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Leasen statt Kaufen – in vielen Bereichen ist das bereits gang und gäbe. Warum sollte das nicht auch bei Geräten für Gastronomie und Büro funktionieren, dachten sich drei Freunde und gründeten 2018 Flexvelop. Der Erfolg gab ihnen recht, gerade hat das Startup seinen Hauptsitz in die Elbchaussee verlegt und steht unmittelbar vor der Verkündung seiner ersten großen Finanzierungsrunde.

© Mathias Jäger/Hamburg Startups: Dr. Hans-Christian Stockfisch, CEO von Flexvelop, bei einem Pitch in 2019

Die Idee stammt aus Australien

Angefangen hat alles bei der Marine. Für zwölf Jahre hatten sich dort Dr. Hans-Christian Stockfisch, Hans-Christian Mergel und Dr. Ephraim Robbe verpflichtet. In dieser Zeit reifte bei dem Trio der Wunsch, nach Beendigung des Dienstes bei der Bundeswehr, gemeinsam ein Startup zu gründen. Noch fehlte die zündende Idee, doch die kam Hans-Christian Stockfisch, als er vorübergehend für eine Investmentfirma arbeitete.

Dabei erfuhr er von einem australischen Unternehmen, das mit einer speziellen Form des Leasings seine Umsätze machte. Beim Begriff „Leasing“ denken die meisten zunächst wahrscheinlich an Straßenfahrzeuge für den gewerblichen oder privaten Gebrauch. Tatsächlich macht die Branche hier die mit Abstand größten Umsätze, aber auch größere Produktionsmaschinen sind ein wichtiger Geschäftsbereich. Die Australier hatten sich dagegen auf kleinere Geräte fokussiert, die normalerweise nur zum Kauf angeboten werden.

Hans-Christian Mergel hatte sich nach seiner Zeit bei der Marine zunächst an einem Pizzalieferservice beteiligt. Daher kannte er eines der grundlegenden Probleme der Gastronomie. Die Umsätze schwanken dort häufig und sind schwer zu kalkulieren und die Margen sind oft gering. Die Anschaffung professioneller Küchengeräte kann da zur echten Herausforderung werden, wenn der Anschaffungspreis die aktuelle Liquidität übersteigt und ein Bankkredit keine Option ist. Hier könnte also Leasing die Lösung sein.

Unter dieser Prämisse gründeten die drei Ex-Soldaten 2018 Flexvelop. Welchen Schwerpunkt das junge Unternehmen zunächst setzte, mach schon das ursprüngliche Firmenlogo deutlich. Das „x“ bildeten nämlich überkreuzte Messer und Gabel. Der Name selbst setzt sich aus dem Begriff „Flexible Development“ zusammen, in dem das Versprechen steckt, den Kunden Flexibilität bei der Entwicklung ihres Unternehmens zu ermöglichen. Daraus entstanden ist auch das Fantasieverb „flexen“, das die von Flexvelop entwickelte Form des Leasings beschreibt.

© Mathias Jäger/Hamburg Startups: eine Neonversion des Flexvelop-Logos

Corona sorgte für Kurswechsel bei Flexvelop

Als Startup legte Flexvelop von Beginn an großen Wert auf eine möglichst unkomplizierte und digitale Abwicklung des Leasingprozesses. Den idealen Partner dafür fand es in Sebastian Deutsch, der bis heute als CTO geführt wird. Vor allem aber ist Sebastian Gründer des Bochumer Softwareunternehmens 9elements, das bereits seit 1999 existiert und für zahlreiche namenhafte Unternehmen arbeitet. Daher ist das IT-Team von Flexvelop im Ruhrgebiet angesiedelt. Dank des Know-hows und auch der finanziellen Absicherung durch 9elements konnte das Hamburger Startup sicher sein, eine technisch einwandfreie Lösung entwickeln zu können.

Deren Entwicklung dauerte allerdings ihre Zeit, erst Ende 2019 war die Software reif für den Markt. Was wenige Monate später geschah, ist allgemein bekannt und hatte unmittelbaren Einfluss auf das Geschäftsmodell. Die Corona-Pandemie traf die Gastronomiebranche besonders hart, viele Betriebe mussten sich auf das Außer-Haus-Geschäft beschränken oder zumindest vorübergehend vollständig schließen. Für Flexvelop drohten also die Kunden wegzubrechen, bevor man sie überhaupt erreichen konnte. Zum Glück verschafften die Soforthilfen des Bundes und der Hamburger Förderbank IFB dem jungen Unternehmen die notwendige Luft, um sein Kundenklientel zu definieren.

"Insbesondere als FinTech profitieren wir von der Unterstützung der IFB (InnoFinTech), dem Rückhalt im Senat, sowie der Nähe zur Handelskammer und dem Finanzplatz Hamburg. Außerdem ist für uns die Stadt Hamburg einfach die lebenswerteste Stadt. Doch am Ende bleibt der Aufbau eines Startups unabhängig von jedweder Unterstützung und Rahmenbedingung stets einfach knallharte Arbeit.“
Dr. Hans-Christian Stockfisch, CEO Flexvelop

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This video explains how Flexvelop works

Neuer Geschäftsfokus: Büroausstattung

Mitte 2020 stieg mit Hans-Christian Mergel einer der Urgründer aus. Er hatte zusammen mit dem anderen Hans-Christian noch eine Immobilienentwicklungsfirma betrieben und wollte sich nun ganz auf dieses Projekt konzentrieren – mit großem Erfolg. Aber auch bei Flexvelop ging es voran, nachdem man sich auf die Ausstattung von Büros konzentrierte. Marvin Nelle, Head of Sales und seit 2018 im Team, konnte den Onlinehändler Notebooksbilliger.de als ersten großen Partner gewinnen, es folgten die Elektronikfachmärkte von Expert.

Starke Partner sind essentiell für das Geschäftsmodell, denn durch sie erfahren potenzielle Kunden von dem Angebot von Flexvelop. Spielen wir das an einem einfachen Beispiel einmal durch. Ein Unternehmen plant, für seine Mitarbeitenden fünf neue Laptops, kann sich aber zu einem Kauf momentan nicht durchringen. Der Händler schlägt als Alternative dann „Flexen“ vor. Wird der Vorschlag angenommen, kauft Flexevelop die Geräte und gibt sie an den Kunden weiter. Der zahlt dann eine wöchentliche Gebühr, eine Versicherung ist dabei ohne Aufpreis automatisch mit drin.

Nach sechs Monaten können die Kunden dann entscheiden, ob sie die Geräte dauerhaft zu einem Restkaufpreis übernehmen möchten, der selbstverständlich immer niedriger ausfällt, je länger die Leasingphase andauert. Nach zwölf Monaten ist dann die Rückgabe möglich oder die wochenweise Verlängerung des Mietverhältnisses. Erfahrungsgemäß übernimmt die Mehrzahl der Kunden die Geräte, eine Tatsache, die Banken und Investoren von Flexvelop ihr finanzielles Engagement erleichtert.

© Mathias Jäger/Hamburg Startups: das Hamburger Team von Flexvelop in seinem neuen Büro

Flexvelop richtet sich am Prinzip des ehrbaren Kaufmanns aus

2021 konnte das Startup daher seine Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 800.000 Euro abschließen. Das Geld nutzte es, um Angebot und Kundenstamm weiter auszubauen. Mittlerweile gibt es kaum ein Gerät mit einem Kaufpreis zwischen 300 und 20.000 Euro, das über Flexvelop nicht zu beziehen wäre. Ähnlich breit gefächert ist die Kundschaft. Viele kleinere Unternehmen und auch Freelancer gehören dazu, aber auch eine der größten Unternehmensberatungen der Welt. Ob groß oder klein, sie alle behandelt Flexvelop nach dem hanseatischen Prinzip des ehrbaren Kaufmanns.

Trotzdem stand im Herbst kurzzeitig zur Diskussion, den Unternehmensschwerpunkt von Hamburg nach Nordrhein-Westfalen zu verlegen, weil eine schon fest eingeplante Finanzierung doch nicht zustande kam. Die Förderung durch das InnoFinTech-Programm der IFB Innovationsstarter GmbH schloss im Herbst jedoch die Lücke. Inzwischen sieht es so aus, als stünde die Verkündung der nächsten Finanzierungsrunde unmittelbar bevor.

Am Standort Hamburg ist Flexvelop mehr verankert denn je. Bis vor kurzem nutzte es HK100, den Coworking Space des Logistikversicherers KRAVAG, als Büro. Gerade ist es in die Elbchaussee umgezogen, eine der feinsten Adressen in Hamburg. Das beeindruckt auch eher konservative Geschäftspartner aus der Finanzbranche. Dabei sind die Kosten für ein Startup erschwinglich, man ist Untermieter bei der traditionsreichen Reederei Vega. Zu der hatte Hans-Christian zu Marinezeiten Kontakt aufgenommen, was sich jetzt auszahlt. Flexvelop ist eben durch und durch hanseatisch.

"An Hamburg schätzen wir insbesondere die weltoffene und gleichzeitig zurückhaltende Mentalität untereinander. Jedes Startup macht sein Ding, man hilft sich natürlich auch gerne gegenseitig, aber niemand schmiert dem anderen ständig die eigene Story aufs Brot."
Dr. Hans-Christian Stockfisch, CEO Flexvelop

Autor

Startup City Hamburg

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