3 Hamburger Startups, die von Schülern gegründet wurden
Das Durchschnittsalter von Startup-Gründer:innen in Deutschland soll bei etwa 36 Jahren liegen. Manche sind logischerweise erheblich älter, viele deutlich jünger und einige fangen sogar schon als Teenager an. In diesem Beitrag stellen wir drei aufstrebende Hamburger Startups vor, die von Schülern gegründet wurden.
MyTaag digitalisiert Visitenkarten
Im Zeitalter der allgemeinen Digitalisierung sind gedruckte Visitenkarten eigentlich ein Anachronismus. Sie sind schnell inaktuell, nie zur Hand, wenn man sie braucht, und landen früher oder später im Müll. Dieses Problem erkannt haben auch Berkay Cankiran und Davis Zöllner. Als sie sich bei einer Veranstaltung zum Thema Entrepreneurship trafen, gingen beide noch zur Schule. Das Unternehmertum hatte sie aber schon lange gereizt, also gründeten sie Anfang 2020 MyTaag, um die Visitenkarte zu digitalisieren. Der Austausch der Kontaktdaten erfolgt bei MyTaag über das Smartphone. Zum Einsatz kommt dabei NFC-Technologie, die beispielsweise auch beim kontaktlosen Bezahlen mit der Kreditkarte genutzt wird.
Das bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich: Es spart Papier, die digitale Visitenkarte ist über das Smartphone jederzeit verfügbar und bei einer Änderung der Adresse oder Telefonnummer genügt ein Update, wo früher der Neudruck erforderlich war. Von ihrer Idee überzeugten Berkay und Davis schon eine Reihe namenhafter Kunden wie die Hamburger Sparkasse oder Starcar und den Großinvestor Carsten Maschmeyer. Im Rahmen der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ schloss er einen Deal mit dem Startup ab, was das Wachstum noch einmal spürbar beschleunigte. Inzwischen besteht das Team aus acht Personen, Tendenz weiter steigend. Aus Schülern sind echte Unternehmer geworden, und ihr Abitur haben sie inzwischen auch erfolgreich abgeschlossen.
OAK25 bringt Rucksäcke zum Leuchten
Etwas weniger gerade als bei MYTaag verlief der Weg bei OAK25. Dessen Gründer Jacob Leffers und Emil Woermann waren gerade mal 16 beziehungsweise 15 Jahre alt, als sie ein Buch mit dem Titel „Secret Book for Digital Boys“ veröffentlichten. Es folgte die Gründung des Modelabels Chapter One und schließlich von OAK25. Die Idee hier: ein reflektierender Rucksack, der vor allem Schulkindern im Dunkeln mehr Sichtbarkeit verschafft. Das öffentliche Interesse war von Anfang an groß, mehrere Tageszeitungen berichteten und eine Crowdfunding-Kampagne brachte 2019 rund 20.000 Euro ein. Als Ende 2020 unter anderem Tarek Müller, Gründer von ABOUT YOU, in OAK25 investierte, schien die Zukunft des Startups gesichert.
Der Rückschlag folgte mit der Corona-Krise und den damit verbundenen wirtschaftlichen Verwerfungen. Aufgrund von Lieferschwierigkeiten kam bestellte Ware zu spät für das Weihnachtsgeschäft 2021, und insgesamt steigende Kosten brachten das junge Unternehmen an den Rand der Insolvenz. Im Februar 2022 startete es deshalb einen Notverkauf mit bis zu 50 % Rabatt. Es waren schwere Zeiten für Jacob und Emil, doch sie haben sie gut überstanden. Inzwischen befindet sich OAK25 wieder auf Wachstumskurs, hat im Juli seinen 100. stationären Handelspartner gewonnen und ist nun bundesweit vertreten.
Coffeecycle verkauft Seife aus Kaffeesatz
Unternehmertum steht in den meisten Schulen eher nicht ganz oben auf dem Lehrplan. Anders sieht das im Gymnasium Eppendorf aus, das seine Schüler:innen regelmäßig zu dem Wettbewerb business@school der Boston Consulting Group schickt und dabei schon einige Preise gewonnen hat. Liam Metzen und Leonard Mücke gehörten einem Team an, das es 2021 immerhin zum Landessieg gebracht hat. Die Idee für ihr Projekt Coffeecycle kam den beiden Gründern, als sie in einem Hamburger Café jobbten und jeden Abend große Mengen Kaffeesatz wegwerfen mussten. Damit müsste sich doch noch etwas anfangen lassen, dachten sie sich. Und tatsächlich eignet sich Kaffeesatz als eine Zutat für besonders hautfreundliche Seife.
Im August 2021 wurde aus dem Schulprojekt ein richtiges Startup, das im Dezember seine ersten Seifen verkaufte. Nachhaltigkeit ist Trumpf bei Coffeecycle. Die Gründer holen den Kaffeesatz noch persönlich mit dem Lastenfahrrad bei Hamburger Cafés ab und auch der Seifenproduzent stammt von hier. Noch gilt das nicht für alle Bestandteile der Seife, doch auch da sind möglichst viele regionale Rohstoffe das Ziel. Die Schule haben Liam und Leonard dieses Jahr beendet, jetzt verwenden sie ihre ganze Energie darauf, ihre Marke bekannter zu machen und den Einzelhandel von ihrer Seife zu überzeugen.