AiDiA – viel mehr als nur ein Startup-Wettbewerb
AiDiA, der Pitchwettbewerb für Schwarze Startup-Gründer:innen, findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Beheimatet in Hamburg, erregt das Event inzwischen international Aufmerksamkeit. Und das Team von AiDiA hat in der Zukunft noch sehr viel mehr vor.
Es begann mit dem Verein Future of Ghana Germany
2015 gründete Lucy Larbi den gemeinnützigen Verein Future of Ghana Germany (FoGG). Damals arbeitete sie für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) als Junior Education Consultant, inzwischen ist sie in der Unternehmensberatung im Bereich der agilen Organisations- und Produktentwicklung tätig. FoGG hat es sich zum Ziel gesetzt, Schwarzen Menschen in Deutschland zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen, vor allem im wirtschaftlichen und beruflichen Kontext. Dafür baut der Verein Netzwerke auf, um den Austausch von Erfahrungen und Wissen zu ermöglichen, und initiiert Projekte, die dem Zweck dienen, die sozioökonomische Entwicklung von Deutschen mit afrikanischem Migrationshintergrund voranzubringen.
Zu den von FoGG durchgeführten Veranstaltungen gehörten auch Afterwork-Treffen, die zwischen 2017 und 2020 im Hamburger Coworking Space Mindspace stattfanden. Dabei wurde deutlich, wie viele beeindruckende Schwarze Unternehmer:innen es gibt, die aber viel zu wenig bekannt sind. Daraus entstand die Idee zu AiDiA, dem ersten Pitchwettbewerb, bei dem von Afrodeutschen geführte Startups im Mittelpunkt stehen. Die Buchstabenkombination steht für den Begriff „AfroDiAspora“ und wird wie das englische Wort „idea“ ausgesprochen.
Ein Erfolg auch dank sorgfältiger Planung
Die Planungen für das Event begannen 2020. Schnell konnte Lucy für das Projekt Mitstreiter:innen gewinnen und ein Kernteam von 12 Personen zusammenstellen. Viele von ihnen kommen aus der Unternehmensberatung und dem Marketing, einige haben schon selbst gegründet. Entsprechend professionell gingen sie bei der Vorbereitung des Events vor und bedienten sich dabei Methoden, die auch bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen und Produkten bei Startups üblich sind. Das beinhaltet flexibles und agiles arbeiten in kleinen Schritten, die jederzeit Korrekturen erlauben.
Für ein schlüssiges und überzeugendes Konzept war also gesorgt. Die größte Herausforderung war nun, das Projekt auch finanziell abzusichern. Eine Crowdfunding-Kampagne Anfang 2022 übertraf zwar das angestrebte Ziel und brachte rund 12.500 Euro ein, doch das allein hätte noch nicht ausgereicht, auch nicht zusammen mit den Einnahmen aus Eintrittsgeldern. Sponsoren mussten her, zu einem Zeitpunkt, als die Pandemie noch das Eventgeschehen beeinflusste und längerfristige Planungen erschwerte. Zudem wollte AiDiA nicht als Wohltätigkeitsveranstaltung verstanden werden, sondern mit Innovationskraft und wirtschaftlicher Relevanz überzeugen.
Das gelang auch. Namhafte Sponsoren wie Paypal, Snipes, die Techniker Krankenkasse und die Otto Group leisteten ihre Beiträge, sodass am 3. September 2022 Preisgelder in einer Höhe von 53.000 Euro ausgegeben werden konnten, ein außergewöhnlicher Betrag für einen Startup-Wettbewerb. Allein 30.000 Euro gingen an Augustina B. Busiah und ihr Startup Oheema Green Housing, das aus Plastikmüll Baumaterial für Häuser herstellt. Nicht nur für sie erwies sich AiDiA als großer Erfolg, die ganze Veranstaltung begeisterte mit mitreißenden Pitches und vielen Beispielen Schwarzer Exzellenz, unternehmerischer, kultureller und kulinarischer Art. Keine Frage, das es da eine Fortsetzung geben musste!
2023 ist AiDiA mehr als nur ein Event
Die findet nun am 2. September 2023 statt. In diesem Jahr bleibt es bei AiDiA aber nicht bei einem einmaligen Ereignis. Am 24. August startet die Pre-Week, die auf das große Pitchfinale einstimmen soll. Auf dem Programm stehen zehn Veranstaltungen, in Hamburg unter anderem eine Rooftop Party, eine Basketball Challenge und ein zusammen mit Black Female Business veranstaltetes Netzwerktreffen für Frauen. Weitere Standorte sind Berlin, Düsseldorf, Köln und Wien. Die neue internationale Ausrichtung spiegelt sich auch bei den AiDiA-Finalisten wider. Der Wettbewerb findet in zwei Kategorien statt. Beim „Ideenpitch“ stehen die Gründer:innen noch ganz am Anfang ihrer Entwicklung. Hier ist unter anderem als einziges Hamburger Startup Fades & Braids qualifiziert, das eine Hairstyling-App entwickelt.
In der Kategorie „Gründerpitch“ hoffen fünf bereits aktive Unternehmen auf den erneut mit 30.000 Euro dotierten Hauptpreis. Kwame AI aus Zürich präsentiert mit EsqA, ein digitales Tool, das umfassende juristische Recherchen ermöglicht. RasaTabula aus Rostock stellt einen plastikfreien Fußball her, zurzeit noch komplett in Handarbeit. Cloudoplex aus dem niederländischen Venlo berät Unternehmen bezüglich der Verringerung ihrer CO2-Emissionen. IVY POW aus Mainz bietet Pflegeprodukte für alle Haartypen. Und die Sankofa Sprachschule aus Berlin geht mit einer App zur Erlernung afrikanischer Sprachen ins Rennen.
Komplettiert wird das Programm durch Livekonzerte, den Auftritt eines Comedians, Catering mit Afrodeutscher Fusionküche und einer großen Aftershowparty. Somit bekommt AiDiA fast schon den Charakter eines Festivals, das verschiedene Aspekte Schwarzen Lebens zelebriert. Damit will es das AiDiA-Team, das nach wie vor größtenteils ehrenamtlich agiert, aber nicht bewenden lassen. Geplant sind eine weitere Professionalisierung und Internationalisierung sowie eine erhebliche Ausweitung des Angebots.
Die Zukunft von AiDiA steht auf drei Säulen
Schon im kommenden Jahr soll AiDiA möglichst auf drei Säulen stehen. Selbstverständlich wird der Pitchwettbewerb das wichtigste Element bleiben, er wird dann allerdings kein singuläres Ereignis mehr sein, sondern Teil einer Business & Culture Messe. Hier werden Themen wie Diversity und Inklusion im Mittelpunkt stehen und den Teilnehmenden die Möglichkeit geben, Erfahrungen aus verschiedenen Kulturen für sich zu nutzen. Dabei hat dort dann nicht nur die Schwarze Community ihren Platz, auch religiöse Vereinigungen finden dort beispielsweise eine Bühne.
Die zweite Säule soll ein Accelerator für die an dem Pitch teilnehmenden Startups bilden. Gedacht ist hier eine Kooperation mit bereits bestehenden Förderprogrammen. Dritter Punkt ist der Aufbau eines weitreichenden Netzwerks, das über eine Mitgliedschaft zahlreiche Vorteile bietet. Das können vergünstigte Tickets bei Veranstaltungen sein, Workshops und andere Fortbildungsmaßnahmen und einiges mehr.
All das ist Zukunftsmusik und sicherlich noch einigen Änderungen unterworfen. Wenn man aber sieht, mit welcher Durchschlagskraft das AiDiA-Team bisher agiert hat, ist von ihm auf jeden Fall noch einiges zu erwarten. Ob Hamburg weiter der wichtigste Veranstaltungsort bleiben wird, ist ebenfalls noch offen, auch andere Städte haben bereits ihr Interesse bekundet. Zu wünschen wäre es auf jeden Fall, denn dieser ganz besondere Startup-Wettbewerb ist ein echtes Aushängeschild für unsere Stadt.