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Viele Startups haben sich den Kampf gegen den Klimawandel auf die Fahnen geschrieben, oft entwickeln sie Technologien und Konzepte zur Verringerung des CO2-Ausstoßes. Bei CO2OPT aus Hamburg steht die optimale Reifenauswahl von LKW im Fokus, die den Kraftstoffverbrauch verringert und so die Klimabilanz verbessern kann.

© CO2OPT: Benjamin Bartsch, Frank Seeger und Siddhant Tibrewal von CO2OPT.

Viel Reifen-Know-how im Gründerteam von CO2OPT

Hohe Benzinpreise und steigendes Umweltbewusstsein führen dazu, dass immer mehr Menschen darauf achten, möglichst kraftstoffsparend Auto zu fahren. Zu den gängigsten Tipps gehört das vorausschauende Fahren, um heftiges Bremsen zu vermeiden, rechtzeitiges Hochschalten, um im niedrigeren Drehzahlbereich zu bleiben, oder die Vermeidung unnötigen Ballasts, um das Fahrzeuggewicht gering zu halten. Für Profis wie Logistikunternehmen kommt noch ein weiterer wesentlicher Faktor hinzu: die Bereifung der Fahrzeugflotte.

Mit Reifen kennt sich Frank Seeger bestens aus. 16 Jahre war er für Continental, ein führendes Unternehmen aus dieser Branche, tätig, unter anderem als Director of Sales in Mexiko und bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten. 2020 nahm er sich ein Sabbatical-Jahr und entwickelte die Idee zu CO2OPT. Die offizielle Gründung des Startups fällt dann in das 2. Halbjahr 2021. Als Mitgründer dabei sind Benjamin Bartsch, der ebenfalls lange für Continental gearbeitet hat, und Siddhant Tibrewal, ein Softwareexperte, der an der TU Hamburg studiert hat.

Das Grundprinzip seiner Geschäftsidee erklärt CO2OPT anhand einleuchtender Vergleiche. So seien High Heels für den Strandspaziergang ebenso ungeeignet wie Sandalen fürs Bergsteigen. Und selbst ein Weltrekordsprinter wie Usain Bolt könnte mit schweren Stiefeln kein Rennen gewinnen. Noch naheliegender ist ein Beispiel aus dem Motorsport. Bei der Formel 1 entscheidet die richtige Reifenwahl oft über Sieg oder Niederlage.  

Anders als bei Autorennen kommt es beim Güterverkehr auf der Straße selbstverständlich nicht auf die höchstmögliche Geschwindigkeit an, sondern auf den niedrigstmöglichen Kraftstoffverbrauch. Bei der Reifenauswahl sind dort eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen. So sind bei mehrachsigen LKW die Achsen unterschiedlichen Belastungen ausgesetzt, abhängig zum Beispiel davon, wo sich die Fracht befindet. Ein weiteres Kriterium ist der Einsatzort; in bergigen Regionen ist der Energieaufwand größer als im Flachland. Auch der befahrene Untergrund spielt eine Rolle; eine Schotterpiste stellt andere Anforderungen an die Reifen als Asphalt. Die entscheidende Messgröße ist hier der Rollwiderstand.

© CO2OPT: Screenshot von der Webseite

Theoretische Berechnung in der Praxis bestätigt

Da sich die Umstände, unter denen ein LKW unterwegs ist, je nach Tour ändern können, gibt es nicht die eine optimale Reifenausstattung. Daher ist es wichtig, das Einsatzprofil eines Fahrzeugs genau zu kennen. Große Hilfe leisten hierbei die von den Unternehmen erhobenen Telematikdaten. Anhand dieser Informationen lassen sich Tourenpläne optimieren, sodass einzelne Fahrzeuge idealerweise immer unter sehr ähnlichen Bedingungen im Einsatz sind. Das macht es leichter, eine Reifenauswahl zu treffen, welche das bestmögliche Einsparungspotenzial bietet. Dabei kommt in der Regel mehr als ein Reifentyp pro LKW zum Einsatz, was unter anderem, wie schon erwähnt, mit der unterschiedlichen Achsenbelastung zusammenhängt.

CO2OPT nutzt bei der Datenanalyse und den daraus resultierenden Empfehlungen künstliche Intelligenz. Die hat auch ermittelt, dass eine Reduzierung der Kraftstoffkosten um bis zu 10 % möglich ist. Ein umfangreicher Praxistest kann das mittlerweile bestätigen. Ein Transportunternehmen, das für einen globalen Automobilhersteller fährt, legte zu Testzwecken innerhalb eines Jahres 300.000 Kilometer zurück. Teils blieben die LKW mit der ursprünglichen Bereifung ausgestattet, teils fuhren sie mit den von CO2OPT empfohlenen Reifen. Vorhergesagt war ein Einsparpotenzial von 4 bis 7 %, das sich in der Realität auch bestätigte.

Dabei ist CO2OPT ein Softwareunternehmen und kein Reifenhändler. Das Startup spricht dabei lediglich Empfehlungen aus, sichert dabei vollständige Neutralität zu und kann die optimalen Reifen vermitteln. Das Geschäftsmodell bietet noch weitere Services in Sachen Reifenmanagement. Die Kunden können mit geringem Aufwand einen digitalen Zwilling ihres Fuhrparks erstellen. Die Telematikdaten lassen sich manuell übermitteln. Empfohlen wird jedoch die Verwendung einer Schnittstelle (REST-API), die eine automatische und kontinuierliche Datenübertragung ermöglicht. Ein lückenloser Informationstransfer ist auch deshalb sinnvoll, weil so die künstliche Intelligenz geschult wird und immer präzisere Analysen liefern kann.

© Mathias Jäger/Hamburg Startups: Frank Seeger, CEO vom CO2OPT beim Pitchen auf der EXPO von Plug and Play

Steigerung der Bekanntheit durch Kooperationen und Pitcherfolge

Zur Steigerung der Bekanntheit von CO2OPT und seiner Software zur Reifenanalyse trägt die Kooperation mit KRONE bei, einem traditionsreichen Familienunternehmen für Nutzfahrzeuge. Auf der Kundenplattform gibt es einen Link zum Angebot von CO2OPT. Der Kontakt zu KRONE kam über den Digital Hub Logstics in der Hamburger Speicherstadt zustande, mit dem das Startup in vielfältiger Weise verbunden ist. So hat es dort auch seine Firmenadresse und nutzt das exzellente Netzwerk. Zudem fand dort im März 2022 ein Pitchwettbewerb für Logistik-Startups aus der Eventreihe StartAperitivo statt. CO2OPT gewann dabei nicht nur die Publikumsabstimmung, sondern auch die Aufmerksamkeit eines großen Hamburger Unternehmens, das später für erste Umsätze sorgte. 

Mit dem ersten Platz bei StartAperitivo begann eine kleine Serie mit Pitcherfolgen. Dazu gehören der Sieg bei der Expo von Plug and Play in der Factory Hammerbrooklyn in Hamburg im Oktober 2022 und auf der SLUSH in Helsinki in November. Angetreten waren dort Startups aus den vier deutschen Metropolen Berlin, München, Köln und eben Hamburg. CEO Frank Seeger freute sich besonders darüber, dass bei diesem Pitch das Thema Warentransport auf der Straße im Mittelpunkt stand. Der ist nach wie vor unverzichtbar und wird es auf absehbare Zeit auch bleiben. Umso wichtiger, dass dafür Lösungen entwickelt werden, welche die CO2-Emmissionen so weit wie möglich reduzieren.

"Unser Hauptbüro haben wir im HK100, dem Coworking Space der KRAVAG Versicherung. Neben der tollen Infrastruktur profitieren wir auch dort vom exzellenten Netzwerk. Im Rahmen von verschiedenen Events konnten wir unseren Bekanntheitsgrad verbessern und erste Kunden gewinnen. Und Hamburg Invest unterstützt uns dabei, an attraktiven Startup Veranstaltungen wie zum Beispiel der Slush in Helsinki oder dem Web Summit in Lissabon teilzunehmen."
Frank Seeger, CEO CO2OPT
© CO2OPT: Siddhant Tibrewal, Benjamin Bartsch und Frank Seeger von CO2OPT.

CO2OPT geht auf Wachstumskurs

CO2OPT arbeitet daran, sein Serviceangebot kontinuierlich zu erweitern. Für Neuentwicklungen in 2023 müssen bestehende Kunden der ersten Stunde nichts zusätzlich bezahlen, sie sind im Gesamtpaket für 89 Euro pro Jahr und Fahrzeug enthalten. Eines der Themen, an denen mit Nachdruck gearbeitet wird, ist das automatische Tracken der aktuellen Bereifung, das Basis für anschließende Optimierungen des Kraftstoffverbrauchs ist. Schon jetzt lassen sich über WhatsApp Fotos der Reifen an CO2OPT schicken, die aber naturgemäß nur einen ungefähren Eindruck vermitteln können. Für die exakte Messung der Profiltiefe gibt es bereits elektronische Geräte. Der Clou wäre nun, diese so auszustatten, dass sie die Daten direkt in die Reifenmanagement-Software von CO2OPT übertragen könnten.

Stichwort Software: CO2OPT beschäftigt ein internationales Entwicklerteam von Freelancern, das in Ländern wie Indien, Pakistan und Nigeria beheimatet ist. Die vierköpfige Kernmannschaft sitzt aber nach wie vor in Hamburg, was das Startup für die gerade bewilligte Förderung durch das InnoRampUp-Programm der IFB Innovationsstarter GmbH qualifiziert hat. Wenn alles klappt, wird im Frühjahr dann die erste große Finanzierungsrunde abgeschlossen. Bei CO2OPT zeigt man sich diesbezüglich optimistisch, denn Geschäftsmodellen, die zum Klimaschutz beitragen, gehört definitiv die Zukunft.


Autor

Startup City Hamburg

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