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„Computer, Diagnose!“ – Künstliche Intelligenz, kurz KI, greift den Ärzt:innen unter die Arme und versorgt sie mit Auswertungen der Vitaldaten der Patient:innen. Das war schon in den 60ern ein Traum, der aber nur in „Star Treck“ Wirklichkeit war. Die Enterprise gibt es heute zwar noch nicht, aber die KI, welche Ärzt:innen helfen, sind Realität. Hinter gleich mehreren steht das Hamburger Startup AdaLab.

Gegründet wurde das Startup von Angelie Kraft, Florian Woeste und Anton Wiehe. Die drei studierten zusammen an der Universität Hamburg Intelligent Adaptive Systems und überlegten, was sie mit dem erworbenen Wissen machen könnten. Auf die Idee, KI für medizinische Zwecke zu verwenden, ist das Trio gekommen, weil sie etwas gesucht haben, bei dem sie keine ethischen Bedenken hatten. „Klar kann man auch KI für Commercial Marketing machen und ist nicht gleich der Teufel, aber man ist deutlich schneller in einer Grauzone als eben zum Beispiel in der Medizin“, erklärt Florian.

Ein weiterer Vorteil in dem Feld ist die Verfügbarkeit von Daten. Um eine KI zu trainieren, benötigt man immer einen möglichst großen Satz an Trainingsdaten. Diesen zu bekommen ist oft mit erheblichem Aufwand verbunden. Da in der Medizin sehr viele Daten gemessen und erfasst werden, gibt es auch viele Möglichkeiten, diese Daten mit einer KI aufzuarbeiten. Auch an Interesse seitens der Ärzt:innen mangelt es nicht. „Wir hatten jetzt Gespräche mit mehr als 20 Unikliniken. Die haben alle Datensätze, welche sie sich gerne analysieren lassen würden. Manchmal mangelt es dann am Geld, aber in den meisten Fällen mussten wir wegen der Datenschutzanträge lange warten“, erzählt Florian. Für ein kleines Team wie AdaLab ist das immer wieder ein Problem.   

© Mediaserver Hamburg

Zusammenarbeit mit der Charité und dem UKE

Trotzdem mangelt es nicht an Projekten. Die erste Analyse im medizinischen Bereich für AdaLab war eine Zusammenarbeit mit der Berliner Charité. Das Universitätsklinikum hatte acht Jahre lang Daten über das sogenannte Postoperative Delirium (POD) gesammelt. Das ist eine vorübergehende Störung des Gehirns, welche nach einer Operation auftreten kann. Betroffene haben dann unter anderem Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit, klarem Denken oder ihrer Reaktionszeit. Nachdem die Charité mit eigenen Mitteln ihre Blutwerte, Bilddaten und Gutachten ausgewertet hatte und noch mehr aus diesen Daten herausholen wollte, wandte sich das Universitätsklinikum an das Hamburger Startup. Zusammen arbeiten sie bis heute daran, die Vorhersage des Postoperativen Deliriums basierend auf Daten von Patient:innen zu verbessern.

Das ist nicht das einzige Projekt von AdaLab. Parallel arbeitet das Team mit dem Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf daran, kritische Hirndruckphasen vorherzusagen. So können Ärtz:innen früher auf sogenannten intrakraniellen Druck reagieren und Hirnschäden dadurch verhindern. Zusammen mit dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein hat das Hamburger Startup den Verbrauch von sogenannten Thrombozyten Konzentraten untersucht. Das ist eine Art Blutkonzentrat, welches bei der Stillung von Blutungen hilft. Leider ist dieses Konzentrat nicht sehr lange haltbar. Zu wissen, zu welchem Zeitpunkt, wie viel dieses Konzentrats wahrscheinlich gebraucht wird, ist für ein Krankenhaus deshalb eine sehr wichtige Information.

© AdaLab, MockUp der neuen App von AdaLab

Eine App für Mediziner:innen

Die neueste Idee von AdaLab ist eine App für Mediziner:innen, um ihnen bei der Betrachtung von Blutwerten zu helfen. „Ärzte lesen Blutberichte wie eine Zeitung. Sie haben gar nicht die Zeit, alles bis auf das letzte Wort zu lesen, sondern überfliegen vieles“, erklärt Florian. „Deshalb arbeiten wir an einem Tool, das hilft, Zusammenhänge zu entdecken.“ Dabei sollen die Analysen durch KI nie den Ärzt:innen Entscheidungen abnehmen, sondern zusätzliche Informationen bieten, um bessere Entscheidungen treffen zu können.

Die nächste Station für das Startup ist, ihre KI zu tatsächlichen Medizinprodukten zu machen. Das hat sich das Team von AdaLab vorgenommen. Der Weg dahin ist allerdings teuer und aufwändig. Die KI muss sich dafür in klinischen Studien beweisen, welche Zeit und mehrere hunderttausend Euro kosten. Dafür konnte sich das Startup seine erste Förderung, InnoRampUp bei der IFB sichern. Bisher wurde das Unternehmen von einem Investor und den Einnahmen aus den laufenden Projekten getragen. Um die angestrebten Ziele zu erreichen, will AdaLab wachsen und parallel an mehr Projekten arbeiten. Wichtig ist dem Team dabei, gesund zu wachsen und wenige, aber dafür passende Leute zu finden.

© AdaLab: Alpha-Version des 'Musik zu Musikvideo' -Tools Plazma

Kunst im Nebengewerbe

Als AdaLab angefangen hatte, waren sie sich noch nicht sofort sicher, in welches Feld es gehen sollte. Neben der Medizin war die zweite Überlegung zunächst die generative Kunst. Also Werke, die von einer KI generiert werden. „Das Problem dabei war, Kunden zu finden, die nicht nur Sammler sind und ein Werk kaufen wollen“, erzählt Florian. Daher entschlossen sie sich, den Fokus des Startups hin zur Medizin zu bewegen.

Trotzdem ist die Idee, neben der Medizin auch noch an Kunst zu arbeiten, nie ganz verschwunden. Anton, der leitende Programmierer, hat neben seiner eigentlichen Tätigkeit als Hobby daran weitergearbeitet und so ein zusätzliches Projekt für AdaLab aufgetan. Während generierte Bilder von DALL-E 2, Midjourney oder StableDiffusion bereits Runden im Internet machen, gibt es noch keine gute Möglichkeit, ganze Videos zu generieren. Mit ihrem ´Musik zu Musikvideo´- Tool, Plazmapunk, ändert AdaLab das nun. Die Alphaversion ist vor einigen Wochen online gegangen.

Vielen Dank, Florian, für das interessante Gespräch. Wir wünschen AdaLab alles Gute für die Zukunft!


Autor

Startup City Hamburg

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