Dealcode sorgt mit künstlicher Intelligenz für mehr Vertriebserfolge
Vertrieb ist ein mühsames Geschäft, verbunden mit oft zeitaufwendigen und frustrierenden Recherche- und Routineaufgaben. Das Hamburger Startup Dealcode lässt einen Großteil davon KI-Agenten übernehmen, die bereits bei rund 100 B2B-Kunden im Einsatz sind. Hinter dem Erfolg stehen zwei Gründer mit langjähriger Startup-Erfahrung.
Facelift ist ein Startup der ersten Stunde
Eine der großen Erfolgsgeschichten der Hamburger Startup-Szene trägt den Namen Facelift. Das 2011 von Benjamin Schroeter und Teja Töpfer gegründete Unternehmen erkannte als eines der ersten die Bedeutung der sozialen Medien für die Unternehmenskommunikation. Damals war Facebook die alles dominierende Plattform, daraus resultierte der Firmenname und der ursprüngliche Claim „100 % Facebook“. Zu den ersten Teammitgliedern von Facelift gehörte Alexander Weltzsch. Der BWLer mit Informatik-Know-how hatte zuvor als selbständiger Berater in Sachen Digital Marketing sein Geld verdient und stieg Anfang 2012 in die Vertriebsabteilung des aufstrebenden Unternehmens ein. Im Laufe der Jahre brachte er es bis zum Chief Revenue Officer. 2013 stieß Dennis Hilger zum Team dazu, nachdem er sein Business-Studium an der Helmut-Schmidt-Universität mit dem Master abgeschlossen hatte.
Ende 2016 übernahm das Medienunternehmen DuMont 75 % der Unternehmensanteile von Facelift. Die Kunden und Aufträge wurden immer größer. 2019, Dennis war gerade zum Head of Sales aufgestiegen, wurden ihm und Alexander zunehmend bewusst, mit welchen Herausforderungen große Vertriebsteams zu kämpfen hatten. Das von Facelift bestand immerhin auch schon aus rund 50 Personen, doch andere Unternehmen hatten wesentlich größere Abteilungen in diesem Bereich. Alexander fing an, sich intensiver mit künstlicher Intelligenz (KI) zu beschäftigen, die zu diesem Zeitpunkt erst einen Bruchteil ihrer heutigen Leistungsfähigkeit besaß.
Dealcode war schnell erfolgreich
Fachlichen Beistand holte er sich von IBM und er entwickelte ein Konzept für die Analyse von Vertriebsdaten durch KI. Er bezog Dennis in seine Überlegungen mit ein, die zu der Gründung eines eigenen Startups führen sollten. Als 2021 Daniel Oliver Augsten den Gründer Benjamin Schroeter als CEO bei Facelift ablöste, war es für Alexander und Dennis so weit: Sie gründeten im April Dealcode und konnten ihren früheren Chef rasch als Business Angel gewinnen, ebenso Facelift als einen der ersten Kunden. Bereits im Dezember 2021 verkündete das junge Unternehmen seine erste Finanzierungsrunde in Höhe von 1 Million Euro. Beteiligt waren auch der Frühphasen-Investor APX aus Berlin und die IFB Innovationsstarter GmbH mit ihrem Förderprogramm InnoRampUp. Im Mai 2023 folgte eine Seed-Finanzierungsrunde mit einem Volumen von rund 1,8 Millionen Euro.
Dealcode ging mit der Idee an den Start, dem Vertrieb mit Machine Learning-Algorithmen automatisch den Weg zu schnelleren und qualitativ hochwertigen Vertragsabschlüssen aufzuzeigen und die Erfolgsquote von Sales-Teams zu steigern. Auf Basis von mehr als 150 Faktoren analysierte die Software Vertriebsdaten aus bestehenden Kundenmanagement-Systemen. Daraus ermittelte Dealcode mithilfe der KI Muster und gab auf dieser Basis Handlungsempfehlungen. So unterstützte die Software-as-a-Service-Lösung den Verkauf dabei, sich auf die erfolgversprechendsten Deals zu fokussieren, Abschlüsse zu beschleunigen und den Umsatz zu steigern. Bei der Priorisierung half unter anderem ein Allgorithmus, der eine Abschlusswahrscheinlichkeit von 1 % bis 99 % errechnete.
Kollege KI-Agent
Am Grundkonzept hat sich seither im Prinzip kaum etwas geändert, dank der technologischen Fortschritte in Sachen KI konnte Dealcode aber sein Angebot im Laufe der vergangenen drei Jahr stets verfeinern und erweitern. Seit Mitte 2023 kommen sogenannte KI-Agenten zum Einsatz, welche die Automatisierung von Vertriebsprozessen weiter vorantreiben. Sie übernehmen weitestgehend Aufgaben wie die Identifizierung potenzieller Kunden und deren Ansprechpartner, die personalisierte Ansprache, die Erstellung von Angeboten oder die Bearbeitung von öffentlichen Ausschreibungen. Es handelt sich dabei einerseits um aufwendige Recherchearbeit und andererseits um sich wiederholende Routineaufgaben. Der KI-Agent soll also das Sales-Team nicht ersetzen, sondern entlasten, damit es sich auf die zwischenmenschliche Ebene konzentrieren kann, die auch im Digitalzeitalter immer noch den Ausschlag gibt.
Für das Endkundengeschäft ist Dealcode nicht konzipiert, Betreiber von Onlineshops gehören daher nicht zur Zielgruppe. Vielmehr liegt der Fokus auf dem B2B-Vertrieb und da auf einer Vielzahl von Branchen. Unternehmen unter anderem aus den Bereichen Maschinenbau, Fertigung, Health-Tech, Logistik, Medien, IT und Beratung gehören zu den rund 100 Kunden, die das inzwischen 30-köpfige Team betreut. Neben dem Hauptsitz in Hamburg hat Dealcode noch ein Büro in Berlin, aber tatsächlich sind die Mitarbeitenden dank der Möglichkeit zur Remote-Arbeit bis nach Spanien und darüber hinaus verstreut. Die Herausforderungen, die das Wachstum seines Startups mitbringt, fasst Alexander Weltzsch so zusammen: „Der Übergang von einem kleinen, fokussierten Team zu einer größeren Organisation bringt die Notwendigkeit mit sich, klare Verantwortlichkeiten und Prozesse zu definieren, ohne die Flexibilität und Innovationskraft eines Startups zu verlieren. Es ist eine Balance zwischen Struktur und Agilität, die wir immer wieder neu ausbalancieren müssen."
Von Hamburg in die USA und zurück
Der Blick geht bei Dealcode verstärkt Richtung Internationalisierung und dabei bis in die USA. Im Sommer 2024 war Alexander in New York und im Silicon Valley, um wertvolle Kontakte zu knüpfen und sich von der dortigen Startup-Szene inspirieren zu lassen. Er war beeindruckt von der Vielzahl und Vielfalt an Netzwerkveranstaltungen und der Bereitschaft, Wissen zu teilen und sich untereinander zu unterstützen. Zudem sei dort der Wille, einfach mal etwas auszuprobieren, viel stärker ausgeprägt als in Deutschland. Das gelte ähnlich auch für Investor:innen, die, wenn sie von einer Sache überzeugt sind, eher die Chancen sehen als die Risiken.
Eine Form des Netzwerkens, die Alexander in San Francisco kennengelernt hat, bietet der Founders Running Club. Den gibt es inzwischen in 20 Städten auf drei Kontienten, seit Sommer 2024 unter anderem dank Alexanders Engagement auch in Hamburg. Jeden Samstag treffen sich laufbegeisterte Gründer:innen vor der Leiszhalle, drehen zwei Runden durch die Grünanlagen von Planten un Blomen und trinken anschließend zusammen noch einen Kaffee. Wer es mit dem Laufen nicht so hat, kann gerne auch dann erst dazukommen, im Vordergrund steht schließlich das Kennenlernen und weniger der Sport. Der Founders Running Club kann dazu beitragen, die Vernetzung im Hamburger Ökosystem noch weiter zu verbessern, wobei Alexander den Status Quo bereits jetzt überwiegend positiv beurteilt: