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©Cybus

Internet der Dinge, Industrie 4.0, Maschine-zu-Maschine-Kommunikation – all das sind Schlagworte, die häufig fallen, die aber nur wenige mit Leben füllen können. Zu ihnen gehört das Hamburger Startup Cybus, das früh den Trend zur Digitalisierung in der Industrieproduktion erkannt hat. Genau wie die entscheidende Rolle, die eine umfassende Datenanalyse dabei spielt. Die in diesem Jahr abgeschlossene Finanzierungsrunde in Höhe von 8 Millionen Euro ist ein deutliches Zeichen für den Erfolg dieser Idee.

Segeln auf der Alster – das gehört zum Hamburger Lebensgefühl einfach dazu. Ein eigenes Boot können sich aber nur die wenigsten leisten. 2011 nahm die Sharing Economy Fahrt auf, also die Geschäftsidee Güter nicht mehr allein zu besitzen, sondern mit anderen zu teilen. Warum sollte das nicht auch mit Segelbooten funktionieren? So entstand das Startup bootschaft.net mit dem Plan, Boatsharing in Deutschland groß zu machen.

Vier Jahre später mussten sich die Gründer eingestehen: Die Idee hat leider nicht funktioniert. Wie aber so oft in der Startup-Welt, bedeutete das Aus zugleich den Beginn von etwas weitaus Erfolgreicherem. Bei bootschaft.net wurde nämlich ein Gerät genutzt, das sich des Netzwerkprotokolls MQTT bediente. Die Abkürzung steht für Message Queuing Telemetry Transport und das Protokoll ermöglicht die Übertragung von Telemetriedaten in Form von Nachrichten zwischen Geräten. In unserem konkreten Fall ließ sich so feststellen, wo genau sich die Boote jeweils befanden.

Diese Technologie führt mitten hinein ins Internet der Dinge, in dem die unterschiedlichsten Geräte und Maschinen miteinander kommunizieren können. Eine Entwicklung, von der Peter Sorowka, Marius Schmeding und Pierre Manière von bootschaft.net profitieren wollten, als sie 2014 ihr „Internet of Things Enabler Kit“ auf den Markt brachten. Das erwies sich nicht gerade als Verkaufsschlager, führte aber 2015 zur Gründung ihres Startups, das endgültig den Erfolg bringen sollte: Skybus.

Einen ersten großen Auftritt hatte das Team im September 2015 beim Startups@Reeperbahn Pitch von Hamburg Startups. Dort mussten sie feststellen, dass bei ihrer Geschäftsidee und ihrem Produkt noch einiges an Erklärungsbedarf bestand; einige Jurymitglieder gaben zu, nicht alles verstanden zu haben. Immerhin gab es den Publikumspreis. Das Jahr brachte noch eine weitere Lektion, die viele Startups lernen müssen: Vorsicht bei der Wahl des Firmennamens! Ein großes Medienunternehmen witterte Verwechslungsgefahr, also benannte man sich in Cybus um. Dabei konnte es dann bleiben.

©Cybus: Polina Kon (PwC | Investment Associate | Industrial IoT Investments), Jovana Walter, CFA (PwC | Investment Manager | Industrial IoT Investments), Matthias Odrobina (Managing Director der IIoT-Investmentholding von PwC), Marius Schmeding (Co-Founder Cybus), Peter Sorowka (Co-Founder & CEO Cybus), Holger Heinen (Investor und Beiratsmitglied), Andreas Pfannenberg (Geschäftsführer Pfannenberg Group Holding GmbH) und Rolf-Michael Franke (Investor und Beiratsvorsitzender)

Eine Reihe von Finanzierungsrunden verschafft Cybus Millionen

In den folgenden Jahren ging es mit Cybus stetig bergauf. 2016 stieg mit Andreas Pfannenberg der erste Investor ein. Er ist Geschäftsführer der Pfannenberg Group Holding GmbH, eines Hamburger Unternehmens für Klimatisierungstechnik. 2017 kam in einer weiteren Finanzierungsrunde die Schunk GmbH & Co hinzu, Weltmarktführer für Greifsysteme und Spanntechnik. Aufmerksamkeit erregt hatte damals eine Kampagne mit dem kuriosen Titel „Make your Gerät great again“.

Die Altinvestoren waren auch 2019 wieder beteiligt, als ein insgesamt siebenstelliger Betrag an Cybus ging. Federführend war hier allerdings das Risikokapitalunternehmen btov Partners mit seinem Industrial Technologies Fund. Cybus war zu der Zeit erst das zweite Unternehmen, das der auf industrierelevante Hardware- und Softwarelösungen spezialisierte Fonds finanzierte.

War diese Finanzierungsrunde schon ein echter Meilenstein für das Startup, so gilt das erst recht für den neuesten Streich aus dem Frühjahr 2022. Da konnte Cybus ein Investment in Höhe von 8 Millionen Euro verkünden. Zu den bereits engagierten Personen und Firmen kamen nun noch die Beteiligungsgesellschaft PwC Holdings Germany GmbH, der ehemalige CEO der Dürr AG Ralf Dieter und der frühere Siemens CEO der Business Unit Factory Automation Ralf-Michael Franke hinzu.

Aber was bringt die Beteiligten, die zum Teil auch Kunden von Cybus sind, dazu, Millionenbeträge zu investieren? Es ist eine Software namens Connectware, die Industriebetrieben die Sammlung und Auswertung von Daten ermöglicht. „Wir bauen die Datenautobahn für Unternehmen“, fasst CEO Peter Sorowka die Grundidee zusammen.

Etwas ausführlicher beschrieben: Cybus stellt mit seiner Smart Factory-Software eine Lösung für die Digitalisierung der industriellen Fertigung bereit. Eine Smart Factory zeichnet sich durch Produktionsbedingungen aus, bei der durch umfassende Vernetzung alle relevanten Informationen verfügbar und nutzbar sind. Die Analyse dieser Informationen ermöglicht es Unternehmen, die Effizienz und Qualität ihrer Produktionsprozesse kontinuierlich zu steigern. Die Software von Cybus verbindet Produktions- und IT-Systeme herstellerunabhängig miteinander und ergänzt vielfach bereits existierende Programme. Selbst Unternehmen mit hoher eigener Softwarekompetenz wie Siemens oder Amazon können davon profitieren.

Datensicherheit, gerade in Deutschland ein wesentliches Kriterium, ist nach Angaben von Cybos ebenfalls gewährleistet. Eine integrierte Sicherheitslösung sorgt dafür, dass Fabriken die uneingeschränkte Datenhoheit behalten und Produktionsausfälle vermieden werden. Unabhängig von Cloud- oder anderen Drittanbietern, können Unternehmen ihre Fertigung mit der Software eigenständig digitalisieren.

Vor allem in der Automobilindustrie ist Cybus stark aufgestellt. So konnte Porsche als Kunde gewonnen werden, was wiederum die Entscheidung für die aktuelle Finanzierungsrunde befeuerte. Was Cybus für Investoren so attraktiv macht, ist die Tatsache, dass schon wenige große Kunden für die gewünschten Skalierungseffekte sorgen können. Über die Phase der Pilotprojekte ist man bei dem Startup längst hinaus. Mittlerweile steht die Digitalisierung ganzer Fabriken auf der Tagesordnung. Das ist es, was man unter dem Begriff Industrie 4.0 versteht.

Um solche Prozesse kommen Unternehmen nicht herum, wollen sie langfristig konkurrenzfähig bleiben. Und Cybus will sie seinen Kunden in Zukunft noch angenehmer gestalten. Die geplante Weiterentwicklung der Software wird die Nutzbarkeit vereinfachen und die Einarbeitungszeit deutlich reduzieren. Auch für kleinere und mittelständische Unternehmen soll Connectware so attraktiv werden.

"Wir haben 2015 gegründet, in einer Zeit, in der die Hamburger Startup-Community gerade begonnen hat, richtig zu wachsen. Der Accelerator Gründerwerft war unsere erste Station und wir sind sehr stolz beweisen zu können, dass neben der bekannten Berliner Startup-Szene und den vielen Deeptech-Standorten in Süddeutschland auch in unserer geliebten Hansestadt das Potential besteht, zukunftsweisende Technologieunternehmen aufzubauen."
Cybus CEO Peter Sorowka

Mittlerweile besteht das Team von Cybus aus 33 Personen. Wie gerade bei Softwareunternehmen inzwischen üblich und durch die Corona-Pandemie noch beschleunigt, verteilen sich die Mitarbeiter:innen auf mehrere Standorte im In- und Ausland und die Teammitglieder stammen aus den unterschiedlichsten Ländern, von Portugal über Brasilien bis Indien. Der Firmensitz ist und bleibt aber in Hamburg.

Die Idee, 2015 ein Startup zu gründen, hat sich offensichtlich ausgezahlt; das Bauchgefühl auf MQTT zu setzen hat nicht getrogen. Da spielte es auch keine große Rolle, dass zu diesem Zeitpunkt noch keiner der Gründer eine Fabrik von innen gesehen hatte. Allerdings führte das zu dem Trugschluss, dass Fabriken schon irgendwie vernetzt wären. Das war offensichtlich nicht der Fall, also veränderte Cybus seinen Fokus und fand zu seinem jetzigen Erfolgsmodell.

©Mathias Jäger: Cybus Team

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