Spätestens seit der Covid-Pandemie weiß jede:r, welche Gefahr für die Gesundheit von Viren und Bakterien ausgehen kann. Die wenigsten wissen allerdings, dass UV-C-Licht ein hervorragendes Desinfektionsmittel ist. Diese Tatsache macht sich das Hamburger Startup UVENTIONS für die Desinfizierung von Aufzügen zunutze und konnte dafür bereits namhafte Partner gewinnen.
UVENTIONS hat Gründer mit viel Erfahrung
Gegründet wurde UVENTIONS bereits vor Corona, im Oktober 2019. Die Gründer brachten eine Menge Berufserfahrung mit. So war CEO Daniel Ehlers, ein Betriebswirt, gut 14 Jahre für ein Beratungsunternehmen tätig, das sich auf Aufzüge und Fahrtreppen spezialisiert hat. CTO Axel Großklaus hat als Informatiker Hardware und Software für verschiedene Branchen entwickelt und ist ein Cybersecurity-Experte. Als Co-Founder wird zudem noch Christian Wessel geführt, der vor allem beratend tätig ist.
Ein Problem, dem Daniel Ehlers immer wieder begegnete, war die unzureichende Hygiene in Aufzügen. Gerade in viel genutzten Aufzügen ist eine regelmäßige Reinigung angebracht, doch die kostet Zeit und Personal und damit Geld. Zudem finden eine Filterung oder ein Austausch der Luft kaum statt. Für Viren und Bakterien herrschen daher ideale Bedingungen sich zu verbreiten.
Einer der natürlichen Feinde der Mikroorganismen ist Ultravilolettstrahlung. Auch für Menschen ist UV-Licht schädlich und kann, abhängig von Dauer und Intensität der Bestrahlung, zu Sonnenbrand, Trübung und schlimmstenfalls Hautkrebs führen. Bei Viren und Bakterien ist die Auswirkung noch drastischer: Hier zerstören UV-Wellen die DNA, die Zellen sterben ab. Bei UV-Licht gibt es drei Typen: A, B und C. Für die Desinfektion verwendet UVENTIONS UV-C, den Typ mit dem niedrigsten Wellenlängenbereich.
UVPANEL nennt sich das Gerät, das UVENTIONS für die Ausstrahlung des UV-Lichts entwickelt hat. Es lässt sich unkompliziert an die Decke eines Aufzugs montieren. Dann wird es an die bereits vorhandene Stromversorgung angeschlossen. Eine Einbindung in die Aufzugssteuerung oder andere Aufzugskomponenten ist nicht erforderlich. Ein besonderer Clou beim UVPANEL ist die dort eingebaute Sensortechnik, die für die Aussteuerung des UV-C-Lichts eine entscheidende Rolle spielt.
Spezielle Sensoren steuern den Einsatz
Auch wenn eine kurzzeitige Aussetzung mit UV-Licht für Menschen noch keine ernsthaften Konsequenzen hat, sollte sie dennoch vermieden werden. Deshalb sorgt die Überwachung mit Sensoren dafür, dass sich niemand im Aufzug befindet, wenn die Desinfektion aktiviert wird. Naheliegend wäre ein Bewegungsmelder, doch der würde nicht bemerken, wenn beispielsweise eine Person regungslos am Boden liegt. Zum Einsatz kommen deshalb Time of Flight-Sensoren, die mit Lichtpulsen die Aufzugskabine abtasten und dort befindliche Objekte registrieren.
Ist der Aufzug nachweislich leer, beginnt sofort die UV-C-Desinfektion und sorgt damit quasi für Hygiene in Echtzeit. Sobald eine Person die Kabine betritt, setzt sie wieder aus. Die Dauer eines Desinfektionsvorgangs ist so ausgelegt, dass auch hartnäckige Viren und Bakterien beseitigt werden. Es findet also keine Dauerbestrahlung statt, wenn der Aufzug mal über längere Zeit nicht benutzt wird. Das Verfahren beseitigt mit nahezu einhundertprozentiger Sicherheit Viren und Bakterien, ein Wert, der auch bei gründlichster manueller Reinigung nicht zu erreichen ist, schon gar nicht, was die Kontaminierung der Luft angeht. Zudem ermöglicht das UVPANEL eine Dokumentation aller Desinfektionsvorgänge.
Der erste funktionierende Prototyp entstand 2021, marktreif wurde das UVPANEL dann 2022. Bereits zwei Jahre zuvor machte UVENTIONS mit der UVBASE auf sich aufmerksam. Das Gerät, das an eine Schublade erinnert, desinfiziert mittels UV-C-Licht allerlei kleinere Alltagsgegenstände wie Mobiltelefone oder auch FFP2-Masken. Der damalige Wirtschaftssenator Michael Westhagemann ließ sich das bei einem Besuch im August 2020 vorführen.
Rückenwind gab es nicht nur aus der Politik. Eine erste Finanzierungsrunde konnte UVENTIONS bereits im Juni 2020 abschließen. Beteiligt waren insgesamt fünf Parteien, drei Unternehmen und zwei Privatpersonen. Im November gab es dann eine Förderung durch das InnoRampUp-Programm der IFB Innovationsstarter GmbH. Eine weitere Finanzierungsrunde, dieses Mal in Millionenhöhe, verkündete das Startup schließlich im Februar 2021. Beteiligt waren wieder drei der Bestandsinvestoren und die IFB über den Corona Recovery Fonds. Neu dazu kam die BraWo Capital GmbH.
Starke Partner bringen UVENTIONS auf Wachstumskurs
Finanziell war UVENTIONS also vorerst abgesichert, nun kam es darauf an, für die Entwicklung und den Test der Produkte die geeigneten Kooperationspartner zu finden. Das gelang unter anderem durch die Teilnahme an dem in München beheimateten Accelerator TechFounders. Einer der Unterstützer dieses Förderprogramms ist Miele Professional. Zusammen mit diesem Unternehmen erbrachte UVENTIONS einen ersten Proof of Concept für die automatisierte Hygiene in sanitären Einrichtungen. Hierbei wurden sowohl die technische Realisierbarkeit wie auch die Marktakzeptanz geprüft.
Die Zusammenarbeit mit Miele Professional ist ein Indiz dafür, dass sich das UVPANEL grundsätzlich in vielen Bereichen einsetzen ließe, etwa auf Toiletten, Umkleidebereichen oder Wartezimmern in Krankenhäusern oder Kliniken und Pflegeheimen. Praktisch ist das aber noch nicht umgesetzt, momentan liegt der Fokus auf Aufzügen, hier ist die Anwendung besonders einfach zu realisieren. So sind beispielsweise die Aufzüge des Rathauses der Stadt Lüdenscheid schon seit ein paar Monaten mit den Geräten ausgestattet.
Einen echten Meilenstein für UVENTIONS stellt die Zusammenarbeit mit TK Elevator dar, die im November 2022 publik wurde. Das ehemals zum Thyssenkrupp-Konzern gehörende Unternehmen ist einer der größten Hersteller und Servicedienstleister von Aufzugsanlagen. Es agiert in über 100 Ländern an mehr als 1.000 Standorten und beschäftigt über 50.000 Mitarbeitende. Die Kooperation betrifft vor allem gemeinsame Marketing- und Vertriebsaktivitäten für das UVPANEL.
Die Vorteile des Standorts Hamburg
So aufgestellt, kann das Startup nun endgültig den Kurs Richtung Wachstum einschlagen. Produziert wird in Deutschland, wobei Einzelteile importiert werden müssen, weshalb es zwischenzeitlich zu Lieferengpässen kam. Die konnten aber die grundsätzlich positive Entwicklung nicht bremsen. Entsprechend fällt der Kommentar zu Standort Hamburg aus: