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Der Klimawandel und der Verlust an Biodiversität sind Entwicklungen, die großen Einfluss auf fast alle Lebensbereiche haben, auch auf die Wirtschaft. Unternehmen müssen Risiken einschätzen können und zunehmend Berichtspflichten erfüllen. Das Startup Kuyua hat dafür eine Softwarelösung entwickelt und schon zahlreiche namhafte Kunden gewonnen.

© Kuyua: CEO Christian Dietrich

Der Name Kuyua kommt von einem hawaiianischen Kinderlied

Hawaii besitzt eine einzigartige Flora und Fauna und ist somit ein Paradebeispiel für Biodiversität, also die Vielfalt an die Tier- und Pflanzenarten. Allerdings ist das Archipel im Pazifik auch ein Negativbeispiel, denn über 60 % seiner Arten sind vom Aussterben bedroht, was vor allem auf menschlichen Einfluss zurückzuführen ist. In einem hawaiianischen Kinderlied, das die Naturschönheit der Inseln preist, kommt der Begriff Kuyua vor. Daran erinnerte sich Tobias Wildner, als er zusammen mit Christian Dietrich ein Startup gründete, bei dem Biodiversität eine wichtige Rolle spielt.

Für beide Gründer war das nicht der erste Schritt in die berufliche Selbstständigkeit. Dietrich hat Maschinenbau mir dem Fokus erneuerbare Energien studiert und einige Jahre als Berater für Nachhaltigkeit gearbeitet. 2021 gründete er mit Sfeerie sein erstes Startup, das Biodiversität zum Thema für Unternehmen machen wollte. Damit war er zu früh, Anfang 2023 wurde der Betrieb eingestellt. Schon wenige Monate später hatte sich das Bewusstsein geändert und die Zeit war reif für Kuyua. Das hatte auch Co-Founder Wildner erkannt, der aus dem Investmentbanking kommt und sich dabei ebenfalls auf Nachhaltigkeit fokussiert hatte.

© Kuyua: Screenshot einer Risikoübersicht

Steigende Berichtspflicht gibt Kuyua Auftrieb

Anlass zu der Hoffnung, dass die neue Gründung erfolgreich sein könnte, gab eine Richtlinie der EU mit dem Namen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). In Kraft getreten ist sie bereits Anfang 2023, die konkrete Anwendung begann mit ersten Schritten am 1. Januar 2024. Die mit der CSRD verbundene Berichtspflicht umfasst eine Reihe von Nachhaltigkeitskriterien, beispielsweise soziale Standards, aber eben auch Umweltfragen wie Klimaschutz, Ressourcenverbrauch und Biodiversität. Unternehmen müssen dokumentieren, inwieweit ihre Aktivitäten die Umwelt beeinflussen und gegebenenfalls Korrekturen vornehmen.

Aber auch unabhängig davon spielt Biodiversität bei vielen Unternehmensentscheidungen eine größere Rolle, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Das betrifft beispielsweise die Suche nach neuen Standorten in Regionen mit hohen Umweltrisiken. Ein intaktes Ökosystem hat großen Einfluss auf die Versorgung mit frischem Wasser und kann die Gefahr von Sturm- oder Flutschäden verringern, etwa durch robuste Wälder und natürliche Überflutungsflächen.

© Kuyua

Fünf Module für Analyse und Handlungsempfehlungen

Um all das zu berücksichtigen, bedarf es einer umfassenden Recherche, die Unternehmen vor große Herausforderungen stellt. Hier kommt nun Kuyua ins Spiel. Die Software des Startups macht es ihren Kunden denkbar einfach. Zum Einstieg genügen die Angabe des Standortes und einige Informationen zur Branche und Geschäftsprinzip. Daraufhin durchforstet Kuyua seinen umfassenden Datenbestand aus zahlreichen Quellen, die die ganze Welt abdecken. Noch am selben Tag liefert die mit künstlicher Intelligenz arbeitende Lösung Ergebnisse.

Zur Verfügung stehen fünf Module, die sich einzeln und in Kombination buchen lassen. An erster Stelle stehen die Natur- und Biodiversitätsrisiken, die standortspezifisch analysiert werden. Kuyua bewertet den Zustand der lokalen Ökosysteme und bemisst Auswirkungen und Abhängigkeiten zwischen einem Unternehmen und der Natur. Gesondert betrachten lässt sich das Entwaldungsrisiko, besonders relevant wegen der EU-Entwaldungsverordnung, die allerspätestens Ende 2026 in Kraft treten soll.

Selbstverständlich gibt es auch ein Modul zu Klimarisiken. Hier bewertet Kuyua anhand 28 akuter und chronischer Kriterien den aktuellen Stand und stellt Prognosen bis ins Jahr 2100. Im vierten verfügbaren Modul werde die verschiedenen Risiken quantifiziert, das heißt, ihr ökonomischer Schaden wird ermittelt, aber auch der wirtschaftliche Vorteil, der sich durch eine intakte Natur ergeben kann. Das fünfte Modul empfiehlt schließlich Strategien und konkrete Maßnahmen, die sich aus den ermittelten Daten ergeben. Das gesamte Angebot gilt übrigens nicht nur für einzelne Standorte, sondern auch für ganze Lieferketten.

© Biodiversity in Good Company Initiative e.V.: Tobias Wildner und Christian Dietrich, Gründer von Kuyua, mit Sarah Brinkmann, Head of Sustainability Strategy Melitta Gruppe, und Bundesumweltministerin Steffi Lemke

Eine preisgekrönte Kooperation mit Melitta

Der erhoffte Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Als einer der ersten großen Kunden konnte der Kaffeekonzern Melitta gewonnen werden. In der Branche sind Nachhaltigkeit und die Einhaltung ökologischer und sozialer Standards ein großes Thema, entsprechend groß war das Interesse bei Melitta an einer Zusammenarbeit mit Kuyua. Die verlief im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnet. Am 14. November 2023 erhielt das Projekt den Sonderpreis des Wettbewerbs „Die Lieferkette lebt“, die Preisverleihung übernahm die damalige Bundesumweltministerin Steffi Lemke.

Die Jury überzeugte vor allem der Umfang der bis dahin geleisteten Arbeit. Mehr als 5.000 Standorte aus Anbau und Lieferkette hatte Kuyua mithilfe von KI hinsichtlich Biodiversitätsrisiken analysiert. Die Analyse erfolgte nach dem Prinzip der doppelten Wesentlichkeit, also sowohl aus finanzieller als auch aus gesellschaftlich-ökologischer Perspektive, und führte dazu, dass für 15 Standorte mit erhöhtem Risiko maßgeschneiderte Aktionspläne entwickelt wurden.

© Kuyua: Screenshot einer Standortanalyse

Große Kunden und große Wachstumschancen für Kuyua

Melitta ist längst nicht der einzige prominente Name auf der Kundenliste von Kuyua. Auf ihren stehen unter anderem auch DAX-Konzerne wie BASF, Mercedes-Benz, Siemens und Volkswagen. Und das ist erst der Anfang, denn da die Software Informationen aus aller Welt verarbeitet, kann sie problemlos auch von internationalen Kunden genutzt werden. Für die Expansion über die Grenzen Deutschlands hinaus wäre eventuell eine größere Finanzierungsrunde hilfreich. Bisher hat das Startup Unterstützung durch drei Business Angels und das InnoFounder-Programm der IFB Innovationsstarter GmbH erhalten.

Dass Kuyua bereits international Beachtung findet, zeigt eine aktuelle Auswertung des Markforschungsunternehmens StartUs Insights. Das hatte 3.244 Startups und Scaleups unter die Lupe genommen, die sich mit dem Thema Klimaanpassung beschäftigen. Zehn von ihnen wurden als besonders beachtenswert bezeichnet, Kuyua ist eines davon. Das Team, das bis Ende 2025 auf 20 Personen anwachsen soll, kann also optimistisch in die Zukunft schauen. Einen starken Neuzugang gab es bereits im Juni: Dr. Myriam Rapidor, stellvertretende Vorsitzende der Umweltorganisation BUND, verstärkt als Co-Founderin die Führungsebene. Wie immer sich das Unternehmen entwickelt, am Standort Hamburg besteht kein Zweifel. CEO Christian Dietrich erklärt dazu:

„Hamburg bietet Startups eine starke Kombination aus internationaler Vernetzung, wirtschaftlicher Stärke und hoher Lebensqualität. Die Nähe zu globalen Playern und ein wachsendes Tech-Ökosystem schaffen ideale Bedingungen, um neue Ideen schnell in den Markt zu bringen.“

Autor

Startup City Hamburg

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