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Hamburger Startup erweitert sein Geschäftsmodell und sammelt kostenlos Altkleider per E-Bike.

Altpapier, Altglas, Pfand, Altkleidung - fast jeder hat zu Hause eine Box, die viel zu unregelmäßig weggebracht wird. So war es auch in der WG von Nadine Herbrich und Alessandro Cocco. Das hat die beiden auf die Idee gebracht, ein Startup zu gründen, welches sich genau um dieses Problem kümmert und so die  Ressourcen schont und eine Kreislaufwirtschaft fördert.

©recyclehero

2018 begann das Pilotprojekt für recyclehero. Kunden konnten kostenpflichtig entweder einmalig oder im Abo regelmäßig die Wertstoffe abholen lassen, die sich sonst ansammeln würden. Anfangs war das noch ein Nebenjob für Nadine und Alessandro. „Wir haben mit einem Lastenrad und einigen Kunden aus der Gastro angefangen. Wenn in der Zeit jemand ausgefallen ist, sind wir einfach selbst aufs Rad gesprungen“, erzählt Nadine im Interview.

Seitdem ist viel passiert. Recyclehero ist Anfang 2020 als GmbH firmiert, hat das Team und das Angebot ausgebaut und neben dem Kerngeschäft, welches das Startup für Gastro, Büros, Shops und Haushalte anbietet, mehrere soziale Projekte gestartet. Auf den Lastenrädern sitzen mittlerweile sieben Fahrer. Darunter unter anderem ehemalige Arbeitssuchende, um ihnen einen niedrigschwelligen Eintritt in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Und das trotz einer Pandemie, welche kurz nach dem „richtigen“ Start das Geschäft fast vollkommen zum Erliegen gebracht hat.

“Für uns bietet Hamburg einen guten Startpunkt, da das Startup-Umfeld bereits stark geprägt ist von impact-orientierten Unternehmen wie Tomorrow, Lemonaid und Viva con Agua. Nach unserem Empfinden bemüht sich Hamburg, den Nährboden für Startups weiter zu verbessern."
Nadine Herbrich, Gründerin recyclehero
©recyclehero

Pandemie: Zeit für soziales Engagement

Als während Corona auf einmal jeder zu Hause saß und das Altglas, Altpapier und Pfand wegbringen von einer lästigen Pflicht zu einer willkommenen Abwechslung wurde, haben recyclehero die Räder nicht stehen lassen, sondern überlegt, was sie mit den plötzlich frei gewordenen Lastenrad-Kapazitäten stattdessen tun können.

Also tat sich recyclehero mit dem Verein Straßenblues und dem TV-Koch Tarik Rose zusammen, um Suppe, Getränke und Hygieneartikel an Obdachlose zu liefern. Straßenblues lieferte das Wissen, wo man am besten zum Helfen hingeht, Tarik die Suppen und recyclehero koordinierte die Aktion und brachte die Mahlzeiten an die richtigen Orte.

Das Ganze wurde aus eigenen Ressourcen und durch ein Crowdfunding finanziert und wuchs über ein halbes Jahr immer weiter. „Ich habe noch die Bäckerei Junge für das Projekt gewinnen können. Dann konnten wir bei jeder Fahrt noch frische Brötchen und Getränke täglich abholen und mit ausliefern“, erzählt Nadine. Die Kooperation wurde immer größer. Am Ende lieferten die Lastenräder auch noch Masken und Desinfektionsmittel an Hamburgs Obdachlose.

„Wir haben dann relativ schnell mitbekommen, dass nach dem abrupten Lockdown die einzigen Menschen auf der Straße die waren, die kein Obdach hatten. Und die Einrichtungen, welche diese normalerweise versorgen, wie die des DRK, wurden auch aus Vorsicht geschlossen.“
Nadine Herbrich, Gründerin recyclehero
@recyclehero

Zurück im Sattel und auf dem Weg nach vorne

Aber nur von sozialem Engagement kann ein Unternehmen auch nicht leben. Deshalb ging es für recyclehero, als die Pandemie nachließ, dann auch wieder mit dem Kerngeschäft weiter. Jetzt werden wieder Glas, Papier und seit Neuestem auch Altkleider bei Privatpersonen und Unternehmen abgeholt. Knapp die Hälfte der Kunden sind Privatpersonen, die andere Hälfte sind Gastronomie- Betriebe, Büros und Läden.

Verschwunden ist das soziale Engagement aber nicht. Das Startup engagiert sich weiterhin. Beispielsweise mit dem Projekt Wärmebärt, bei dem Obdachlose für kalte Nächte mit Wärmflaschen versorgt werden.

Als Nächstes will recyclehero einen guten Weg finden, die gesammelten Altkleider wieder in Umlauf zu bringen. Ziel ist, eine lokale Kreislaufwirtschaft zu schaffen, in der nicht unnötig weggeworfen wird.

Die sogenannte „Fast-Fashion-Industrie" sorgt dafür, dass Kleidungsstücke nicht lange halten und entsorgt werden müssen. Zudem bestehen sie häufig aus Mischfasern, die besonders schlecht zu recyceln sind. Daher will das Startup qualitativ hochwertige Kleidung möglichst lange in der Nutzung halten.

@recyclehero

„Stand jetzt könnte man mit den existierenden Klamotten alle Menschen auf der Welt 30 Jahre lang einkleiden. Das heißt, wir bräuchten bis auf Weiteres keine weiteren Kollektionen. Es müsste nichts mehr Neues rausgebracht werden“, erzählt Nadine.

Eine Idee des Startups ist es, zum festen Kilopreis Textilien an Künstler:innen und Upcycling-und Downcycling Initiativen für ihre Projekte zu verkaufen. Gleichzeitig sollen die Klamotten auch sortiert und kategorisiert werden, um sie wieder in den Verkauf zu bringen. Das Impact-Startup arbeitet dabei unter anderen mit dem gemeinnützigen Verein Hanseatic Help und Second-Hand-Läden zusammen.

Müll und Altkleider sammeln sich nicht nur in Hamburg an. Deshalb will recyclehero in weitere Städte expandieren. Zuerst soll es nach Hannover und München gehen. Dort ist geplant mehr Erfahrungen zu sammeln und die Infrastruktur noch weiter zu verbessern. Später so die Idee von Alessandro und Nadine, soll dann mit Franchising das Müllproblem in mehr Städten angegangen werden. Jede Stadt bekommt ihre eigene, passende Lösung. „Das Thema Wertstoffentsorgung ist sehr standortspezifisch, die Strukturen sind überall unterschiedlich“, erklärt Nadine. Parallel soll passend für die verschiedenen Standorte noch das Angebot erweitert werden. So könnte in Zukunft beispielsweise auch Elektroschrott direkt an der Haustür abgeholt werden.


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Startup City Hamburg

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