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Jobbörsen im Internet gibt es viele, wer sich dort durchsetzen will, muss deutlich machen, was ihn von den Mitbewerbern unterscheidet. JOBMATCH.ME tut das, indem es sich auf nichtakademische Berufe spezialisiert und mit der Erstellung komplexer Persönlichkeitsprofile arbeitet. Angefangen hat es mit LKW-Fahrern, inzwischen bietet die Plattform auch dank künstlicher Intelligenz eine stetig wachsende Vielfalt an Tätigkeitsbereichen.

© JOBMATCH.ME: Gründer und CEO Daniel Stancke

Zielgruppenforschung auf der Raststätte

2021 arbeiteten laut Statistischem Bundesamt 480.000 Menschen als LKW-Fahrer in Deutschland. Es waren tatsächlich in überwältigender Mehrheit Männer, der Frauenanteil in diesem Beruf beträgt gerade einmal 3 %. Zudem sind sie überdurchschnittlich alt; 35 % zählen zur Altersgruppe 55 plus. Wie in vielen anderen Bereichen wird sich hier also der Fachkräftemangel in den kommenden Jahren noch stärker als jetzt schon bemerkbar machen. Dabei sind LKW-Fahrer für die Versorgungssicherheit unverzichtbar, ein wesentlicher Teil des Güterverkehrs wird in absehbarer Zeit über die Straße laufen.

Trotzdem ist der Beruf nicht besonders beliebt. Das liegt unter anderem an der unterdurchschnittlichen Bezahlung, aber auch an der geringen gesellschaftlichen Wertschätzung. Zu dieser Erkenntnis kamen zumindest die Gründer von JOBMATCH.ME, als sie auf Autobahnraststätten Kontakt zu ihrer Zielgruppe aufnahmen. Viele hatten anscheinend nur darauf gewartet, jemandem ihr Herz ausschütten zu können, und sie erzählten von ihren privaten Problemen und dem harten Arbeitsalltag.

Das waren wichtige Aspekte für die Erstellung des Fragebogens von JOBMATCH.ME. Der umfasst selbstverständlich auch die üblichen Kategorien wie Alter, Berufserfahrung, Gehaltsvorstellungen und so weiter. Die Besonderheit stellen aber die Fragen dar, deren Beantwortung zur Erstellung eines Persönlichkeitsprofils führen. Hierbei geht es um individuelle Vorlieben, die Selbsteinschätzung zur Risikobereitschaft und ähnliche Dinge. Dabei gibt es kein richtig oder falsch, je nach Anforderungsprofil können verschiedene Eigenschaften mehr oder weniger Gewicht haben.

Eine künstliche Intelligenz (KI) analysiert, welche Arbeitsplatzbeschreibung am besten zu einem Kandidatenprofil passt, und verknüpft dann Bewerber und potenziellen Arbeitgeber. Das geschieht mit einer hohen Trefferquote, über 60 % der vermittelten Kontakte führen zu einem persönlichen Gespräch. Die endgültige Entscheidung fällen letztlich immer noch Menschen und nicht eine KI, auch wenn diese bei JOBMATCH.ME inzwischen Erstaunliches leistet, wie wir später noch erfahren werden.

© JOBMATCH.ME: Felix Kühl (CTO), Daniel Stancke (CEO), Yesica Rios (CMO) and Gunnar Wrobel (CTO)

Das Gründungsteam von JOBMATCH.ME

Gegründet wurde das Startup 2016 von Daniel Stancke. Vor JOBMATCH.ME arbeitete er viele Jahre im Personalmanagement bei Volkswagen, die meiste Zeit davon in Mexiko. Als Mitgründer war zunächst Thorsten Steinbach an Bord, er verließ das Unternehmen allerdings bereits 2017. Weitere Mitgründer und nach wie aktiv sind Felix Kühl und Dr. Gunnar Wrobel, die beide als CTO fungieren und dementsprechend für die Softwareentwicklung zuständig sind.

Und dann ist da mit Yesica Rios noch eine weitere Mitgründerin. Die Wirtschaftsingenieurin und Marketingexpertin stammt aus Mexiko und lernte Daniel bei Volkswagen kennen. Aus den beiden wurde nicht nur eine Ehepaar, sie entwickelten auch wesentliche Teile der Geschäftsidee für JOBMATCH.ME gemeinsam. Trotzdem blieb sie in den ersten Jahren des Startups zunächst im Hintergrund, als junge Mutter stand sie vor der Herausforderung, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Längst ist sie aber als CMO ins Licht der Öffentlichkeit getreten und steht für das gestiegene Ansehen und die wachsende Bedeutung von Frauen in der Startup-Welt.

© Mathias Jäger/Hamburg Startups: Dr. Gunnar Wrobel und Daniel Stancke in Austin beim SXSW Festival

Eine erfolgreiche Texasreise

Eine bedeutende Rolle in der Geschichte von JOBMATCH.ME spielt der Diplompsychologe Dr. Olaf Ringelband. Er war der erste, der als Business Angel in das Startup investiert hat. Noch wichtiger ist allerdings seine Expertise als führender Personaldiagnostiker. Mit ihr sorgt er dafür, dass der Fragebogen und das darauf basierende Persönlichkeitsprofil ein solides wissenschaftliches Fundament haben. Auch als Netzwerker hat er schon ausgezeichnete Dienste geleistet. Im März 2019 machte er sich auf die Reise von Frankfurt nach Austin, um dort das SXSW Festival zu besuchen, ein Gipfeltreffen der globalen Kultur- und Digitalszene.

Noch im Flieger kam er ins Gespräch mit zwei Managern des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte und konnte sie für JOBMATCH.ME interessieren. In Austin setzten sie die Gespräche fort, hinzu kamen Daniel und Gunnar, die mit der Hamburger SXSW-Delegation angereist waren, und drei weitere Investoren. Noch in Texas wurde man sich einig und das Ergebnis war ein Wandeldarlehen im oberen einstelligen Millionenbereich. SXSW ist ein beliebtes Ziel gerade bei Hamburger Gründer:innen, doch kaum jemals hat sich die Reise so bezahlt gemacht, wie in diesem Fall. Kein Wunder, dass Daniel immer wieder gern nach Austin zurückkehrt; 2023 war er zum dritten Mal dort.

"Hamburg war für uns eine perfekte Stadt zum Gründen. Unser PoC war damals Truck-Jobs, also Matching für LKW-Fahrer und Logistikunternehmen. Digital und Logistik- einen besseren Standort als Hamburg hätte es da nicht geben können. Beim weiteren Wachstum haben uns dann die zahlreichen Initiativen und Institutionen der Stadt exzellent unterstützt."
Daniel Stancke, CEO und Gründer von JOBMATCH.ME

Mit dem frischen Geld konnte JOBMATCH.ME seinen Wachstumskurs fortsetzen. Bereits 2018 hatte das Unternehmen seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr verfünffachen können und dabei die Millionengrenze überschritten. Anfang 2020, inzwischen hatten sich über 135.000 LKW-Fahrer auf der Plattform registriert, fiel der Startschuss für die nächste Branche: Jetzt konnten auch Pflegekräfte dort einen neuen Job finden. Die gerieten kurz darauf wegen der Covid-Pandemie in den Fokus des öffentlichen Bewusstseins und wurden geradezu zum Synonym für den Begriff „Fachkräftemangel“.

2021 weitete JOBMATCH.ME sein Angebot für die Logistikbranche aus, sowohl was die vermittelten Berufe anging, als auch geografisch: Polen kam als Markt hinzu. Schließlich öffnete das Startup die Türen, für eine weitere Branche, die durch die Pandemie erschüttert worden war. Zunächst fielen in der Gastronomie und angrenzenden Servicebereichen viele Jobs weg, dann wurde die Neubesetzung besonders schwierig, weil sich das Personal umorientiert hatte und nicht wieder zurückkehren wollte.

Nicht nur die Geschäftsbereiche hatten sich erweitert, auch die KI hatte über die Jahre ständig dazugelernt. Das führt mittlerweile manchmal zu verblüffenden Ergebnissen. So kommt es vor, dass sich eine Person für eine bestimmte Tätigkeit interessiert, von der KI aber eine ganz andere Jobempfehlung bekommt. Der Algorithmus entdeckt im Idealfall also schlummernde Talente und Neigungen, von denen man selbst noch nichts wusste. Angesichts dieser Entwicklung ist momentan nicht daran gedacht, weitere fest definierte Branchen aufzunehmen, sondern vielmehr die Plattform offener zu gestalten und dabei die Verselbstständigung der KI im Auge zu behalten.

© JOBMATCH.ME: Co-founder und CMO Yesica Rios

JOBMATCH.ME ist profitabel und konjunkturunabhängig

Einen wichtigen Meilenstein erreichte JOBMATCH.ME im August 2022. Seither arbeitet das Unternehmen profitabel. Das ist besonders relevant für die weitere Finanzierung. Die erhöhte Kreditwürdigkeit führt dazu, dass man leichter an Fremdkapital kommt und keine Unternehmensanteile abgeben muss, wie es bei den für Startups üblichen Finanzierungsrunden der Fall ist. Dass sich das Geschäft weiter positiv entwickeln wird, dafür sorgt der bereits angesprochene Fachkräftemangel, der sich auf immer mehr Bereiche ausweitet. So gesehen ist der Arbeitsmarkt von konjunkturellen Schwankungen weitgehend entkoppelt.

Im Frühjahr 2023 steht JOBMATCH.ME bei über 400.000 registrierten Fachkräften und weit über 1.000 Arbeitgebern. Diese erhalten über eine Schnittstelle eine komfortable Softwareanbindung, was vor allem für große Kunden attraktiv ist. Bis zu 20.000 Matches werden pro Monat erzielt, im Schnitt alle 2,1 Minuten eines. Am 1. April 2023 wächst das Team auf 31 Festangestellte. Und dabei wird es sicherlich nicht bleiben. Bei JOBMATCH.ME weiß man schließlich, wie man Arbeitskräfte gewinnt.


Autor

Startup City Hamburg

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