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Eigentlich ist es ganz einfach: Bei schlechter Luft in geschlossenen Räumen hilft Lüften. Aber um den bestmöglichen Effekt zu erzielen, kommt es auf den richtigen Zeitpunkt, die optimale Zeitdauer und die richtige Frequenz an. Das italienische Startup Fybra hat eine Technologie entwickelt, um das Lüften zu perfektionieren. Dank des Unterstützungsprogramm für den Markteintritt "Scaleup Landing Pad Hamburg" hat es das bereits erfolgreich in Hamburger Schulen getestet.

© Fybra: die Gründer Gaetano Lapenta und Marco Scaramelli

Ein Projekt wird zum Startup

Seit 2019 testen Gaetano Lapenta und Marco Scaramelli eine Technologie zur Verbesserung der Luft in Schulen und zur gleichzeitigen Vermeidung von Energieverschwendung im Zusammenhang mit der Belüftung. Das Projekt erwies sich als vielversprechend, und sie beschlossen, die Technologie nach umfangreichen Messungen in vier Schulen in der Region Mailand zum Patent anzumelden.

Längst ist unumstritten, dass das Mikroklima in Räumen einen wesentlichen Einfluss auf die Produktivität und das Wohlbefinden hat. Dabei spielen eine Reihe von Faktoren eine Rolle, die auf vielfältige Weise miteinander in Verbindung stehen. Dazu zählen unter anderem:

  • Temperatur der Raumluft

  • Feuchte der Raumluft

  • Kohlendioxid-Konzentration

  • Luftverunreinigungen, Gerüche

© Fybra: blaues Licht signalisiert das Ende der Lüftungsphase

Fybra hilft mit einer Ampel beim Lüften

Die optimale Wohlfühltemperatur ist individuell unterschiedlich und auch vom Geschlecht abhängig – Frauen haben es aus physiologischen Gründen lieber etwas wärmer. Ein Wert von um die 20° Celsius wird aber im Winter allgemein als behaglich empfunden. Einfacher ist die Lage der Luftfeuchtigkeit und des CO2-Gehalts. Trockene Luft ist angenehmer als feuchte und zu viel Kohlendioxid schadet dem Wohlbefinden. In der Außenluft beträgt der Anteil etwa 0,04 %, in geschlossenen Räumen gelten 0,08 bis 0,1 % als ideal. Ab 0,14 % wird es kritisch, und ein solches Ergebnis ist in einem Klassenzimmer, in dem viele Personen auf engem Raum agieren, schnell erreicht.

An Schulen wird deshalb regelmäßig gelüftet, aber häufig zum falschen Zeitpunkt, zu lang oder zu kurz. Die Konsequenzen sind eine zu niedrige Raumtemperatur im Winter, die eventuell durch zu hohe Heizkosten kompensiert werden muss, und eine nicht ausreichende Verbesserung der Luftqualität. Hier kommt das Startup Fybra ins Spiel, das 2021 aus dem Projekt von Gaetano und Marco hervorgegangen ist. Gaetano Lapenta fungiert dort als CEO, Marco Scaramelli als CTO. Mit IoT-Sensoren misst Fybra die Luftqualität und wertet die Ergebnisse in einer Cloud basierend auf einer der größten Datenbanken der Welt zur natürlichen Belüftung aus. Wann der richtige Zeitpunkt zum Lüften ist, signalisiert ein Ampelsystem. Steht dieses auf Rot, wird es Zeit die Fenster zu öffnen. Die Lüftungsphase kennzeichnet die Farbe Lila und Blau bedeutet, dass die Fenster wieder geschlossen werden sollten.

© Fybra: an einer Hamburger Schule lernen Kinder mehr über Luftqualität

Das Scaleup Landing Pad holt Fybra nach Hamburg

Das Prinzip funktioniert in aller Art von Gebäuden, auch in Privathaushalten. Dementsprechend gestaltet das Startup seine Produktpalette. Es gibt Fybra Home, Fybra Space für Büros und Fybra Therm, ein Thermostatventil, das mit dem Luftmessungssystem korrespondiert. Im Mittelpunkt steht aber Fybra School, und das hat eine Reihe von Gründen. Schulen befinden sich häufig in alten Gebäuden mit engen Räumen, was eine angemessene Belüftung schwierig macht. Außerdem ist es dem Startup wichtig, den Kindern eine gesunde Umgebung und die Chance auf konzentriertes Lernen zu geben. Der Name Fybra ist da Programm: Er ist eine Abkürzung für "For Young Brains". Und schließlich sind Familien, die gute Erfahrungen mit der Technologie gemacht haben, willkommene Multiplikatoren.

In Italien fand das Startup schnell viele Befürworter und Unterstützer, zahlreiche Schulen nutzen das Angebot testweise und wurden zu Kunden. Durch den Erfolg und zahlreiche Preise und Auszeichnungen ermutigt, steckte Fybra bald seine Fühler nach den internationalen Märkten aus. Deutschland lag da besonders nahe, als einwohnerstärkstes Land der EU und Sprungbett in die nordeuropäischen Länder. Das Interesse war beiderseitig, die Gründer erhielten Einladungen zu Events. Bei einer dieser Veranstaltungen in Berlin wurde Hamburg Invest auf Fybra aufmerksam, eine Institution, die es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, internationale Unternehmen vom Wirtschaftsstandort Hamburg zu überzeugen. Speziell auf stark wachsende Startups ist das Soft Landing Programm Scaleup Landing Pad zugeschnitten.

Förderung von Unternehmen durch internationale Innovationspartnerschaften:

Das Scaleup Landing Pad Hamburg, eine Initiative der Hamburg Invest, hat es sich zur Aufgabe gemacht, lokale Unternehmen durch Partnerschaften mit innovativen internationalen GreenTech-Scaleups zukunftssicher zu machen. Diese Initiative stellt nicht nur bahnbrechende Konzepte vor, sondern beschleunigt durch strategische Partnerschaften mit erfahrenen lokalen Firmen auch die Integration dieser jungen Unternehmen in den Hamburger Markt.

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Dieses Video zeigt Fybra beim Einsatz in einer Hamburger Schule.

Ein erfolgreicher Testlauf an Hamburger Schulen

Fybra bekam von Hamburg Invest den Tipp sich dafür zu bewerben und schaffte es 2023 zusammen mit neun anderen Scaleups ins Programm. Über das Scaleup Landing Pad bekommen die Teilnehmenden unter anderem Zugang zu einem umfangreichen Business Netzwerk, das als Türöffner in viele Branchen und Bereiche dient. Auch bei den Schulen hat es die gewünschte Wirkung erzielt, denn dort herrschte zunächst Skepsis. Die ließ sich aber rasch auflösen. 87 Schulen in Hamburg hat Fybra kontaktiert, 17 genauer unter die Lupe genommen und schließlich sieben in ein Pilotprojekt aufgenommen.

Dort wurden insgesamt 61 Luftmessegeräte angeschlossen, beteiligt waren rund 1.500 Schüler:innen. Das Projekt startete im Januar 2024 mit ersten Messungen und hatte seine aktive Phase vom 12. Februar bis 15. März. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. So sorgte der Einsatz von Fybra für eine Reduktion des CO2-Anteils von durchschnittlich 10,42 %, der Höchstwert lag sogar bei 23,58 %. Weniger signifikant war der Anstieg der Raumtemperatur, der in der Spitze aber immerhin noch bei 8,27 % lag. Neben den objektiven Verbesserungen kamen noch die subjektiven Urteile. Sowohl Lehrkräfte als auch Schulkinder empfanden die Luft als frischer und die Arbeitsbedingungen als angenehmer als vor dem Einsatz von Fybra.

© Fybra: Nicolas Borrero (International Business Development) und das Hamburger Team

Hamburg als Sprungbrett für Fybra

Fybra sorgt aber nicht nur für bessere Luft, verbunden mit dem Einsatz der Technologie ist auch ein Lernprogramm. Auf Tablets können die Schüler:innen Einsicht in die Messdaten erhalten und spielerisch naturwissenschaftliche Themen vertiefen. Das so erlernte Verständnis für die Technologie von Fybra dürfte die Bereitschaft sie auch zu nutzen weiter erhöhen. Tatsächlich fand das Pilotprojekt im April und Mai seine Fortsetzung und die Hoffnung ist groß, dass die Schulen zu langfristigen Kunden werden.

Die Signalwirkung des Projekterfolgs geht weit über die Grenzen Hamburgs hinaus. Das zeigt unter anderem die Anfang Mai verkündete Aufnahme in das Wi-Fi Sensing Program von hubraum, dem Tech-Inkubator der Deutschen Telekom. Es gibt bereits Anfragen aus Berlin und Süddeutschland, und Deutschland wirkt als Exportplattform bis hinüber in die USA. Wenn der Plan aufgeht, wird das Unternehmen, das seinen Hauptsitz weiterhin in Mailand hat, sein aktuell noch zweiköpfiges Team in Hamburg sicherlich bald ausbauen. Zusätzlichen Schub dürfte die nächste geplante Finanzierungsrunde geben. In den ersten beiden Runden konnte sich Fybra insgesamt rund zwei Millionen Euro als Eigenkapital und Zuschüssen sichern. Der nächste Betrag dürfte deutlich größer ausfallen, nicht zuletzt dank der Arbeit des Scaleup Landing Pad.

„Hamburg ist für Fybra aufgrund seines Standorts und seines Geschäftsumfelds von strategischer Bedeutung. Die Go-To-Market-Strategie beinhaltet den Aufbau von Partnerschaften mit lokalen Unternehmen und Behörden. Fybra ist davon überzeugt, dass seine Präsenz in Hamburg dazu beitragen wird, ein starkes Standbein in Deutschland zu haben.“
Gaetano Lapenta, CEO von Fybra

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