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Startups gelten als besonders innovativ, weil sie flexibel und anpassungsfähig agieren können: In einem sich ständig wandelnden Marktumfeld profitieren sie von ihrer geringen Unternehmensgröße und Agilität, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können und innovative Neuerungen zu testen. Zudem herrscht in Startups durch flache Hierarchien und eine offene Kommunikation eine dynamische Arbeitsatmosphäre, in der Ideen frei ausgetauscht und weiterentwickelt werden. Oft arbeiten Startups direkt an der Schnittstelle von Wissenschaft, Technologie und Marktbedürfnissen und sind dadurch in der Lage, innovative Branchenlösungen zu entwickeln. Für Gründer:innen bietet die Startup-Kultur ein ideales Umfeld, um ihre Visionen zu verwirklichen und gleichzeitig wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Investor:innen finden hier die Möglichkeit, in vielversprechende neue Technologien und Geschäftsmodelle zu investieren, die potenziell ganze Branchen transformieren könnten. Die Fähigkeit, schnell zu skalieren und Nischenmärkte zu erschließen, macht Startups attraktiv für Kooperationen.

© Tim Schweisfurth

Prof. Dr. Tim Schweisfurth von der Technischen Universität Hamburg erforscht am dortigen Institut „Organizational Design and Collaboration Engineering“ wie Unternehmen innovative Lösungen entwickeln können. Wir durften ihn zum Innovationspotenzial von Startups befragen:

©Mediaserver Hamburg

Wohin entwickelt sich das Thema Innovation?

Schweisfurth: Innovationsprozesse verteilen sich, weil Arbeitsprozesse zunehmend digitaler werden und gleichzeitig immer mehr Personen im Homeoffice arbeiten. Früher konnten vergleichsweise wenig Menschen an einem Innovationsprozess teilnehmen, üblicherweise war das die Forschungs- und Entwicklungsabteilung eines Unternehmens. Dort wurden Ideen generiert und die Abteilungsleitung hat entschieden, welche davon weiterverfolgt wurden. Mit Hilfe moderner IT-Systeme nehmen heute viel mehr Stakeholder:innen an diesen Kreativitätsprozessen teil. Ebenso können Innovationsideen von sehr viel mehr Personen bewertet werden.

Welche IT-Tools helfen bei der Ideengenerierung?

Schweisfurth: Wenn eine Firma zum Beispiel innerhalb der nächsten drei Stunden Ideen von zehntausend Leuten zu einem bestimmten Thema generieren möchte, dann kann man auf einer Crowdsourcing-Plattform eine Challenge hochladen und quasi im Handumdrehen sehr viele Vorschläge erhalten. Zur Ideenbewertung kann man ebenfalls per Crowdvoting abstimmen lassen. Durch diese Möglichkeiten ist der Innovationsprozess dezentral und verteilt. Das hat hinsichtlich der Arbeitsteilung klare Vorteile: Man kann andere Expert:innen leicht mit einbeziehen und die Ideen sind diverser. Nachteilig ist, dass je mehr Leute an dem Prozess beteiligt sind, sich einzelne Personen für ihre Vorschläge weniger verantwortlich fühlen.

„Innovative Ideen entstehen oft außerhalb der Unternehmen.“
Prof. Dr. Tim G. Schweisfurth, Technische Universität Hamburg

Welche Rolle spielen Startups dabei?

Schweisfurth: Startups sind wichtig für neue Ideen und Innovationen, denn diese entstehen oft an der Peripherie von Systemen, wenn man einen neuen oder anderen Blickwinkel auf bestehende Dinge hat. Wenn ein Unternehmen sich lange mit den gleichen Dingen beschäftigt und bereits in bestimmte Lösungen viel investiert hat, sind die Entscheider:innen oft kognitiv ein bisschen eingefahren und sehen mitunter neue Lösungen nicht oder scheuen die Veränderung: Zum Beispiel bräuchte man vielleicht für eine neue Idee eine bestimmte Produktionstechnik, die man aber nicht hat. Oder die Bestandskunden sind mit dem bisherigen Produkt zufrieden, obwohl man mit einer Innovation ganz neue Kundenkreise gewinnen könnte.

©Mediaserver Hamburg

Wie können große Organisationen von der Zusammenarbeit mit Startups profitieren?

Schweisfurth: Um Ideen und Entwicklungsprozesse steuerbar zu machen, brauchen große Organisationen üblicherweise formalisierte Standards. Diese machen aber sehr behäbig und sind wiederum der Feind von Kreativität und Innovation. Deshalb fällt es in der Regel den kleinen Unternehmen leichter zu experimentieren und innovieren. Neue Ideenvorschläge kommen also eher von Personen, die sich bisher noch nicht viel mit dem betreffenden Problem beschäftigt haben und dadurch einen frischen Blick auf das Thema werfen. Zu diesen wertvollen Ideengeber:innen zählen auch Startups, die durch ihre agilere Innovationskultur und den Umstand, dass sie wenig oder nichts in bereits bestehende Anwendungen investiert haben, einfach freier sind und experimentieren können. Gerade Startups aus Universitäten verfügen über neuestes technologisches Wissen und sind in der Lage, mit diesen technologischen Innovationen sehr frei experimentieren zu können, indem sie neue Anwendungen finden.

Was behindert Startups hinsichtlich ihrer Innovationsfähigkeit?

Schweisfurth: Das Wachstum von Startups führt zu organisatorischen Herausforderungen: Anfangs sind im Unternehmen nur ein paar Menschen beschäftigt, arbeiten agil mit schnellem Austausch untereinander. Mit zunehmendem Erfolg steigt die Anzahl der Mitarbeitenden und es werden mehr Abteilungen und Führungsebenen gebildet. Darunter leidet dann schnell die interne Kommunikation, die zuvor ja viel informeller und leichter stattfand. Die Herausforderung für Startups – und im Grunde jede Firma – liegt darin, eine gesunde Balance zwischen Differenzierung und Integration zu halten. Das bedeutet auch, die Grenzen des Unternehmens festzulegen und Mechanismen zu etablieren, wie man sich nach dem Prinzip der „Open Innovation“ mit der Außenwelt koordiniert, um externes Wissen einzuholen und neue Trends zu beobachten.

Wie treiben Startups eigene Innovationen voran und bleiben zukunftsfähig?

Schweisfurth: Gerade Startups müssen sich am Markt gut vernetzen, da ihnen anfangs die finanziellen Möglichkeiten fehlen, um alles selbst entwickeln und umsetzen zu können. Man kann zum Beispiel eine Person aus dem Unternehmen bestimmen, die auf Fachmessen und Businessevents aktiv das Netzwerk pflegt. Empfehlenswert ist auch, auf explizites Wissen zu setzen und zum Beispiel Patentanalysen zu recherchieren. Gute Möglichkeiten eröffnen auch Forschungskooperationen mit Universitäten. Allerdings darf man die Generierung von Wissen und Ideen auch nicht zu weit treiben: Ein Startup muss schließlich auch die Fähigkeit haben, diese neuen Ideen und Impulse umzusetzen und auf den Markt zu bringen. Wenn man die tollsten Ideen hat, aber daraus kein Produkt oder keine Dienstleistung entwickelt, bringt das dem Unternehmen auch nichts und bindet nur Kapazitäten. Idealerweise hat man immer von beidem ein bisschen.

3 Tipps, wie Startups innovativ bleiben:

 1.      Interne Kommunikation fördern
Intern kurze Kommunikationswege und ungezwungene Gelegenheiten etablieren, um den informellen Ideenaustausch der Mitarbeitenden abteilungsübergreifend zu fördern.

2.      Stetiges Networking betreiben
Eine extrovertierte Person benennen, die Spaß am Networking hat und sich regelmäßig auf Branchen- und Businessevents austauscht.

3.      Trends und Forschung beobachten
Kontakt zu Hochschulen und Forschungsabteilungen halten, die für dein Startup lokal und inhaltlich wichtig sind.

Welche Förderungen und Technologien brauchen deutsche Startups und wieso?

Schweisfurth: In Deutschland gibt es leider verhältnismäßig wenig Wagniskapital von privaten Geldgeber:innen, das speziell für die frühen Phasen eines Startups verfügbar ist. Ich habe den Eindruck, dass in Deutschland unternehmerischer Spirit vergleichsweise wenig zählt. Besonders wenn jemand bereits mit einer Firma gescheitert ist, wird eher konservativ und misstrauisch gedacht, anstatt die wertvolle Erfahrung des unternehmerischen Scheiterns anzuerkennen. Für die Zukunft brauchen gerade innovative Startups schnellere Prozesse hinsichtlich der Bereitstellung von Fördermitteln. Dafür benötigen wir auch mehr sinnvoll eingesetzte Digitalisierung und KI. Öffentliche Förderungen sind sinnvoll, wenn sie schnell und unkompliziert verfügbar sind, zum Beispiel Innovationsgutscheine für Startups, die sie in Weiterbildung zum Beispiel in Form von Coaching umwandeln können.


Autor

Startup City Hamburg

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