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Lignin ist ein vielversprechendes Biomaterial, das weltweit in der Industrie tonnenweise produziert wird. In den meisten Fällen endet es jedoch als Abfallprodukt. Das Startup Lignopure ändert das. Mit ihrer selbst entwickelten Technologie schöpft Lignopure das Potenzial des nachwachsenden Rohstoffes aus und trägt so zu einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen bei.

© Lignopure: Daniela Arango (CPO), Joana Gil (CEO) und Dr. Wienke Reynolds (CTO)

Joana Gil (CEO) erforschte in ihrer Doktorarbeit an der TUHH die Leistung verschiedener Lignine in unterschiedlichen Konsumgütern und erkannte das Potenzial von Lignin für biowissenschaftliche Anwendungen wie Kosmetika, Lebensmittel und Pharmazeutika. Aus dieser Forschung gingen einige Patente für die Herstellung von feinen Ligninpartikeln hervor. Daraufhin kam sie auf die Idee, einen möglichen Business Case für dieses neue Produkt zu untersuchen, und holte Dr. Wienke Reynolds (CTO) und Daniela Arango (CPO) mit an Bord. So begann 2019 die Reise von Lignopure!

Wir wollten mehr über Lignopure und ihre Idee erfahren und wissen was der Rohstoff Lignin überhaupt ist und was er alles kann. So sind wir mit Daniela Arango, CPO von Lignopure, ins Gespräch gekommen.

© Lignopure

Magst du uns nochmal näher erläutern was Lignopure macht und was das Biomaterial Lignin genau ist?

Daniela: Lignopure produziert neuartige Inhaltsstoffe aus Lignin, dem zweithäufigsten Biopolymer der Erde. Lignin stammt aus Pflanzen, zum Beispiel Bäumen oder Getreiden. Es verleiht ihnen Struktur und bietet Schutz. Die molekularen Eigenschaften dieses Biopolymers spiegeln sich in potentiellen Funktionalitäten wie UV-Schutz, Antioxidation, natürlicher Farbe und vielen anderen interessanten Eigenschaften wider.

Lignin wird von Bioraffinerien auf der ganzen Welt in großen Mengen produziert, bleibt jedoch ein kaum genutztes Material. Lignopure hat eine eigene Technologie entwickelt, um Roh-Lignin in feine Partikel umzuwandeln. Die Partikel sind so geformt, dass sie in verschiedene Pflegeprodukte wie Sonnencremes und andere Kosmetika eingearbeitet werden können. Unsere Technologie und unser Know-how erschließen die potenziellen Funktionen von Lignin, die sonst für hochwertige Anwendungen nicht nutzbar sind. Lignopure möchte der Hauptproduzent von Inhaltsstoffen auf Ligninbasis werden, die zunächst die Kosmetikindustrie beliefern. In Zukunft könnten auch Anwendungen in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie hinzukommen.

...Biobasierte Alternativen, die mit dem Gesundheits- und Umweltschutz in Einklang stehen, aber auch wertvoll genug sind, um eine dauerhafte Veränderung zu bewirken.

Von der Entwicklung der Idee bis zur Gründung eures Startups im Jahr 2019 – was waren eure drei wichtigsten Learnings?

Daniela: Im Laufe der Entwicklung von einer Geschäftsidee zu einem funktionierenden Startup standen wir vor wichtigen Fragen, die uns veranlassten, uns anzupassen und zu lernen. Vor allem mussten wir flexibel sein. Wir begannen mit einer Vision, die wir je nach wirtschaftlicher Machbarkeit und den tatsächlichen Bedürfnissen des Marktes völlig umgestaltet haben. Um ein nachhaltiges Produkt auf den Markt zu bringen, ist es entscheidend, einen echten Wert zu schaffen, auch das mussten wir lernen. In unserem Fall ist es zum Beispiel nicht nur so, dass wir mit einem Biopolymer arbeiten, sondern dass es tatsächlich Funktionalitäten bietet, die von Kund:innen wie Kosmetikformulierer:innen, Hersteller:innen und dem/der Endverbraucher:in nachgefragt werden. Und schließlich ist es wichtig, ein starkes Team mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Hintergründen aufzubauen. Ein Team, das es uns ermöglicht, zu wachsen und die Dinge mit anderen Augen zu sehen.

© Lignopure

2019 habt ihr den Future Hamburg Award gewonnen, inwieweit hat euch das nach vorne gebracht und von welchen Hamburger Institutionen habt ihr Unterstützung erhalten? 

Daniela: Es war ein großer Schub in Bezug auf Vertrauen und Anerkennung von wichtigen Stakeholder:innen; es hat unser Netzwerk erweitert und uns Zugang zu sehr guten Mentor:innen verschafft. Wir hatten auch die Möglichkeit, von anderen erfolgreichen Hamburger Startups zu lernen.

Viele Hamburger Institutionen haben sich an unserem Prozess beteiligt, angefangen von der Technischen Universität Hamburg, TUTECH, dem Startup Port und Hamburg Innovation bis hin zur IFB, die derzeit unsere Investoren sind.

Wie würdest du das Team hinter Lignopure beschreiben? Was macht euch aus? 

Daniela: Wir sind ein mutiges Team, das entschlossen ist, ein neuartiges Material auf den Markt zu bringen, von dem viele lieber die Finger lassen. Mit fünf verschiedenen Nationalitäten und unterschiedlichen akademischen Hintergründen ist es uns gelungen, ein gutes Gleichgewicht zwischen technischen Fähigkeiten und Unternehmergeist zu erreichen.

©Lignopure

Welchen wichtigen Tipp habt ihr speziell für weibliche Startup-Gründerinnen in Hamburg? 

Daniela: Lasst euch nicht einschüchtern. Vor allem nicht von dem falschen Argument, dass Frauen mehr Chancen eingeräumt werden, nur um Quoten zu erfüllen. Dies ist ein billiger Trick, um mit eurem Selbstvertrauen zu spielen, der leider immer noch weit verbreitet ist. Ohne die richtigen Fähigkeiten und die nötige Entschlossenheit wären wir nicht in der Lage gewesen so viel zu erreichen und uns mit anderen beeindruckenden Unternehmern zu messen. Und das wichtigste: Vertraut in euch selbst und die Arbeit, die ihr geleistet habt. Scheut euch nicht davor, eure harte Arbeit zu zeigen und darauf aufzubauen.

Welche Pläne habt ihr für 2022/2023? 

Daniela: Wir optimieren unsere Demoanlage, in der bereits Produktionsversuche laufen. Unser Ziel ist es, zu wachsen. Zu diesem Zweck beginnen wir mit unserer Serie A der Investition. Wir wollen die Marktreife unseres ersten Inhaltsstoffs LignoBase erreichen, der voraussichtlich 2023 in den Markt für Farbkosmetik und Sonnenpflege eintreten wird. Außerdem wollen wir unser Team erweitern und unsere Partikeltechnologien und unser Portfolio diversifizieren. 

Liebe Daniela, wir bedanken uns herzlich bei dir für das interessante Gespräch und wünschen dir und Lignopure weiterhin viel Erfolg!


Autor

Startup City Hamburg

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