hempy period gewinnt bei Female StartAperitivo
Acht von Frauen geführte Startups aus vier norddeutschen Bundesländern traten beim Finale von Female StartAperitivo 2022 am 15. September im Hamburger Musikclub Knust an. Den Sieg holte sich hempy period aus Lüneburg mit Tampons aus Hanf. Auf den nächsten beiden Plätzen landeten mit 5pectre Optix und tœrn zwei Startups aus Hamburg.
Das Ziel: Gründerinnen und Investor:innen zusammenbringen
Hauptveranstalter von Female StartAperitivo ist das Hamburg Investors Network und der Name deutet schon an, was eines der Hauptziele des Abends war. Selbstverständlich ging es auch darum, Gründerinnen und ihren Startups eine Bühne zu bieten, aber dabei soll es im Idealfall nicht bleiben. Frauen haben es nach wie vor schwerer, in einer von Männern dominierten Szene Finanzierungen für ihre Unternehmen zu bekommen. Zum Glück ändert sich das offenbar gerade, sodass die Veranstaltung zwei Kernbotschaften aussenden konnte. Eine an die Frauen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt zum Gründen sei, und eine an Investor:innen, dass es sich jetzt lohne, auf Gründerinnen zu setzen.
Nachhaltigkeit als Kernthema
Die acht Startups, die sich dem Urteil des Publikums stellten, befanden sich in ganz unterschiedlichen Unternehmensphasen, weshalb der Finanzierungsbedarf von 35.000 Euro bis 20 Millionen Euro reichte. Noch ziemlich am Anfang steht Sustomer aus Lübeck, vorgestellt von Samira Huber. Hier hilft eine App dabei, Informationen zu Produkten zu erhalten, um seine Einkäufe möglichst nachhaltig zu gestalten. Nachhaltigkeit stand bei vielen Pitches im Mittelpunkt, so auch bei dem von Michelle Spitzer. Mit eco:fibr aus Hannover stellt sie Zellstoff für die Papierindustrie aus Überresten von Ananasplantagen her. Das löst ein Müllproblem und macht das Abholzen zahlreicher Bäume überflüssig. Nachhaltige Ernährung schließlich ist das Ziel von INOVA Protein aus Roggentin bei Rostock. Raijana Schiemann berichtete, wie das Startup die Zucht von Insekten als Proteinquelle vorantreibt.
Große Umsätze in Sicht für Versicherungen und Nano-Pellets
Ebenfalls aus Mecklenburg-Vorpommern, und zwar direkt aus Rostock, stammt hepster, das Unternehmen mit dem höchsten Finanzierungswunsch. Mitgründerin Hamma Bachmann gehört zu einem Team von über 100 Personen, das Versicherungslösungen anbietet, die für den Kauf bestimmter Produkte maßgeschneidert sind. hepster hat ehrgeizige Ziele; der amerikanische Markt ist im Visier und bis 2025 soll der Jahresumsatz 100 Millionen Euro erreicht haben. Ganz so weit ist myStandards aus Kiel noch nicht, aber Christina Wittke definierte milliardenschwere Märkte, auf denen ihr Startup ein Wörtchen mitreden möchte. Und zwar mit Nano-Pellets, die die Kalibrierung von Mikroanalysen ermöglicht. Das ist vor allem bei Gesteinsanalysen von Bedeutung.
Hamburg punktete mit einer Lösung für Retouren und dem kleinsten Breitbandspektrometer
Alle Pitches hatten vielversprechende Geschäftsmodelle und wurden mit großer Leidenschaft und Kompetenz vorgetragen, sodass dem Publikum die Wahl nicht leicht gemacht wurde. Die drittmeisten Stimmen vergab es an Eva Aumüller und tœrn. Eva hatte eine Hose namens „Inge“ mitgebracht, die sie online bestellt hatte und ihr nicht passte. Normalerweise müsste sie diese wieder zurück an den Onlineshop schicken. Mit tœrn könnte die Hose direkt wieder in den Verkauf gehen und so Logistik- und Materialkosten sparen. Für ein Pilotprojekt können sich noch Unternehmen melden. Ebenfalls aus Hamburg kommt die Gewinnerin der Silbermedaille, Dr. Ekaterina Zapolnova von 5pectre Optix. Sie hat das kleinste Breitbandspektrometer der Welt entwickelt, das nicht nur viel Platz spart, sondern auch nur einen Bruchteil der Kosten herkömmlicher Geräte verursacht. Vielseitig verwendbar ist es obendrein, von der Analyse von Coronaviren bis zum Whisky-Tasting, wie im Knust zu erleben war.
Hanftampons waren der Publikumsliebling
Siegerinnen des Abends wurden die drei Gründerinnen von hempy period, Amelie Harm, Chiara Kracklauer und Agnes Maria Paul. Mit ihren Tampons aus Hanf trafen sie bei einem größeren Teil des Publikums offensichtlich einen Nerv. Auch hier spielte Nachhaltigkeit wieder eine wichtige Rolle. Hanf ist im Anbau wesentlich klimafreundlicher und ressourcenschonender als selbst Bio-Baumwolle. Der erste Prototyp des Tampons entsteht gerade, dafür werden die bereits erwähnten 35.000 Euro benötigt. Nach diesem Erfolg können die Gründerinnen durchaus höhere Regionen anstreben.
Der finale Pitch von Female StartAperitivo 2022 ist damit Geschichte, die Veranstaltungsreihe selbst noch lange nicht. In den kommenden Wochen wird es eine Reihe von Workshops für Gründerinnen geben und Masterclasses für Investor:innen und solche, die es werden wollen. Detailinformationen dazu folgen in Kürze. Ein Abschlussevent ist für den 7. Dezember geplant und 2023 soll Female StartAperitivo zu einem bundesweiten Ereignis heranwachsen. Dann werden Gründerinnen aus ganz Deutschland in Hamburg zu Gast sein.