Die größte Beteiligung kam vom Berliner Wagniskapitalgeber HV Capital. Beteiligt haben sich zudem All Iron und 9900 Capital sowie bestehende Investoren wie yabeo Impact, HTGF und vent.io. Mit dieser Runde stiegen die Investitionen insgesamt auf rund 25 Millionen Euro.

Und das kommt nicht von ungefähr. Die Gründer Jan Rabe und Maximilian Both sind auf dem Markt keine Neulinge. In 2016 haben die beiden Physiker bereits das Tarifwechselportal Wechselpilot gegründet und zuvor bei großen Energieunternehmen gearbeitet. Both ist im vergangenen Jahr in den Vorstand gewechselt. Seitdem führen Rabe als CEO und Sonja Rogojew als CPO das Startup Rabot Charge. Rogojew ist seit Anbeginn dabei und hat vorher Branchenerfahrung bei Verivox und EnBW gesammelt. CCO Konrad Schade bringt Know-how aus seiner Zeit bei McKinsey und dem E-Commerce-Versandhaus Wayfair mit. Als COO macht Tobias Mogge das C-Level komplett. Er kommt ebenfalls aus der Energiebranche.

© Rabot Charge: Sonja Rogojew (CPO), Jan Rabe (CEO), Tobias Mogge (COO) und Konrad Schade (CCO)

Das E-Auto zu der günstigsten Zeit laden

Auf die Idee der dynamischen Tarife sind Rabe und Both durch die Zunahme bei den Elektrofahrzeugen gekommen. Der steigende Ladebedarf bei zugleich steigenden Stromkosten war eine Herausforderung. „Eine Lösung, wie Verbraucher smart laden können, fehlte noch“, erinnert sich Rabe. „Wir haben dann einen KI-basierten Algorithmus entwickelt, der planbare Stromverbräuche hinsichtlich tagesaktueller Strompreise und vorhandener Öko-Stromkapazitäten optimiert. So können zum Beispiel EV-Ladevorgänge automatisiert dann gestartet werden, wenn der Börsenpreis in einem festgelegten Ladezeitfenster besonders günstig oder viel erneuerbare Energie vorhanden ist.“

Mit dem zunehmenden Ausbau von Wind- und Sonnenenergie sind das Angebot an elektrischer Energie ebenso wie die Preise an der Strombörse umso volatiler geworden. Wenn wenig Sonne scheint und kaum ein Wind weht, ist das Angebot knapp. Umgekehrt wird an der Strombörse die Kilowattstunde mitunter sogar zu Minuspreisen gehandelt, wenn das Wetter besonders ertragreich und der Verbrauch gering ist. Doch davon spüren die Verbraucher:innen bislang wenig. Denn die Anbieter verkaufen ihren Strom zu einem vorab auf eine gewisse Zeit vereinbarten Arbeitspreis pro Kilowattstunde, auch wenn die Kurse an der Börse fallen. Ein Grund dafür ist, dass die Energieunternehmen ihren Strom meist über langfristige Verträge beziehen und damit oft an alte, teure Tarife gebunden sind.

Ein anderer Grund für die hohen Strompreise trotz längst wieder gefallener Börsenkurse sind die enormen Nebenkosten. Nach einer Erhebung der Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamtes nimmt der Preis für die reine Energiebeschaffung nur einen Anteil von 40,6 Prozent an der gesamten Stromrechnung ein. Knapp 20 Prozent gehen für die Netzgebühren drauf, weitere rund 20 Prozent sind Steuern. Und schließlich kassiert der Handel nochmal 11,6 Prozent.

© Rabot Charge: CEO Jan Rabe und CPO Sonja Rogojew

Rabot Charge spricht von 35 % Ersparnis

„Rabot Charge kauft täglich den aktuell günstigsten Öko-Strom direkt an der Strombörse“, verspricht Gründer Rabe. Auf einer App könnten tagesaktuell Preise und Verbrauch verfolgt werden. Die hohen Nebenkosten muss allerdings auch Rabot Charge auf den Netto-Börsenpreis draufschlagen. Die Ersparnisse für die Kunden beziffert Rabot Charge dennoch mit durchschnittlich 35 Prozent gegenüber den Tarifen der Grundversorger. Von dieser Differenz behält Rabo Charge 20 Prozent als Provision. Die monatliche Grundgebühr beträgt 4,99 Euro.

Ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass die Tarife von Rabot Charge im vergangenen Jahr deutlich unter dem Durchschnitt lagen. Nach einer Analyse des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) betrug der durchschnittliche Endpreis pro Kilowattstunde für Haushalte 45,73 Cent. Die Preise von Rabot Charge hingegen pendelten im monatlichen Durchschnitt zwischen 30,74 Cent und 23,62 Cent in 2023.

© Andreas Lühmann: CEO Jan Rabe

Dynamische Tarife werden zur Pflicht

Mit dem innovativen wie sparsamen Modell ist Rabot Charge allerdings längst nicht mehr allein auf Markt. Tibber aus Norwegen und Octopus Energy mit Sitz in London bieten auch in Deutschland ähnliche Konditionen an. Und die Großen wie Eon und Vattenfall sind auf den neuen Trend ebenfalls bereits aufgesprungen. Ab 2025 schließlich sind alle Stromanbieter in Deutschland gesetzlich verpflichtet, dynamische Tarife anzubieten. Damit will die Bundesregierung die Auslastung des Netzes stabilisieren und die effiziente Nutzung der erneuerbaren Energien verbessern. 

An einem Handicap leiden die dynamischen Tarife bislang jedoch noch. Um das Sparpotenzial durch die hohen Preisschwankungen an der Börse wirklich ausschöpfen zu können, ist zur zeitgenauen Verbrauchserfassung ein Smart Meter unerlässlich. Die sind in Deutschland aber bislang noch eine Rarität. Erst ab 2025 haben die Haushalte ein Recht darauf, auf Wunsch mit einem Smart Meter ausgestattet zu werden.

Gemeinsam mit Tibber und Octopus Energy hat Rabot Charge nun die beiden großen Verteilnetzbetreiber Netze BW und EWE Netz als Pilotprojektpartner gewonnen. Mit ihnen soll die Umrüstung zur digitalen Erfassung schon zeitnah gestartet werden. Hamburg ist dem Trend bereits einen Schritt vorausgeeilt. Der städtische Betreiber Stromnetz Hamburg hat schon vor vier Jahren mit dem Rollout der Smart Meter begonnen. Die Hansestadt zeigt sich damit als idealer Standort für das innovative Konzept von Rabot Charge. Gründer Jan Rabe sieht gerade in Hamburg noch enormes Potenzial für sein Unternehmen:

„Wir haben uns bewusst für Hamburg entschieden, denn hier verbinden sich unsere erfolgreiche Vergangenheit als Serien-Gründer mit einer vielversprechenden Zukunft. Die Stadt bietet nicht nur eine starke wirtschaftliche Basis und politische Unterstützung für die Energiewende, sondern auch einen marktbewussten Rahmen als Handelsstadt, eine exzellente Infrastruktur und Zugang zu einem talentierten Arbeitspool. Diese Kombination macht Hamburg zum idealen Nährboden für innovative Unternehmen im Bereich der dynamischen Ökostromanbieter.“
Jan Rabe, Gründer von Rabot Charge

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