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Infinite Mobility, ein Hersteller von solargetriebenen Lastenfahrrädern, ist ursprünglich ein norwegisches Unternehmen, doch sein Aufstieg ist untrennbar mit Hamburg verbunden. Es ist das beste Beispiel dafür, dass ein Wettbewerb wie der Future Hamburg Award und das Förderprogramm Scaleup Landing Pad ihr Ziel erreichen, internationale Startups für die Hansestadt zu gewinnen.

© Infinite Mobility: Moez Jomâa, Gründer und CEO

Der Gründer ist Experte für Solarenergie

SINTEF ist die größte unabhängige Forschungsorganisation Skandinaviens. 2.200 Menschen aus 80 Nationen sind dort beschäftigt, überwiegend am Hauptsitz in Trondheim und in Oslo. Einer von ihnen war bis Mitte 2023 Moez Jomâa. Sein Studium hat er an der Université Pierre et Marie Curie in Paris absolviert und mit einem Doktortitel abgeschlossen. Sein wissenschaftliches Fachgebiet ist die Solarenergie. Eines seiner Forschungsprojekte unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen betraf die Entwicklung eines solargetriebenen Passagierbootes. Diese wurde tatsächlich gebaut, kann bis zu 30 Personen befördern und ist in der tunesischen Hauptstadt Tunis im Einsatz.

Motiviert durch diesen Erfolg, dachte Moez über weitere Einsatzmöglichkeiten von Solarenergie nach. Der Einstieg in den Automobilmarkt schien attraktiv, aber auch riskant. Die zumindest vorübergehende Insolvenz des Münchener Unternehmens Sono Motors in 2023 bestätigt dies. Ein Gespräch mit einem Freund von den Philippinen brachte ihn auf eine bessere Idee. In der asiatischen Inselrepublik zählt das Tuk Tuk, ein üblicherweise von einem Zweitaktmotor angetriebenes Dreirad für kleinere Transporte, zu den häufigsten Verkehrsmitteln.

© Infinite Mobility: das Modell INGA

Der Future Hamburg Award brachte Infinite Mobility auf Erfolgskurs

Das ursprüngliche Konzept, ein solches Tuk Tuk mit einem Solarantrieb auszustatten, hatte auf einer Serviette Platz und führte schließlich zu dem Startup, das heute unter dem Namen Infinite Mobility bekannt ist. Konkreter wurde es erstmals im Jahr 2020 und schon ein Jahr später sorgte das gerade entstehende Unternehmen in Hamburg für Aufmerksamkeit. Den Wettbewerb Future Hamburg Award hatte die Hansestadt 2019 initiiert, um auf ihre Standortvorteile für internationale Startups aufmerksam zu machen. Für die zweite Ausgabe 2021 bewarb sich Infinite Mobility und belegte im Juni den dritten Platz.

In der Begründung für die Preisvergabe hieß es damals: „Infinite Mobility beeindruckt durch die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und mit einem hohen Disruptionspotenzial der zukunftsweisenden Geschäftsidee. Im von großen Konzernen geprägten Mobilitätsmarkt beweisen aktuell insbesondere kleine innovative Unternehmen, dass ein vielfältigeres Angebot die Lebensqualität in Städten maßgeblich verbessern kann. Für die letzte Meile werden Kleinstfahrzeuge künftig eine zentrale Rolle spielen und auch das Bild unserer Städte maßgeblich verändern. Gerade weil sich Infinite Mobility noch in einer frühen Seed-Phase befindet, möchte der Future Hamburg Award das Unternehmen unterstützen, diese Vision weiterzuentwickeln.“

Auch wenn zu der Zeit noch die Covid-Pandemie den Alltag beherrschte und die Unternehmensentwicklung bremste, brachte der Erfolg in Hamburg das skandinavische Startup spürbar voran. So konnte es eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde über 1,2 Millionen Euro abschließen, an der unter anderem ein Family Office aus der Schweiz und Business Angels aus Frankreich und Norwegen beteiligt waren. Dadurch beflügelt, bewarb sich Infinite Mobility gleich für das nächste Projekt, das internationale Scaleups an Alster und Elbe locken soll: das Scaleup Landing Pad. Dieses Programm ist auf aufstrebende Unternehmen aus dem GreenTech-Bereich zugeschnitten, die den deutschen und europäischen Markt von Hamburg aus erobern wollen. Dafür bekommen sie Unterstützung unter anderem bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten und Personal und vor allem dabei, mit potenziellen Geschäftspartnern in Kontakt zu kommen.

Förderung von Unternehmen durch internationale Innovationspartnerschaften:

Das Scaleup Landing Pad Hamburg, eine Initiative der Hamburg Invest, hat es sich zur Aufgabe gemacht, lokale Unternehmen durch Partnerschaften mit innovativen internationalen GreenTech-Scaleups zukunftssicher zu machen. Diese Initiative stellt nicht nur bahnbrechende Konzepte vor, sondern beschleunigt durch strategische Partnerschaften mit erfahrenen lokalen Firmen auch die Integration dieser jungen Unternehmen in den Hamburger Markt.

© Infinite Mobility: Nicole Sengeisen und Moez Jomâa

Ein internationales Unternehmen

Bei der ersten Ausgabe des Scaleup Landing Pad im Jahr 2022 lag der Fokus auf Mobilität und Logistik, maßgeschneidert für Infinite Mobility. Prompt setzte sich das Scaleup unter mehr als 30 Bewerbungen durch und ergatterte einen der zehn begehrten Plätze. Während ihrer Teilnahme am Landing Pad wurde das Team von Infinite Mobility mit wichtigen Partnern zusammengebracht, um den Markteintritt zu erleichtern. Außerdem konnte es zusammen mit den Servicepartnern des Programms seine Markteintrittsstrategie entwickeln - beides wesentliche Schritte für die Festigung ihrer Basis in Hamburg. Mittlerweile gibt es neben dem Hauptsitz in Oslo ein festes Büro im Digital Hub Logistics in der Hamburger Speicherstadt. Die Aufgabe, das Deutschlandgeschäft voranzutreiben, hat Nicole Sengeisen übernommen. In Zukunft ist geplant, ein Lager in Hamburg zu betreiben, denn die Stadt ist mit ihrem Hafen ein idealer Ausgangspunkt für den Vertrieb.

Infinite Mobility lässt sich durchaus als multinationales Unternehmen bezeichnen, denn die Produktion der Lastenfahrräder übernimmt eine Fabrik in Tunesien und der verantwortliche Produktionsleiter ist der Franzose Thierry Gallois. Einzelne Bestandteile wie die Rahmen und auch die Solarzellen werden aus Europa nach Nordafrika geliefert und dort zusammengebaut. Die Fabrik stößt über eine Million Fahrräder pro Jahr aus, von dieser Seite stünde einem raschen Wachstum von Infinite Mobility als nichts im Wege..

© Infinite Mobility: Die Solarzellen sind in die Karosserie des Lastenfahrrads integriert.

2024 soll das Jahr von Infinite Mobility werden

Ermöglichen sollen das zwei Modelle, die im Frühjahr 2024 offiziell auf den Markt kommen sollen. Die kleinere Variante nennt sich INGA und kann eine Traglast von bis zu 250 Kilogramm transportieren. Die Solarzellen sind in die Karosserie des Lastenfahrrads integriert und als solche nicht zu erkennen, da sie mit einer Spezialfarbe überzogen sind. Da die Aufladung bei Sonnenschein permanent erfolgt, also im Stand wie während der Fahrt, entfällt die Ladezeit, die bei den üblichen elektrisch betriebenen Fahrzeugen für Unterbrechungen sorgt.

Das größere Modell trägt den Namen LØKKA und wird in zwei Varianten erhältlich sein, die sich hauptsächlich in der Größe des verfügbaren Stauraums unterscheiden. LØKKA eignet sich besonders gut für Lieferungen auf der letzten Meile in Großstädten und damit für Unternehmen, die dort unterwegs sind. Mittelfristig spricht INGA dagegen eher Endkonsument:innen an, die damit ihre Einkäufe erledigen oder Picknickausflüge machen möchten. Zum Start will sich Infinite Mobility jedoch ganz auf das B2B-Geschäft konzentrieren. Die bisherige Nachfrage gibt Anlass zur Hoffnung, dass sich das rasch positiv entwickelt.

Sollte sich der Erfolg wie erhofft einstellen, könnten weitere Modelle auf den Markt kommen, eventuell auch eines, das noch näher an der Ursprungsidee Tuk Tuk orientiert ist. Außerdem ist eine App geplant, die Infos zur Wetterlage und den damit verbunden optimalen Ladezeiten zur Verfügung stellt. Mit dem Wachstum wäre selbstverständlich die Schaffung weiterer Arbeitsplätze verbunden, auch in Hamburg. Das wäre dann ein weiterer Lohn für das Engagement, das die Stadt mit dem Future Hamburg Award und dem Scaleup Landing Pad für internationale Startups zeigt.

„Die Wahl Hamburgs als Standort für unser Büro in Deutschland ist eine organische Entscheidung. Unser Projekt wurde schon früh von der Stadt Hamburg bestätigt, als wir mit dem Future Hamburg Award 2021 ausgezeichnet wurden, der Innovationen würdigt, die zur Gestaltung der Zukunft von Städten beitragen. Diese Bestätigung war nicht nur eine Quelle der Motivation für unser Team, unsere Pläne weiterzuverfolgen, sondern hatte auch einen erheblichen Einfluss auf die Unterstützung von Investoren und Partnern. Wir haben die Anerkennung durch den Award als Gütesiegel genutzt. Darüber hinaus haben Hamburgs Status als Logistikhauptstadt und sein lebendiges Startup-Ökosystem unsere Wahl weiter gefestigt.“
Moez Jomâa, Gründer und CEO von Infinite Mobility

Autor

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