Mit dem Hamburg Investors Network (HIN) hat die IFB Innovationsstarter GmbH eine Institution geschaffen, die Startups den Zugang zu Investor:innen erleichtern soll. Wir haben mit dem Leiter Christoph Steckhan darüber gesprochen, was das HIN leisten kann, welche Möglichkeiten Startups für ihre Finanzierung haben und was sie dabei beachten müssen.
Bei wie vielen Startups hat HIN im vergangenen Jahr bei der Finanzierung mitgeholfen?
Mit dem Hamburg Investors Network bauen wir Brücken zwischen kapitalsuchenden Startups aus Hamburg und passenden Investor:innen aus dem HIN-Netzwerk. Wir konnten bisher über 30 Direktbeteiligungen mit einem Gesamtvolumen von über 5 Millionen Euro initiieren. Das HIN wird von der IFB Innovationsstarter GmbH durchgeführt. Als Tochter der Hamburgischen Investitions- und Förderbank unterstützen wir Hamburger Startups zudem mit Zuschüssen und Beteiligungskapital.
Wie haben sich die Chancen für Finanzierungen von Startups verändert? Spielen Inflation, steigende Zinsen und Energiepreise eine Rolle für Investoren?
Grundsätzlich ist weiterhin viel Kapital auf dem Markt für Startup-Finanzierungen, auch wenn die Höhe und Anzahl der Finanzierungsrunden global seit Mitte 2022 rückläufig sind. Es hat eine gewisse Konsolidierung stattgefunden. Investor:innen schauen nachvollziehbarer Weise wieder genauer hin, was ein Startup vorweisen kann. Steigende Zinsen machen ein Investment in Startups generell unattraktiver, da der Kapitalmarkt als alternative Anlage attraktiver erscheint. Es ist für Startups also deutlich schwieriger geworden, Finanzierungen einzuwerben. Solche Umstände machen die Arbeit von öffentlichen Institutionen wie dem Innovationstarter Fonds Hamburg und dem HIN umso wichtiger. Besonders um den Jahreswechsel wurden wir regelrecht überrannt von Startups, die händeringend ein Funding benötigten. Gerade Early-Stage Startups, die noch keine signifikanten Umsätze vorweisen konnten, hatten Probleme, Investor:innen zu finden. Insbesondere die Suche nach Lead-Investor:innen gestaltete sich schwierig. Das führte dazu, dass Finanzierungsrunden deutlich länger dauerten und viele Startups statt der ursprünglich angepeilten Summe zunächst versuchten, eine Brückenfinanzierung auf die Beine zu stellen. Gleichzeitig mussten dabei oftmals Abstriche bei der Bewertung in Kauf genommen werden.
Aktuell haben wir den Eindruck, dass die erste Schockwelle vorüber ist. Denn für Investor:innen bietet diese Krise auch eindeutig Chancen.
Da wir vorrangig mit frühphasigen Startups zusammenarbeiten, liegt die Exit-Option durch einen Verkauf oder gar Börsengang eher 4-8 Jahre in der Zukunft. Grundsätzlich besteht, denke ich, Einigkeit: Die derzeitige Krise wird bis dahin überwunden sein. Somit werden auch die Startup- und Exit-Bewertungen wieder ein höheres Niveau erreichen. Viele Investor:innen können daher jetzt günstiger in Startups einsteigen als noch vor einem Jahr.
Was sind deiner Erfahrung nach die größten Hürden für Startups bei der Finanzierung? Woran scheitern viele?
Viele Gründer:innen verlieben sich zu Beginn sehr stark in ihre Idee und fangen einfach an zu bauen. Wenn Geld knapp ist – und für die allermeisten Startups ist es das – muss der erste Weg sein, sowohl das adressierte Problem als auch mögliche Lösungen permanent zu validieren und ggf. den Kurs zu ändern. Man kann es sich schlicht nicht leisten, Dinge zu entwickeln, die an den Bedürfnissen der Zielgruppe vorbeigehen. Dadurch kann es auch bei vermeintlich einfachen Lösungen schnell vorkommen, dass man es nicht zum Markteintritt schafft und komplett ohne Traktion auf die schwierige Investorensuche gehen muss.
Was rätst du neuen Startups, um erfolgreich an Geld zu kommen?
Gebt Investor:innen nicht das Gefühl, dass sie euch retten sollen, sondern zeigt euren Kund:innen, dass ihr Probleme löst und beweist, dass sich damit Geld verdienen lässt.
Wenn Geld knapp ist, muss es zwangsläufig eine Rückbesinnung auf die Basics des Startup-Aufbaus geben: Wer es beherrscht, seine Kund:innen und ihre Bedürfnisse zu verstehen, wer schnell und kosteneffizient iterieren kann, der hat gute Chancen. Denn wer es schafft, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Kund:innen zu gewinnen, schafft das auch nach der Krise.
Wir sind uns jedenfalls sicher, dass Krisen auch mithilfe von passionierten Gründer:innen und wegweisenden Produkten angegangen werden müssen. Und an globalen Problemen mangelt es in 2023 sicherlich nicht.
Wenn das alles passt, fühlt euch eingeladen, euch hier bei uns zu bewerben. Unser Netzwerk verfügt aktuell über mehr als 500 Investor:innen, die in allen Phasen und Branchen unterstützen können. Wenn ihr also ein spannendes Startup habt und privates Kapital sucht, empfehlen wir euch gern den Mitgliedern des Hamburg Investors Network, sei es über unsere regelmäßig erscheinenden Dealflow-Updates, auf unseren StartAperitivo Pitch-Events oder bei persönlichen 1:1-Matchings.
Unser deutschlandweiter Gründerinnenwettbewerb Female StartAperitivo ist gerade mit großem Erfolg zu Ende gegangen, mit TimeTeller hat sogar ein Hamburger Startup gewonnen. Als nächstes steht am 14. September ein Impact StartAperitivo mit einer Food Edition auf dem Programm. Bei uns ist also immer etwas los!