“Diving into Deep Tech” war der Name einer Veranstaltung, zu der Hamburg Invest und die Anwaltskanzlei A&O Shearman eingeladen hatten. Themen waren die Chancen und Risiken beim Aufbau eines Deep Tech-Startups und was bei der Investorensuche zu beachten ist. Dieser Beitrag fasst die wichtigsten Punkte zusammen.
Für „Deep Tech“ gibt es keine vollkommen eindeutige Definition, aber grundsätzlich lässt sich sagen, dass damit Technologien gemeint sind, die einen hohen Innovationsgrad haben, deren Entwicklung einen großen Aufwand mit sich bringen und die ein wesentliches Problem lösen. Ein Beispiel aus Hamburg bietet das Startup Holy Technologies, das Moritz Reiners, einer der Gründer, bei der Veranstaltung vorstellte. Holy lässt Leichtbauteile aus Karbonfasern von Robotern produzieren und spart dabei 50 % Kosten gegenüber herkömmlichen Herstellungsmethoden. Zudem sind die Teile 20 % leichter und vollständig recyclebar. Das Potenzial ist riesig, besonders in Branchen wie der Automobil- und Flugzeugindustrie oder bei Rotoren von Windkraftanlagen.
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Was bei Deep Tech zu beachten ist
Startups wie Holy Technologies können äußerst attraktiv für Investoren sein, wenn gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Die Anwälte Dr. Stefan Witte und Johannes Schmidt erklärten, welche Herausforderungen beide Seiten erwarten und wie sich ein Engagement auszahlen kann. Deep Tech ist in der Regel mit einem höheren Aufwand an Zeit und Geld verbunden, Durchhaltevermögen und eine solide finanzielle Ausstattung sind also gefragt. Bei komplexen Technologien ist zudem die Zahl kompetenter Fachkräfte stark begrenzt, die Zusammensetzung des Teams und dessen Stabilität sind daher noch wichtiger als sonst bei Startups. Relevant ist auch eine realistische Markteinschätzung; manche Innovationen kommen zu früh, andere sind bereits veraltet, wenn sie endlich Markreife erreicht haben. Schließlich muss geklärt sein, wo die Rechte an einer Technologie liegen und ob sie durch Patente geschützt ist oder werden kann.
Ein Investment in ein Deep Tech-Startup bedarf also einer besonders sorgfältigen Prüfung und es sollte unter anderem gesichert sein, dass ein Startup nicht zu früh zu viele Unternehmensanteile abgibt. Für hoch dotierte Finanzierungsrunden, die für einen Wachstumskurs unerlässlich sind, muss genug Spielraum bleiben. Ist dieser Kurs gefunden, sind die Erfolgsaussichten überdurchschnittlich hoch. Deep Tech zieht besonders zahlungskräftige Kunden an, beispielsweise von staatlicher Seite, und macht höhere Gewinne. Wagniskapitalgeber haben das längst erkannt, rund 35 % ihrer Investments gehen in Europa in Deep Tech. Die wirklich großen Runden werden allerdings immer noch in den USA abgeschlossen, doch auch da haben überzeugende Startups aus Europa ihre Chance. Es lohnt sich also, Deep Tech zu fördern, auch und gerade am Standort Hamburg.