shipzero macht den Güterverkehr klimafreundlicher
Der Gütertransport gehört zu den größten Verursachern von CO2-Emissionen. Fast 72 Prozent entfallen nach Angaben der Europäischen Umweltagentur auf den Straßenverkehr, davon wiederum gut 38 Prozent auf schwere und leichte Lkw sowie Busse. In Deutschland ist der Anteil des Gütertransportes auf der Straße mit rund 72 Prozent besonders hoch. Zeit, dass sich was ändert, meinen die Gründer von shipzero, Mirko Schedlbauer und Tobias Bohnhoff.
Dekarbonisierung ist die Mission von shipzero
„Unsere Mission ist es, die globale Frachtbranche zu dekarbonisieren und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten“, erklärt Schedlbauer. „Die Transport- und Logistikbranche muss ihre CO2-Emissionen zwischen 2015 und 2050 um 80 Prozent reduzieren, um die globalen Klimaziele zu erreichen. Das wird mit hohen Investitionen verbunden sein, für neue Technologie, neue Flotten und neue Kraftstoffe.“ Umfangreiche Daten, genaue Analysen und effiziente Entscheidungen sind somit unentbehrlich, doch diese wurden lange Zeit vernachlässigt. „Warum gibt es in der Logistik, der einzigen Kernindustrie mit steigenden Emissionen seit 1990, keine belastbaren CO2-Reportingstandards? Obwohl beim Transport von Waren riesige Datenmengen erzeugt werden, bleibt das Analyse- aber auch Einsparpotenzial komplett ungenutzt. Das müssen wir ändern!“, fordert Bohnhoff.
Bereits über 80 Millionen Transporte in der Emissionsdatenbank erfasst
shipzero hat mit seiner Gründung in 2018 genau an dieser Stelle eine Marktlücke geschossen und Pionierarbeit geleistet. Inzwischen genießt das Startup mit Sitz am St. Annenufer in der Speicherstadt in der Transportbranche großes Ansehen. Namenhafte Unternehmen wie Hellmann, die BTG Internationale Spedition oder Schneider Logistics zählen zu seinen Kunden. Die Emissionsdatenplattform wächst stetig und erfasst bereits über 80 Millionen Transporte in mehr als 100 Ländern. Das Team umfasst über 40 Mitarbeiter:innen. Im Mai dieses Jahres konnte es seine Serie A-Finanzierungsrunde mit rund acht Millionen Euro erfolgreich abschließen, nachdem bereits im März 2023 die Seed-Finanzierung einen Kapitalzufluss in Millionenhöhe erbracht hatte. Zu den Investoren gehören der Umwelttechnologiefonds ETF Partners sowie der auf Mobilität und Logistik spezialisierte VC-Investor Rethink Ventures, die nachhaltigkeitsfokussierte Beteiligungsgesellschaft zu na mi und der Londoner Climate-Tech Investor Raspberry Ventures.
shipzero begleitet seine Kunden auf ihrem Weg zu einer dekarbonisierten Lieferkette. Dabei spielt die gleichnamige Emissionsdatenplattform eine zentrale Rolle. Verlader, Logistikdienstleister und Spediteure können als registrierte Nutzer ihre Transportemissionen darin berechnen, managen und Berichte erstellen. Den Funktionsablauf unterteilt Co-Gründer Bohnhoff in drei Schritte:
„Zunächst werden alle relevanten Daten, wie tatsächliche Verbrauchsdaten aus der Fahrzeugtelematik, Transportinformationen und andere, auf shipzero gesammelt und harmonisiert, um die Emissionskalkulation überhaupt erst möglich zu machen. Die wenigsten Unternehmen haben die notwendigen Daten zur Emissionskalkulation in einem System gebündelt. Das übernehmen wir als ersten Schritt.“
„Als zweiter Schritt erfolgt die Emissionskalkulation nach internationalen Standards. Hier fehlt es den Unternehmen oft an Knowhow zu Kalkulationsstandards und regulatorischen Vorgaben, da kommt unsere Expertise ins Spiel. Durch uns bekommen unsere Kunden einen Status-Quo über ihren CO2-Fußabdruck in der Transportlogistik und können die Daten für externe Audits bereitstellen. Transportdienstleister nutzen diese Daten außerdem, um ihren Auftraggebern Emissionsreporte für spezifische Transporte zur Verfügung zu stellen.“
„Im dritten Schritt erfolgt die Analyse der Emissionsdaten – nur wer misst, kann auch effektiv reduzieren, denn die Daten zeigen die größten Hebel zur Emissionsreduktion auf. Statt sich auf das eigene Bauchgefühl zu verlassen, können unsere Kunden ihre Investitionsentscheidungen auf belastbare Daten stützen.“
shipzero ermöglicht seinen Kunden mit diesem umfangreichen Analyseprozess nach eigener Aussage, datenbasierte und somit effiziente Entscheidungen bezüglich der Reduktionsmaßnahmen zu treffen. „Wir befähigen Entscheider:innen, die grünere Alternative zu wählen. Und machen zudem messbar, in welchem Umfang Emissionen eingespart werden“, sagt Bohnhoff.
CO2-Reduzierung als Kostenfaktor spricht für shipzero
Der Service von shipzero hat nun mit der Einführung eines CO2-Aufschlages für die Lkw-Maut zusätzlich an Aktualität gewonnen. Denn die Erhöhung der Gebühr um 200 Euro pro Tonne CO2 stellt für viele Transportunternehmen einen relevanten Kostenfaktor dar. Umso dringender werden Daten gebraucht, damit der Transport künftig klimafreundlicher abgewickelt und CO2 eingespart werden kann. „Große Verlader und Konzerne integrieren vermehrt Nachhaltigkeitskriterien bei der Auswahl ihrer Partner und fordern sogar ehrgeizigere CO2-Normen für Lkw“, konstatiert Caroline Nüsse, shipzero Business Development Manager, auf der Homepage des Unternehmens. Der Druck auf die Branche dürfte künftig zunehmen. Für shipzero könnten damit die Weichen auf weitere Expansion gestellt sein. Und das nicht nur wegen der passenden Technik zum aktuellen Problem.
Bei der Gründung kommt es auf Vertrauen an
Die beiden Gründer sind gebürtige Hamburger und kennen sich bereits seit ihrer Schulzeit. Bohnhoff hat Geografie studiert und war vor der Gründung als Strategieberater und Head of Market Analytics bei LSP Digital und Statista tätig. Er engagiert sich zudem als EU-Klimapakt-Botschafter. Schedlbauer bringt über zehn Jahre Expertise im Data Engineering und Business Intelligence mit und sammelte Erfahrung in zahlreichen Logistikunternehmen. Bereits während seines Studiums in Nachhaltigkeit und Innovationsmanagement engagierte er sich für den Klimaschutz. Er ist Mitgründer der Nonprofit-Initiative Global Shapers Hamburg, einer Unterorganisation des World Economic Forum.
Bei shipzero hat Bohnhoff vor allem die kommerziellen Aufgabenbereiche wie Vertrieb, Marketing und Produktstrategie übernommen, während Schedlbauer die technische Entwicklung und das Data Engineering leitet. Doch die Sachkompetenzen sind für die beiden längst nicht alles, was zählt. Verlässlichkeit und eine freundschaftliche Zusammenarbeit waren für sie Voraussetzung für eine gemeinsame Unternehmensgründung. „Es besteht ein belastbares Vertrauensverhältnis“, sagt Bohnhoff. „Wir kennen uns sehr gut und arbeiten mit dem genau gleichen Ehrgeiz und Einsatz.“ Sein Tipp an andere Gründer: „Es geht nicht allein darum, ein innovatives Produkt zu entwickeln und das richtige Funding zu sichern, sondern vor allem um das Team.“ Und auch der Standort, das passende Umfeld muss stimmen und den produktiven Spirit für Erfolge bieten. Deshalb kommt für Bohnhoff und Schedlbauer nur Hamburg in Frage.