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Marktforschung war lange ein Privileg für große Unternehmen, die es sich leisten konnten. Ebenso war es ein Geschäft für Forschungsinstitute, die für viel Geld wochen- oder monatelang Verbraucher:innen abtelefonieren oder in Fußgängerzonen befragen ließen. Das Startup Appinio mit Sitz in Hamburg hat die Marktforschungsbranche revolutioniert, indem es sie mühelos und Daten für jeden zugänglich macht.

© Appinio: die Gründer Kai Granaß, Jonathan Kurfess und Max Honig

Marktforschung leicht gemacht

Über die Appinio-Plattform können Unternehmen selbstständig Umfragen für repräsentative Panels erstellen und durchführen. Die Qualitätssicherung wird von Appinios Marktforschungsexperten, den sogenannten Research Consultants, durchgeführt. Das Ziel dahinter ist die Demokratisierung und Autonomisierung der Marktforschung mit hochwertigen Daten.

Nicht nur die Fragestellungen, etwa Meinungen zu Produkten und Dienstleistungen, sondern auch Kriterien wie Alterssegmente, Wohnorte, Geschlecht und Gewohnheiten geben die Kund:innen selbst in ihren Befragungsauftrag ein. Via App wird dann genau die gewünschte Zielgruppe angesprochen. Dabei kann Appinio auf einen Pool von rund 1,5 Millionen App-User:innen zugreifen. Diese Nutzer:innen beantworten die Fragen und erhalten dafür Coins, die sie in Gutscheine umtauschen oder für soziale Projekte spenden können. Das IT-System der Gründer Jonathan Kurfess, Max Honig und Kai Granaß wertet am Ende die Statements der Umfrageteilnehmer:innen aus und erstellt für die Auftraggeber eine Analyse.

„Wir möchten Marktforschung einfach machen und Unternehmen dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen“, sagt CEO Honig. Auf diese Weise erhielten die Unternehmen fast in Echtzeit einen Einblick über die Meinungen ihrer Zielgruppen und könnten dementsprechend ihre Entscheidungen ausrichten. Mehrere Hundert Umfragen und Projekte werden monatlich ausgeführt. Es gibt Konkurrenz, wie GfK oder Nielsen, die aber den Erfolgskurs der Hamburger bislang nicht bremsen konnte. „Wir sind in den vergangenen Jahren durchschnittlich um jeweils 100 Prozent gewachsen“, bilanziert Honig. Seit der Gründung konnten über 2.000 Kund:innen überzeugt werden, darunter so prominente Namen wie VW, Netflix, Telekom und Coca Cola.

„Wir von Appinio wollen die Welt ein bisschen faktenbasierter machen. Jeden Tag bringen wir Marken und Verbraucher:innen einander näher und helfen ihnen, einander durch einen unvoreingenommenen Austausch von Meinungen besser zu verstehen. Dies hilft Unternehmen, das Rätselraten aus den täglichen Entscheidungen zu eliminieren und ermöglicht es jedem, innerhalb von Minuten Antworten und Feedback von Tausenden von Menschen zu erhalten.“
Jonathan Kurfess, Gründer von Appinio
© Appinio: das Team beim Hamburg Marathon

Am Anfang stand harte Überzeugungsarbeit

Appinio schreibt seit langem schwarze Zahlen und gehört mit seinen über 200 Mitarbeiter:innen zu den Big Playern der hanseatischen Startup-Szene. 2014 in einer winzigen Abstellkammer gegründet, ist die Firma längst ein Scaleup. Die ursprüngliche Idee brachte Jonathan Kurfess aus seinem Studium an der Hamburg School of Business Administration mit. „Ich wollte den Entscheider:innen in den Unternehmen die Möglichkeit geben, direkt von ihren Kund:innen zu erfahren, wie diese ein bestimmtes Produkt finden, und das so schnell wie möglich“, erinnert sich Kurfess. Doch überzeugen konnte er mit seiner Mission damals so schnell niemanden.

„Wenn man als 23-Jähriger, der weder eine relevante Berufserfahrung noch jemals in der Marktforschung gearbeitet hat, behauptet, die Marktforschung zu revolutionieren, stößt man nicht sofort auf offene Türen“, erzählt der Gründer. „Ich habe acht, neun, zehn Stunden am Telefon gesessen, um an Kund:innen zu kommen – im Zweifel habe ich auch mal behauptet, dass ich der Cousin des Geschäftsführers bin, um wenigstens einmal drei Minuten mit jemanden sprechen zu können, der etwas zu sagen hat.“

© Appinio: Jonathan Kurfess

Auch ohne größere Finanzierungen schnell profitabel

Der erste Kunde war dann Jägermeister, der am Jahresende noch ein kleines Budget für Marktforschung übrig hatte. Ein Erfolgstreffer. Seitdem ging es rasch aufwärts. Das schnelle Wachstum konnte ohne Kapital von institutionellen Investoren finanziert werden. Nur zu Beginn erhielt Appinio eine kleinere Finanzierungsrunde von Business-Angeln wie Michael Trautmann und Matthias von Bechtolsheim. Mit eigenen Gewinnen konnten sogar Standorte in 15 Städten wie Berlin, Bilbao, London, Barcelona und Madrid errichtet werden.

Dabei spielt der Ort für die Mitarbeitenden ohnehin kaum noch eine Rolle. Mobilität, Flexibilität und Work-Life-Balance werden immer wichtiger. „Von überall aus arbeiten – egal ob im Office, Zuhause, am Strand oder einer einsamen Hütte in den Bergen. Hauptsache WLAN.“, verkündet Appinio auf seiner Homepage. Von starren Regeln und hierarchischen Vorschriften, wie sie im Arbeitsleben sonst noch üblich sind, ist Appinio weit entfernt. Eigenverantwortung, intrinsische Motivation und Vertrauen hingegen gehören zu den Grundsätzen der Teamkultur.

© Appinio: viel Grund zum Feiern

Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung und viele Auszeichnungen

Deshalb hat Appinio bereits seit 2021 seine Urlaubslimitierung für die Mitarbeitenden aufgehoben. Lediglich der gesetzliche Mindestanspruch von 20 Tagen pro Jahr muss ausgeschöpft werden. „Alle bei Appinio sollen selbst entscheiden, wann, wo und wie sie arbeiten“, konstatiert Kurfess. Damit werde die Produktivität sogar noch gesteigert und für potenzielle Fachkräfte eine zusätzliche Attraktivität geboten.   

Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung gehören zu den Zielen des Teams. So ist Appinio im Februar 2023 mit der „B-Corp Zertifizierung“ ausgezeichnet worden, als eins von bislang nur 6.000 Unternehmen weltweit. „Die Zertifizierung bestätigt unser Engagement für eine nachhaltigere Zukunft und zeigt, dass wir nicht nur unseren Kund:innen, sondern auch der Gesellschaft und dem Planeten einen echten Mehrwert bieten können”, erklärt Kurfess die Bedeutung des Siegels. Doch es ist längst nicht die einzige Auszeichnung, die er und seine Kolleg:innen vorweisen können.

Im vergangenen Jahr wurde Appinio mit dem Deutschen Gründerpreis sowie als eine der "Top 50 Fastest Growing Companies" von Deloitte ausgezeichnet, in 2020 in die Forbes-Liste "30 under 30" aufgenommen. In 2019 gewann das Team den Gunnar-Uldall-Wirtschaftspreis, in 2017 wurden die Gründer als „Top European Business Startup“ geehrt und schon gleich zu Beginn 2015 als „Best of Hamburg“ – eine Auszeichnung, der wechselseitige Gültigkeit zukommt. Trotz aller Mobilität will Appinio auf seine noble Residenz in der Großen Theaterstraße bei der Binnenalster nicht verzichten. Die Hansestadt ist für Kurfess und sein Team erste Wahl.

„Hamburg ist ein bedeutender Wirtschaftsstandort in Deutschland und Europa und verfügt über eine breite Palette an Branchen, für die Marktforschung von großem Interesse ist. Appinio wurde 2014 in Hamburg gegründet und hat auch heute noch seinen größten Bürostandort in der Hansestadt. Seit 2020 ist Appinio eine Remote-first Company.“
Jonathan Kurfess, Gründer von Appinio

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