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© fobizz: Gründerinnen Dr. Diana Knodel (CPO) und Theresa Grotendorst (CEO)

Die Digitalisierung der Schulbildung ist eines der großen Themen unserer Zeit. Das Hamburger Startup fobizz leistet seit 2018 auf diesem Gebiet Pionierarbeit und hat bereits rund ein Viertel aller Lehrkräfte in Deutschland für sich gewinnen können.

„Unsere Zukunft sitzt auf den Schulbänken“, sagt Dr. Diana Knodel vom EdTech-Startup fobizz, und fügt hinzu: „Lehrer:innen haben den wichtigsten Job der Welt“. „Bildung ist der mächtigste Hebel für die positive Gestaltung der Zukunft“, bestätigt ihre Kollegin Theresa Grotendorst.

Die beiden Gründerinnen wissen genau, worüber sie sprechen, schließlich engagieren sie sich seit vielen Jahren dafür, Schulkindern den Einstieg in die Digitalwelt zu erleichtern. So gründete Diana 2014 zusammen mit ihrem Mann Philipp die App Camps. Die Ursprungsidee bestand darin, Kindern in Workshops die ersten Grundkenntnisse für die Erstellung einer App zu vermitteln und ihnen dabei zu einem garantieren Erfolgserlebnis zu verhelfen.

Ein ähnliches Konzept verfolgte Theresa als Veranstalterin von Events wie der Code Week oder Jugend hackt. Die hier Teilnehmenden haben in der Regel schon einige Vorkenntnisse und es ist beeindruckend, was für ausgefeilte Spiele und Programme junge Leute dort in kurzer Zeit entwickeln. Allerdings gehören sie eher zu einer Minderheit, die sich privat das nötige Fachwissen angeeignet hat.

Um dieses Know-how möglichst vielen Kindern vermitteln zu können, braucht es starke Verbündete: die knapp 800.000 Lehrkräfte in Deutschland. Die Bereitschaft in die Digitalwelt einzutauchen und die Schüler:innen mitzunehmen ist durchaus groß, nur fehlen oft die erforderlichen Fortbildungsangebote. Die Variante, für Präsenzfortbildungen quer durch das Land zu reisen und dann jeweils vielleicht 30 Personen zu erreichen, erschien den Gründerinnen wenig zielführend.

© fobizz

Individuelles Lernen mit Onlinekursen

„Digital ist besser“ lautete daher das naheliegende Motto und führte 2018 zu der Gründung von fobizz durch Theresa, Diana und Philipp. In dem Firmennamen steht die branchenübliche Abkürzung für Fortbildung, „Fobi“. Die ersten über fobizz angebotenen Kurse mit den Grundlagen zur App-Entwicklung und Programmierung haben Diana und Theresa noch selbst erstellt. Vorab hatten über 100 Lehrer:innen, die über Twitter von dem Projekt erfahren hatten, die Möglichkeit das Angebot zu testen.

Getestet und für gut befunden wurden damals Online-Fortbildungen, die nach wie vor das Hauptformat von fobizz darstellen. Die Kurse basieren auf Videos, die Inhalte zu digitalen Themen vermitteln und bei denen Übungen und spielerische Elemente den Lerneffekt verstärken. Dabei gibt es keinen festgeschriebenen Stundenplan, die Nutzer:innen können ihr Lerntempo selber festlegen und ein Jahr lang auf alle Elemente beliebig oft zugreifen.

Einige der Kurse sind die kostenlos, für die übrigen wird eine Gebühr von 9,90 € bis 49 € fällig. Die meisten buchen allerdings eine Flatrate, die für eine einzelne Person 199 € im Jahr kostet und Zugriff auf das gesamte Fortbildungsangebot bietet. Die ersten Umsätze erzielte fobizz tatsächlich mit besonders engagierten Lehrkräften. Das konnte aber nur ein erster Schritt sein, denn erklärte Zielgruppe waren nicht einzelne Personen, sondern ganze Schulen oder sogar Gemeinden und Bundesländer.

Zwei historische Entwicklungen, die eine erfreulich, die andere nicht, sorgten bei fobizz für zusätzlichen Aufschwung. 2019 trat der von der Bundesregierung beschlossene Digitalpakt in Kraft, der die Digitalisierung der allgemeinbildenden Schulen vorantreiben soll, vor allem durch die Bereitstellung der erforderlichen Hardware. Fünf Milliarden Euro wurden dafür bewilligt; das ist die erfreuliche Entwicklung. 2020 das Budget noch einmal um 1,5 Milliarden Euro aufgestockt, aus einem unerfreulichen Anlass: die Corona-Pandemie.

Plötzlich war das virtuelle Klassenzimmer in aller Munde. Ein entsprechender Fortbildungskurs hatte bei fobizz in kurzer Zeit 30.000 Abrufe. Weniger dynamisch entwickelt sich leider der Digitalpakt. Die Auszahlung der Fördergelder verläuft bisher nur schleppend, was unter anderem mit dem föderalen System in Deutschland zusammenhängt, bei dem die einzelnen Bundesländer die Hoheit über die Bildung haben.

„Viele Bildungs-Startups und -Initiativen scheitern leider oft immer noch an der Finanzierung. Deshalb hoffen wir als Bildungs-Startup, dass in Deutschland künftig mehr öffentliche und privatwirtschaftliche Investitionen in neu gegründete Unternehmen eingebracht werden."
Gründerin Dr. Diana Knodel

Immerhin haben die beiden Entwicklungen dafür gesorgt, dass das Thema Digitalisierung von Schulen und die Vermittlung entsprechender Inhalte im Unterricht viel breiter diskutiert und verstärkt in Angriff genommen wird. Längst hat fobizz eine Vielzahl von Schulen und sogar Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen als Kundschaft gewonnen. Somit haben bereits bundesweit über 200.000 Lehrkräfte das Angebot von fobizz genutzt, wovon wiederum mehr als fünf Millionen Schulkinder profitieren konnten. Besonders stark sei fobizz in Nordrhein-Westfalen, dort haben bereits 40 Prozent der Lehrer:innen Kurse des EdTech-Startups belegt.

Um die 150 Online-Fortbildungen sind bei fobizz mittlerweile zu finden, von circa 100 Autor:innen, die zumeist aus der Lehrerschaft stammen und deren Angebote erst einen Qualitätscheck durchlaufen, bevor sie freigeschaltet werden. Entsprechend breit ist auch das Spektrum der Inhalte. Längst geht nicht mehr nur um Softwareprogrammierung und ähnliches. Gefragt sind vor allem aktuelle Themen wie der Umgang mit geflüchteten Kindern und Internetkompetenz, etwa in Bezug auf Fake News und Mobbing. Hinzu kommen Live-Webinare und eine aktive Community.

Die Anerkennung für die Verdienste von fobizz sind groß. Gerade wurde das Startup mit der Comenius-Edu-Medaille beim Comenius Award ausgezeichnet und hat somit einen der bedeutendsten europäischen Multimediapreise für „Digitale Innovationen in Europa“ erhalten. Vergeben wird die Medaille von der Gesellschaft für Pädagogik und Information e.V. (GPI) für pädagogisch, inhaltlich oder gestalterisch herausragende Bildungsmedien. 

© fobizz: Frederik Dietz (CTO), Dr. Diana Knodel (CPO), Theresa Grotendorst (CEO) und Dr. Philipp Knodel (COO)

fobizz ist finanziell unabhängig

Den Erfolg hat fobizz nicht zuletzt positiver Mundpropaganda zu verdanken und ist dabei bisher fast ausschließlich mit eigenem Kapital ausgekommen. Das dokumentiert die Ausnahmestellung des Startups, doch für andere sieht es weniger gut aus: „Viele Bildungs-Startups und -Initiativen scheitern leider oft immer noch an der Finanzierung. Deshalb hoffen wir als Bildungs-Startup, dass in Deutschland künftig mehr öffentliche und privatwirtschaftliche Investitionen in neu gegründete Unternehmen eingebracht werden. Auch aus der Politik sollten hier mehr Impulse kommen, zum Beispiel die Vereinfachung des Marktzugangs für Bildungs-Startups oder Förderprogramme mit dem Fokus Bildungstechnologien.“ kommentiert Diana die allgemeine Lage.

Ein wenig finanzielle Unterstützung hat fobizz übrigens doch bekommen, und zwar durch InnoFounder, das Förderprogramm der IFB Innovationsstarter GmbH. Das hat schon vielen Startups bei den ersten Schritten geholfen und seinen Beitrag dazu geleistet, dass fobizz stetig wächst und Ende 2022 aus 30 festen Teammitgliedern bestehen wird.

„Wir lieben Hamburg! Die Hamburger Startup-Szene ist sympathisch und hilfsbereit und die Wege sind kurz. Ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Gründung!“
Gründerin Theresa Grotendorst

Autor

Startup City Hamburg

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