So gründest du erfolgreich ein Startup
Wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Fortschritt scheint heutzutage kaum noch denkbar ohne Startups und ihre Gründer:innen, die mit Mut und Innovationskraft ihre Träume Realität werden lassen wollen. Damit das Vorhaben gelingt, ist bei der Gründung eines Startups eine Menge zu beachten. Hier bekommt ihr eine Übersicht über die wichtigsten Schritte auf dem Weg zum eigenen Unternehmen und die Institutionen in Hamburg, die euch dabei unterstützen.
Am Anfang steht die Idee
Viele Ideen für Unternehmensgründungen entstehen, wenn Menschen in ihrem privaten oder beruflichen Umfeld ein Problem identifizieren, für das es noch keine angemessene Lösung gibt. Wenn bei diesen Personen noch eine gewisse unternehmerische Mentalität oder der schon länger gehegte Wunsch sich selbstständig zu machen hinzukommt, sind das die besten Voraussetzungen für die Gründung eines Startups.
Ihr denkt selbst über eine Unternehmensgründung nach? Dann solltet ihr euren Problemlösungsansatz gründlich auf den Prüfstand stellen. Damit ein Startup erfolgreich sein kann, muss es sich aufgeschlossen für Änderungen erweisen. In den seltensten Fällen bleibt es bei der Ursprungsidee, sie entwickelt sich in einem fortlaufenden Prozess hin zu einer realitätsnahen Lösung. Startups sollten eine hohe Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, und Aufgeschlossenheit für konstruktive Kritik aufweisen. Dabei hilft sowohl der frühzeitige Austausch mit potenziellen Kunden als auch mit anderen Gründer:innen, um Fehler zu vermeiden. Typische Fallstricke sind zum Beispiel, den tatsächlichen Bedarf zu überschätzen, sich zu viel auf einmal vorzunehmen oder sich im Gegenteil zu sehr mit Details aufzuhalten.
Von Beginn an solltet ihr euch konkrete Gedanken über das Geschäftsmodell machen. Das gilt auch für Startups, bei denen der soziale Aspekt im Vordergrund steht, denn auch sie sind auf Umsätze angewiesen, um ihre Ziele zu erreichen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem Endkundengeschäft (B2C) und dem Geschäft mit Unternehmen (B2B), wobei es auch Mischformen geben kann. Viele Gründer:innen, die eine persönliche Erfahrung antreibt, tendieren zu B2C und überschätzen leicht die Zahlungsbereitschaft der potenziellen Kund:innen, zumal, wenn sie durch zunächst kostenlose Angebote angelockt wurden, wie das beispielsweise bei der Einführung von Apps häufig geschieht.
B2B-Startups werden oft von Personen gegründet, die schon eine Weile in einer bestimmten Branche gearbeitet und dort Defizite festgestellt haben, beispielsweise bei der Digitalisierung. Hier ist also Bedarf nachweislich vorhanden, allerdings können branchenspezifische Lösungen bei einem engen Fokus ein geringeres Wachstumspotenzial haben als massentaugliche Ideen. Dafür erreichen sie eine stabilere Kundschaft und garantieren bessere Planbarkeit. Nicht selten ändern Startups im Laufe ihrer Entwicklung den Kurs von B2C auf B2B.
Ein gutes Hilfsmittel, um sich einen Überblick über sein Geschäftsmodell zu verschaffen, ist der Business Model Canvas. Den gibt es als digitale Grafik oder als Poster für die Wand, wo ihr eure Vorstellungen in Felder für neun Schlüsselkriterien eintragen könnt:
Kernpartner
Kernaktivitäten
Kernressourcen
Wertversprechen
Beziehung zum Kunden
Vertriebskanäle
Kundensegmente
Kostenstruktur
Erlösstruktur
Der Business Model Canvas ist kein Allheilmittel, bietet aber eine bewährte Orientierungshilfe.
Ohne eine innovative Idee und ein plausibles Geschäftsmodell kann kein Startup bestehen. Von Investor:innen ist jedoch häufig zu hören, dass ihnen die Teamzusammenstellung fast noch wichtiger ist. Einzelgründer:innen haben es demnach von vornherein schwerer, können aber mit Persönlichkeit und Engagement überzeugen. Das gilt selbstverständlich auch für Teams, wobei hier leichter objektivierbare Faktoren hinzukommen.
Ein gut zusammengestelltes Team überzeugt mit Vielseitigkeit. Drei Programmierer:innen mögen zusammen beim Thema Software unschlagbar sein, dafür fehlt ihnen die Kompetenz in wichtigen Bereichen wie Betriebswirtschaft oder Marketing. Ein starkes Team vereint Fach-, Methoden, Sozial- und Individualkompetenz und diese Zusammenstellung lässt sich sehr oft bei gemischtgeschlechtlichen Teams finden. Unverzichtbar ist auch ein Vertriebstalent, welches das Produkt überzeugend präsentieren kann. Vielfalt ist also in mehrfacher Hinsicht wichtig. Bezüglich eurer Ressourceneinteilung ist es jedoch empfehlenswert administrative Aufgaben auszugliedern und hier von Sonderkonditionen für Startups zu profitieren, beispielsweise bei Steuerberatungen.
Klärt vorab die wichtigsten Rechtsfragen
Das gilt auch für Anwaltskanzleien. In den seltensten Fällen ist in Gründungsteams ein umfassendes juristisches Fachwissen vorhanden, dabei lauern hier besonders viele Stolperfallen. Ihr müsst Entscheidungen treffen, die sich oft erst Jahre später auswirken können, zum Beispiel bei der Rechtsform eures Startups. Ein wichtiges Kriterium ist hier die Haftungsbeschränkung, die regelt, ob ihr im Ernstfall mit eurem gesamten persönlichen Vermögen haftet oder nur mit dem in das Unternehmen eingebrachten Vermögen. Eine Gründungsgemeinschaft kann wie eine Ehe sein. Eigentlich gedacht für die Ewigkeit, kommt es doch häufig zu einer vorzeitigen Trennung. Daher ist es sinnvoll, rechtzeitig vertraglich zu regeln, wer in diesem Fall welche Unternehmensanteile unter welchen Bedingungen erhält.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung des Firmennamens. Zum einen natürlich, weil ihr damit möglichst vielen Menschen im Gedächtnis bleiben wollt. Zum anderen aber auch, weil ihr Schwierigkeiten bekommt, wenn der Name schon vergeben war. Ein Namenswechsel kann teuer werden, und sei es nur wegen der Umbenennung und der Änderung des Logos in eurer gesamten Kommunikation. Zudem erschwert es zumindest vorübergehend erheblich eure Wiederauffindbarkeit. Schutzrechte genießen auch Produkte. Klärt also frühzeitig, ob ihr eventuell bestehenden Patentschutz verletzt und beantragt selbst Patente, idealerweise international. Hierfür gibt sogar Förderungen und Zuschüsse.
So findet ihr die passende Finanzierung und Förderung
Viele Gründer:innen versuchen zunächst, ihr Startup komplett aus eigener Tasche zu finanzieren. Diese Herangehensweise, die sich Bootstrapping nennt, hat den Vorteil, dass ihr bei euren Entscheidungen komplett unabhängig agieren könnt. Allerdings kann stark begrenztes Kapital das Wachstum bremsen oder gar zur frühzeitigen Zahlungsunfähigkeit führen. Am Anfang können Startups in der Regel noch keine größeren Finanzierungsrunden abschließen, aber durchaus Business Angels für sich gewinnen, die mit kleineren Beträgen und, was noch wichtiger ist, Know-how unterstützen.
Um Unterstützer:innen zu überzeugen, solltet ihr jederzeit in der Lage sein, euer Geschäftsmodell in wenigen Sätzen auf den Punkt zu bringen. Diese Kurzvorstellung nennt sich Elevator Pitch, weil sie in einer Zeitspanne über die Bühne gehen sollte, die einer Fahrt mit dem Aufzug entspricht. Üben könnt ihr das zum Beispiel mit Freund:innen, die mit eurer Materie nur bedingt vertraut sind. Für ausführlichere Präsentationen solltet ihr ein Pitchdeck erstellen, das alle Vorteile eures Startups übersichtlich und prägnant darstellt.
Ein solches Pitchdeck benötigt ihr beispielsweise auch, wenn ihr euch für ein Förderprogramm bewerbt. Davon gibt es in Hamburg eine Reihe, die sich meist auf eine bestimmte Branche fokussieren, beispielsweise beim AI.STARTUP.HUB oder beim Next Commerce Accelerator (NCA). Bei manchen Programmen erhaltet ihr finanzielle Unterstützung, bei anderen zumindest intensives Coaching, bei einigen müsst ihr Unternehmensanteile abgeben, bei einigen nicht. Man unterscheidet beispielsweise zwischen Inkubatoren, die Ideen erst noch entwickeln, und Acceleratoren, die das Wachstum beschleunigen sollen, wobei die Übergänge fließend sind. Eine führende Rolle bei der Förderung von Startups spielt in Hamburg die IFB Innovationsstarter GmbH, die Programme für verschiedene Unternehmensphasen aus öffentlicher Hand anbietet. Für die Gründungphase ist InnoFounder konzipiert.
Eine Übersicht über die Förderprogramme in Hamburg findet ihr hier.
Die erste Anlaufstelle, die euch umfassende Beratung zu allen in diesem Beitrag angesprochenen und weiteren Themen bietet, ist die Startup-Unit der Hamburg Invest. Hier könnt ihr jederzeit einen persönlichen Termin per E-Mail oder via Calendy anfragen. Praktische Hilfe bekommt ihr auch bei folgenden Institutionen:
Das Gründungszentrum der Handelskammer Hamburg berät in allen Gründungsangelegenheiten, wie der Gewerbeanmeldung, des Geschäftskonzepts und des Businessplans.
Für Gründungen mit Hochschulbezug ist Startup Port der richtige Ansprechpartner. Hierbei handelt es sich um einen Zusammenschluss der Hamburger Hochschulen, der Feedback zur Gründungsidee gibt und unter anderem bei der Beantragung eines EXIST-Stipendiums unterstützt.
Die Hamburger Existenzgründungsinitiative hei. bietet individuelle Gespräche und zahlreiche Seminare zu gründungsrelevanten Themen.
Bei den Wirtschaftssenioren teilen erfahrende Unternehmer:innen und Führungskräfte ihr in Jahrzehnten erworbenes Fachwissen.
Viele weitere Informationen zum Thema Startup-Gründung findet ihr auch hier auf unserer Webseite.