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©Frau Siemers Fotografiert: Marie-Lene Armingeon und Miriam Schütt, Gründerinnen von SofaConcerts

Wer heutzutage „Wohnzimmerkonzert“ googelt, erhält weit über 200.000 Treffer und jede Menge entsprechende Angebote. 2014 war das noch ganz anders, damals war der Begriff kaum bekannt und ein solches Musikerlebnis eine exklusive Angelegenheit. Bei einer Geburtstagsfeier eines Freundes aus der Musikbranche kamen Miriam Schütt und Marie-Lene Armingeon erstmals in den Genuss eines Konzerts, das in einer Privatwohnung stattfand. Sie waren sofort von der intimen Atmosphäre und dem direkten Kontakt mit der Band begeistert und waren sich schnell einig: Einen Abend wie diesen wollten sie für möglichst viele Menschen erlebbar machen!

Die beiden Gründerinnen kennen sich bereits seit der Schulzeit. Nach dem Abitur entschied sich Miriam zunächst für ein BWL-Studium und Marie-Lene eines auf Lehramt. Ihre gemeinsame Liebe zur Musik erleichterte ihnen die Entscheidung, sich selbstständig zu machen und gemeinsam das Startup SofaConcerts ins Leben zu rufen. Dabei prägten sie zugleich einen Begriff, den es vorher so noch nicht gab. Zum Glück stellte sich schnell heraus, dass sie mit ihrer Begeisterung für die Idee nicht allein dastanden. Ihre Plattform war erst wenige Stunden online, da meldete sich schon der erste Künstler aus Kanada dort an.

©Henrik Wiards

Musik funktioniert überall

Das Konzept funktionierte von Anfang an international, nicht zuletzt, weil es so einfach verständlich wie universell umsetzbar ist. Bands und Musiker:innen stellen sich auf der Webseite von SofaConcerts vor, unter anderem mit Standort und Musikstil. Privatpersonen, die bei sich zu Hause ein Konzert stattfinden lassen möchten, zum Geburtstag, zur Hochzeitsfeier oder einfach so, können sich den Act aussuchen, der ihnen am meisten zusagt. Daraus ergibt sich dann das klassische Wohnzimmerkonzert. Natürlich eignet sich auch die Gartenlaube als Auftrittsort, oder das Büro und der Laden, denn schnell hatten nicht nur einzelne Personen, sondern auch Unternehmen das Angebot für sich entdeckt.

An Nachfrage mangelte es also von Beginn an nicht, ebenso wenig an der Förderung durch Institutionen der Stadt Hamburg. 2014 etablierte die Hamburg Kreativ Gesellschaft den Music WorX Accelerator (inzwischen heißt er Inkubator). Dieses Förderprogramm speziell für Startups aus der Musikbranche ist einzigartig in Deutschland und findet auch international kaum seinesgleichen. SofaConcerts war eines der ersten Teams, das in das Programm aufgenommen wurde, und profitierte vor allem von der zielgerichteten Vernetzung. Noch heute besteht eine gute Verbindung zu MusicWorX.

Eines der erfolgreichsten Startup-Programme Hamburgs ist InnoRampUp der IFB Innovationsstarter GmbH. Mehr als 140 junge Unternehmen haben seit 2013 insgesamt fast 20 Millionen Euro erhalten. Gefragt sind dort in erster Linie laut Ausschreibung „technologisch hochgradig innovative Geschäftsmodelle“. Nun erscheint SofaConcerts auf den ersten Blick vielleicht nicht als typisches Tech-Startup, doch für den Betrieb eines möglichst reibungslosen und komfortabel funktionierenden Marktplatzes ist auch eine gehörige Portion IT-Know-how erforderlich. Die Förderung durch InnoRampUp ermöglichte die Einstellung des CTOs Robert Heinen, der bis heute bei SofaConcerts arbeitet.

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Das Video "Sofa Surprise in the City" war ein internationaler Erfolg.

Emotionale Videos sorgen weltweit für Aufmerksamkeit

Für viele Startups sind die Steigerung der Bekanntheit und damit verbundene Marketingaktivitäten eine oft kostspielige Herausforderung. SofaConcerts zog früh die Aufmerksamkeit der Medien auf sich, schon zum ersten Pressetermin erschienen die namhaftesten lokalen Zeitungen. Musik ist ein hochemotionales Thema, das die Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und Identität berührt. SofaConcerts spielt diese Karte geschickt und überzeugend in Videos aus. 2016 sorgte ein Clip mit einem mitten in Hamburg aufgestellten Sofa, das Schauplatz eines spontanen Konzerts wird, weltweit für Aufsehen. Bis nach Brasilien schwappte die Welle der viralen Kampagne mit insgesamt über 32 Millionen Kontakten.

Ein weiterer Coup war der Undercover-Auftritt des populären deutschen Musikers Bosse, der sich unter dem Pseudonym Jimmy Folks einen Wohnzimmerauftritt verschaffte. Bei der Demaskierung war die Überraschung groß und das nächste Hitvideo im Kasten. Dank solch erfolgreicher Kampagnen konnte sich SofaConcerts ein lukratives Nebengeschäft aufbauen. Das Startup entwickelt inzwischen auch musikalische Marketingkonzepte für bekannte Unternehmen. Das Marketing in eigener Sache besorgen oft die Kund:innen. Sie teilen ihre Glückserlebnisse in den sozialen Medien, geben Höchstbewertungen und informieren manchmal sogar lokale Medien über ihre Erlebnisse.

Wenn um öffentliche Aufmerksamkeit geht, gibt es für deutsche Startups kaum eine bessere Adresse als die TV-Show „Die Höhle der Löwen“. Ein Auftritt dort lässt zumindest kurzfristig Nachfrage und Umsatz in ungeahnte Höhen schnellen. SofaConcerts wurde von Senderseite mehrfach angefragt, und im September 2019 hatten Miriam und Marie-Lene dann ihre Sendezeit im Hauptabendprogramm. Zum Deal kam es nicht, zu weit lagen ihre Vorstellung und die des potenziellen Investors Georg Kofler auseinander. Trotzdem folgte der erhoffte Boom, vorübergehend verdreifachte sich der Zugriff auf die Plattform.

Vorübergehend auch deshalb, weil schon wenige Monate später das Geschäft komplett zusammenbrach. Die Corona-Pandemie machte im Frühjahr 2020 Konzerte aller Art unmöglich, für schon abgerechnete und jetzt abgesagte Veranstaltungen musste das Geld zurückgezahlt werden. Ein Schock, doch das Team von SofaConcerts verfiel nicht in Schockstarre, sondern stampfte innerhalb weniger Tage ein neues Geschäftsmodell aus dem Boden. Nun konnte man bei Musiker:innen musikalische Grußbotschaften bestellen und als Video verschenken. Eine Frau, die zum 90. Geburtstag ein digitales Cellokonzert erhielt, sprach vom schönsten Geschenk ihres Lebens. Die Medien waren wieder zur Stelle, sogar die Nachrichtensendung heute berichtete, und manche Künstler:innen verdienten sogar besser als zuvor.

Dieses aus der Not geborene Angebot besteht noch heute und verleiht SofaConcerts noch mehr wirtschaftliche Solidität. Momentan ist die Nachfrage nach Livekonzerten riesig, es herrscht ein enormer Nachholbedarf, aber wer weiß, ob und wie sich die Lage noch einmal verschärft. Profitabel war das Startup schon nach wenigen Jahren, weshalb es sich bei der Suche nach Investoren lange zurückgehalten hat. Inzwischen sind ausgewählte Business Angels an Bord. Zu ihnen gehört Folkert Koopmans, Chef der Konzertagentur FKP Scorpio und unter anderem Veranstalter des Hurricane Festivals. Dort trat in diesem Jahr auch die Leipziger Popband 2ersitz auf, die einige ihrer ersten Engagements über SofaConcerts bekommen hatte.

©SofaConcerts: Geschäftsführer Peter Wilhelm

SofaConcerts passt perfekt zur Musikstadt Hamburg

Das Startup versteht sich also durchaus als Startrampe für Talente, bei denen man sich oft fragt, warum sie nicht schon längst berühmt sind. Einige sind es inzwischen sogar, wie Lea, die mit ihren Alben regelmäßig Top 10 Platzierungen erreicht und zahlreiche Fernsehauftritte absolviert hat. Oder Meadows, dessen Song „The Only Boy Awake“ mehr als 42 Millionen Aufrufe bei Spotify erreichen konnte. Momentan sind rund 7.000 Acts aus 25 Ländern im Angebot, und auch wenn der Geschäftsschwerpunkt auf dem deutschsprachigen Raum liegt, machen die Aktivitäten im Ausland 40 % aus. Das alles stemmt SofaConcerts mit einem kompakten Team von zehn Personen. Marie-Lene hat sich mittlerweile aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen, bleibt aber Gesellschafterin. Als Geschäftsführer ist dafür Peter Wilhelm dazugekommen.

Unternehmensmittelpunkt ist und bleibt Hamburg, seit dem Aufstieg der Beatles eine Musikstadt von internationalem Ruf.

„Ich könnte mir keine bessere Stadt für SofaConcerts vorstellen. Hier gibt es eine tolle Kulturlandschaft, viele unserer internationalen Künstler:innen machen Halt in Hamburg und schauen bei uns im Büro vorbei, und auch die Startup-Szene ist sehr lebendig und hilfsbereit. Man kennt und unterstützt sich. Ich kann Hamburg als Gründungsstandort nur empfehlen!“
Miriam Schütt, Gründerin von SofaConcerts

Autor

Startup City Hamburg

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